BVB-Pressing schlägt noch zu oft fehl Edin Terzic geht den Weg der kleinen Schritte

BVB-Pressing schlägt noch zu oft fehl: Edin Terzic geht den Weg der kleinen Schritte
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Es braucht nicht viel mehr als ein Aquarium als Anschauungsmaterial. Wenn Borussia Dortmund Pressing spielen will, dann sei das „wie bei einem Fischschwarm“, hat Julian Brandt erklärt. Auf bestimmte Zeichen bewegen sich alle in dieselbe Richtung und erreichen gemeinsam mehr, als einer allein es vermag. Schwarm-Intelligenz eben. In diesem Fall wollen die Fische, also die BVB-Profis, den Ball angeln. Sticht ein Spieler aus der verabredeten kompakten Formation heraus, müssen automatisch die Mitspieler auf den besprochenen Wegen folgen. Einheitlich wie ein Schwarm. Mit instinktivem Verständnis. Pressing erfordert Koordination, Präzision und Teamwork. Eine Aufgabe, an der der BVB arbeiten muss.

Schlechtes BVB-Timing gegen Köln

Edin Terzic feilt mit seiner Mannschaft an den Feinheiten. Das Ziel ist klar umrissen: Möglichst viele Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte will Borussia Dortmunds Trainer sehen. Aktuell liegt die Vorgabe bei drei erfolgreichen Raubzügen pro Spielhälfte. „Das wären dann sechs pro Partie. Daraus sollen dann neun werden, zwölf und so weiter.“ Gegen Köln ließ die Umsetzung – in der Regel aus der 4-4-2-Ordnung heraus – zu wünschen übrig. In Testspielen gelang das konzertierte Anlaufen besser.

Ist keine direkte Rückeroberung des Balls im Gegenpressing möglich, zieht sich der BVB in eine kompakte Formation zurück. „Diese Zone haben wir im Laufe der Rückrunde angepasst“, erläutert Terzic. Zuvor gelang die Abstimmung nicht gut genug, „das Spielfeld wurde sehr groß“. Logisch, die Gegner fanden nach dem Überspielen der ersten Linie viel grüne Wiese vor. Nun steht Dortmund tiefer, lauert ungefähr in der Mitte der gegnerischen Hälfte. „Das hat den Vorteil, dass wir nach Balleroberungen unser Tempo ins Spiel bringen können“, sagt der 40-Jährige. Die Feinjustierung erfolgt in einem langen, intensiven Prozess, der inhaltlich in jeder Trainingswoche fortgesetzt wird.

Konsequenz im BVB-Anlaufverhalten

Situativ gibt es klar verabredete Auslöser. Das kann zum Beispiel ein Verteidiger sein, der den Ball mit dem Rücken zum Tor annehmen muss, oder ein schlecht dosierter Pass zum Torhüter oder zum Außenverteidiger, der dann länger für die Ballverarbeitung benötigt. Es sind mitunter Sekundenbruchteile, die entscheidend sind, „der erste Sprint löst unsere weiteren Aktionen aus, dann muss jeder wissen, was er zu tun hat“.

Zwingend erforderlich ist die Konsequenz im Anlaufverhalten: Wer den Gegner attackiert, muss ihn auch tatsächlich stressen und unter Druck setzen, eine gewisse Aggressivität ausstrahlen. „Und jeder muss sich auf seinen Hintermann verlassen können“, ergänzt Terzic. Zu oft sieht man beim BVB Situationen, wie ein einsamer Offensivspieler halbherzig presst, nur um überspielt zu werden und dem Gegner einen Positionsvorteil zu gewähren.

BVB-Trainer Terzic muss das Risiko abwägen

Lieber möchte Terzic sehen, wie seine „Jungs“ den Gegner in viele Zweikämpfe verwickeln. Fehler provozieren. Nach hohen Ballgewinnen direkt Richtung Tor stechen. Noch agieren die Borussen im Pressing (zu) verhalten, Vertrauen in die Mitspieler und Vertrautheit mit den Abläufen, das muss sich alles erst einprägen.

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So gesehen ist die heutige Partie beim VfL Bochum (15.30 Uhr, live auf Sky) das nächste Testfeld für die schwarzgelben Ballräuber in Ausbildung. Gelingen die nächsten Auftritte besser, will Terzic auch mehr Risiko wagen. „Wenn wir das Gefühl haben, dass die Abstände und die Abstimmung passen, können wir das Ganze auch fünf, zehn oder 15 Meter weiter nach vorne verlagern.“ Es könnte dauern, bis er von seinem Schwarm schwärmt.

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