BVB-Rakete Karim Adeyemi Das ist das Geheimnis seines plötzlichen Erfolgs

BVB-Rakete Karim Adeyemi : Das ist das Geheimnis seines plötzlichen Erfolgs
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Keine neun Sekunden. 65 Meter, mit Ball am Fuß. Ein Gegenspieler, dazu der Torwart. Doch als Karim Adeyemi seinen Raketenantrieb einmal gezündet hatte, konnte ihn keiner stoppen. „Meep-Meep“, wie der „Roadrunner“ aus dem gleichnamigen Cartoon, scherzte Trainer Edin Terzic. Adeyemis Weltklasse-Solo quer über den Platz beim 1:0 gegen den FC Chelsea musste der 21-jährige BVB-Stürmer immer wieder und wieder beschreiben. Erklärungen und Geheimnisse rund um den spektakulären Sprint.

Wichtige Nachhilfe in der BVB-Kabine

Die Sicht des Spielers: Tief in der eigenen Hälfte gestartet, scheuchte Adeyemi Chelseas Enzo Fernandez mit seinem Turboantritt vor sich her. „Ich habe mir beim Tor nur gedacht: Irgendwie muss ich den Ball vorbeilegen“, berichtete Adeyemi. Er wählte einen passenden Moment, zog links am Weltmeister vorbei. „Dann kommt der Torwart raus und dann ist es ein bisschen Glück.“ Und Können: Weil der BVB-Stürmer auch im höchsten Tempo volle Ballkontrolle behält, legt er sich die Kugel an Torhüter Kepa vorbei und spitzelt sie über die Linie. Ein Traumtor, angemessen zelebriert mit einem Rückwärts-Salto.

Das Vorgespräch in der Halbzeit: In der Pause, schilderte Terzic, habe er Adeyemi eine kurze Videosequenz aus der ersten Hälfte gezeigt. Auch da gab es für den Linksaußen die Chance, mit dem Ball am Gegner vorbeizuziehen, aber Adeyemi bremste ab, wählte den sicheren Weg. Der Nachhilfeunterricht fruchtete. Beim Tor habe er dann seine Geschwindigkeit genutzt, lobte der Trainer. Frontal im Eins-gegen-eins sei er kaum zu verteidigen. In der Bundesliga stellte er vor zehn Tagen mit 36,7 km/h einen neuen Temporekord auf. Terzic: „Das ist eine Waffe, die für jeden Abwehrspieler schwer zu verteidigen ist.“

Bei Adeyemi hat es klick gemacht

Die Leistungsentwicklung: Karim Adeyemi als „man of the match“ im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Chelsea – darauf hat seit der Ankunft des Nationalspielers bis zur WM-Pause wenig hingedeutet. Von RB Salzburg gekommen, hatte er Anpassungsschwierigkeiten, musste auch im Kopf den Kompass neu justieren. „Das BVB-Trikot mag etwas schwerer sein, die Erwartungshaltung ist eine andere als in Salzburg“, schilderte Terzic. Es dauerte, bis es bei Adeyemi „klick“ machte.

Edin Terzic legt Karim Adeyemi die Hände auf die Schultern.
Edin Terzic spricht Karim Adeyemi das Vertrauen aus. © picture alliance/dpa

„Man darf nicht vergessen, er ist noch ein ganz junger Kerl.“ Der offenkundig begriffen hat, dass die nächste Entwicklungsstufe auf dem Weg zum Fußballstar nicht durch Auto-Accessoires für zig Tausend Euro zustandekommt, sondern durch Arbeit im Training. „Karim hat sich nach der WM sehr fleißig zurückgemeldet. Er hat sich ein paar Dinge vorgenommen und auch im persönlichen Umfeld ein paar Sachen umgestellt“, erklärte Terzic weiter, ohne ins Detail zu gehen. Er habe seit Wochen gespürt, „jetzt dauert es nicht mehr lange, dann belohnt er sich“. Drei Tore in seinen jüngsten drei Partien (Leverkusen, Freiburg, Chelsea) sprechen für sich. Adeyemi lapidar: „Neues Jahr, neues Glück.“

Taktische Adaption hilft Adeyemi

Die taktische Anpassung: Seine Endschnelligkeit gehörte zu den Gründen, warum der BVB Adeyemi nach langer Beobachtungszeit letztlich verpflichtete. Wenn er wie beim Tor gegen Chelsea nach einem perfekten ersten Ballkontakt in die Beschleunigung kommt, ist er schwer aufzuhalten. Darauf müssen sich auch gegnerischen Abwehrreihen einstellen. Doch es dauerte, bis Adeyemi in Dortmund seine richtige Position fand. Rechts vorne im 4-2-3-1 fand er sich nur schwer zurecht. Seit dem Leverkusen-Spiel setzt ihn Terzic auf dem linken Flügel ein, was sich prompt ausgezahlt hat.

Außerdem geht es darum, ihn in den richtigen Räumen und Situationen an den Ball zu bringen. Eben dann, wenn er bestenfalls schon in Strafraumnähe sein Tempo in den direkten Duellen gewinnbringend einsetzen kann. „Er hat ein paar Dinge adaptiert“, erklärte Terzic. In der Analyse der ersten Saisonphase sei aufgefallen, dass der BVB sehr, sehr viele Kontersituationen geschaffen habe – ohne jegliche Effizienz. Das hat sich nun geändert. „Unsere Offensivspieler müssen zusehen, dass sie auf die Torschützenliste kommen“, hatte der Coach im Herbst gefordert. Mitte Februar sagt er nun über Adeyemi: „Jetzt ist er endlich angekommen.“

Neue Idee für den BVB-Speiseplan?

Das Geheimnis des Erfolgs: Für tiefschürfende Analysen sind Spieler-Interviews unmittelbar nach Abpfiff selten geeignet. Auf die Frage nach dem Geheimnis hinter seiner Schnelligkeit hatte Adeyemi in der Nacht zu Donnerstag dennoch Erhellendes und Erheiterndes beizusteuern. Woher er seinen Speed habe, wollte ein Reporter wissen. „Gute Gene“, antwortete der Borusse. Die Geschwindigkeit hat sicher mit Veranlagung zu tun. Ein anderer Grund sorgte eher für Staunen. „Afrikanisches Essen“, ergänzte Adeyemi, „Fufu“. Der Brei aus Maniok oder Yams gilt vor allem in Westafrika als Grundnahrungsmittel. Von einer Wunderwirkung war bislang nichts bekannt. Aber BVB-Chefkoch Dennis Rother könnte den Tipp ja mal in den Speiseplan aufnehmen.

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