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BVB-Präsident Rauball lobt Kapitän Reus – und warnt vor den Bayern
Borussia Dortmund
BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball freut sich auf den Saisonstart. Vor allem, weil die Borussia wieder vor Zuschauern spielen darf. Und weil sie große Ziele hat – nicht nur in der Bundesliga.
Große Emotionen wusste der fanfreie Fußball inmitten der Pandemie auch beim obersten Borussen nicht zu wecken. Dieser stete Blick auf Betonwände und leere Kunststoffsitze, er erzeugte mitunter auch bei Dr. Reinhard Rauball ein beklemmendes Geisterspiel-Gefühl. Mit riesiger Lust zog es den BVB-Präsidenten deshalb in der vergangenen Saison nicht wirklich ins Dortmunder Stadion.
BVB-Fans sollen Hexenkessel auf Betriebstemperatur hochheizen
Jetzt aber, zum Start der neuen Spielzeit, hat sich die Lage zumindest etwas entspannt. Immerhin 25.000 Fans dürfen nun am Samstag zum Ligastart gegen Eintracht Frankfurt (18.30 Uhr, bei uns im Liveticker) wieder in den Signal Iduna Park. Sie dürfen und sollen den Hexenkessel an der Strobelallee zumindest auf ein Drittel der Betriebstemperatur hochheizen. Auch wenn es noch nicht die Naturgewalt der 81.000 Schwarzgelben ist, auch wenn die bestuhlte Südtribüne ihre berüchtigte Wucht noch nicht entfesseln kann – der Fußball bekommt ein Stück seiner Normalität zurück.
„Dass wieder Zuschauer in den Stadien sein werden, vergrößert meine Vorfreude auf die neue Saison noch weiter. Wir müssen nicht mehr auf Betonwände im Stadion schauen, die Atmosphäre wird endlich wieder eine andere, eine schönere sein“, betont Reinhard Rauball im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Auf den Jubel und die Gesänge der BVB-Fans freut sich der Präsident auch, weil er „nicht mehr jedes einzelne Wort hören kann oder muss, das auf dem Platz gesprochen wird.“ Mit seiner Vorfreude über die Fan-Rückkehr ist Rauball nicht allein - auch Stadionsprecher Norbert Dickel fiebert dem Samstag entgegen.
BVB-Führung hofft auf mehr Zuschauer im Stadion
Diese mitunter nervige Gemengelage findet nun ihr Ende. Am Samstag wird wohltuender Lärm von den Rängen schallen, und wenn es nach der BVB-Führung geht, dann werden bald noch viele Fans mehr im Signal Iduna Park die Mannschaftsaufstellung mitbrüllen. „Ohne die Politik unter Druck zu setzen – wir hoffen auf mutige Entscheidungen, die vertretbar sind“, erklärt Rauball mit Blick auf die aufkeimenden Diskussionen, deutlich mehr geimpfte und genesene Fans als bislang zu Freiluft-Veranstaltungen wie Bundesligaspielen zuzulassen.
Ob in Kürze ein voll besetztes Stadion den Borussen Schub verleihen kann, ist offen. Rauballs Erwartungen an seinen BVB bleiben davon unabhängig hoch. „Die Mannschaft hat in der starken Endphase der vergangenen Saison gezeigt, wozu sie in der Lage ist“, sagt der 74-Jährige. „Unser Ziel muss es sein, in der Bundesliga die Qualifikation für die Champions League zu erreichen – und dazu eine möglichst hohe Platzierung unter den ersten Vier in der Tabelle anzustreben.“
BVB-Präsident lobt Kapitän Reus für dessen Ambitionen
Zwar nimmt der Präsident das Wort Meisterschaft nicht direkt in den Mund, doch sein Lob für Kapitän Marco Reus lässt tief blicken. Reus hatte ja kürzlich gesagt, dass das BVB-Team durchaus Meister werden könne. „Er ist unser Kapitän. Es ist gut und richtig, dass er mit der Mannschaft das Größtmögliche erreichen will“, so Rauball. Das Größtmögliche wird auch in der neuen Saison nur über den FC Bayern führen, den Dauerchampion der jüngsten neun Jahre.
Zuletzt war es die Borussia 2012, die den Bayern den Titel wegschnappte. Und aufgrund der aktuellen Personalsorgen im bayerischen Profikader und des Umbruchs in der Münchner Führungsriege gehen nicht wenige Experten von einer großen Chance aus, die Roten jetzt zu stürzen. Rauball kennt all diese Argumente, bleibt aber lieber Realist: „Ich warne davor, die Bayern zu unterschätzen.“
Rauball fordert ein Überwintern in der Champions League
Dazu kommt: Um die ambitionierten Dortmunder Ziele in allen Wettbewerben zu erreichen, wird es neben schwächelnden Bayern auch bärenstarke Borussen brauchen. „Es erneut weit schaffen im DFB-Pokal“, gibt der Präsident vor, und: „Wir wollen in der Champions League wohlbehalten ins neue Jahr herüberkommen.“
Heißt also: Das Achtelfinale soll es schon sein. Mindestens. Ob der neue Cheftrainer diese Mission zum Erfolg führen kann? Die ersten Wochen Marco Roses stimmen den Präsidenten optimistisch: „Er macht einen sehr seriösen, fachlich fundierten Eindruck. Mir gefällt, wie er neue taktische Überlegungen einbringt. Er passt zu Borussia Dortmund.“ Womöglich kann ja Marco Rose die großen Emotionen liefern, die Reinhard Rauball so lange vermisst hat.
Sascha Klaverkamp, Jahrgang 1975, lebt im und liebt das Münsterland. Der Familienvater beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Sportberichterstattung. Einer seiner journalistischen Schwerpunkte ist Borussia Dortmund.
