Nico Schlotterbeck leckte sich noch einmal über die Lippen, als er da im Nordosten des Dortmunder Stadions an der Eckfahne stand und konzentriert auf den Ball stierte. Ein kurzer Anlauf, eine wuchtige Flanke mit dem linken Fuß, die Emre Can per Kopf in Richtung Tor drückte, da stand es 2:0 für den BVB (42.). Mit geballten Fäusten feierte „Schlotti“ eine spezielle Premiere: Mit seinem ersteb Eckball bereitete der Innenverteidiger gleich ein Tor vor.
BVB-Arbeitssieg gegen Mainz
Komplett kurios: Nach 71 Minuten gelang ihm dieses Kunststück ein zweites Mal, da war Maximilian Beier der Vollstrecker, 3:0. Der tippte sich ungläubig an die Stirn, in seinem Kopf hat sich einiges gelöst, seit Niko Kovac Trainer in Dortmund ist. Endlich, mochte er in diesem Moment denken, hat man das auch in Zahlen gesehen, beim 22-jährigen Nationalspieler in Form eines Doppelpacks, für den Klub in Form des dritten Bundesliga-Erfolgs in diesem Jahr. 3:1 (2:0) gegen Mainz, ein Arbeitssieg, bei dem da Ergebnis über allem stand.
Es brauchte tatsächlich ungewöhnliche Kombinationen von den Schwarzgelben, um gegen die defensiv lange Zeit gut sortierten Mainzer überhaupt zu Torchancen zu kommen. BVB-Trainer Kovac musste auf Mittelstürmer Serhou Guirassy (muskulären Probleme nach der Länderspielreise) verzichten und entschied sich – nach den guten zweiten 45 Minuten in Leipzig – wieder für eine Dreierkette. Damit spiegelten die Dortmunder das Mainzer System und hielten den Gegner weit von der eigenen Gefahrenzone weg. Ansehnlichen Fußball allerdings bekamen beide Mannschaften nur selten zustande.
Beier staubt zur BVB-Führung ab
So entsprang die Führung folgerichtig einer Mischung aus Konzeption plus Zufall: Der BVB schaltete nach Kontrollverlust prompt auf Defensive um, eroberte an der Mittellinie den Ball zurück und Julian Brandt knallte die Kugel – in Ermangelung einer kopfballstarken Anspielstation im Strafraum – einfach mal flach vor das Tor. Beiers Weiterleitung zu Karim Adeyemi war dann weniger gewollt als der Querpass zurück, das 1:0 hatte gleichwohl Bestand, weil keine Abseitsposition vorlag (39.).
Er wolle sehen, „wer sich auch mal in den Wind stellt“, hatte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl im Interview mit den Ruhr Nachrichten angekündigt. An Intensität und Bemühen fehlte es seiner Mannschaft nicht, an Umständlichkeit aber auch nicht. Gleich zwei aussichtsreiche Kontersituationen in Überzahl wurden verspielt (24., 26.). Da wurden die Fans auf den Rängen bereits unruhig. Weil die Dortmunder in der Partie gegen den vorherigen Tabellendritten den Spieltag abschlossen und einige Konkurrenten (Stuttgart, Leipzig, Wolfsburg, Freiburg) patzten, ging es auch um den Anschluss an die Europapokalplätze. Der ist durch den Dreier hergestellt.
BVB sucht die Tiefe gegen Mainz zu selten
Daran änderte auch die wildere Schlussphase nichts. In der 62. Minute erlöste Kovac den denkbar schlechten Yan Couto (24 Prozent Zweikämpfe, vier Fouls, katastrophaler Ballverlust) von seiner Aufgabe und brachte den genesenen Daniel Svensson. Spielerisch blieb es derweil bei der Fixierung auf die Chaostheorie und einem unansehnlichen Gekämpfe um abprallende Bälle. Die Tiefe suchte und fand der BVB trotz der beiden Sprinter in vorderster Front viel zu selten, Adeyemi scheiterte bei einem Durchbruch an Robin Zentner (71.) und sich selbst (89.). Immerhin war auf die Abwehr Verlass, nur einmal gerieten gleich mehrere Klärungsversuche zu kurz – Paul Nebel erzielte aus 14 Metern das 3:1 (76.).
Mit gleich sechs Abwehrspielern brachten die Borussen den Erfolg über die Zeit und waren dem vierten Treffer beim Pfostenschuss von Pascal Groß (81.) näher als die Gäste dem Anschlusstreffer. Die große Unruhe in Schwarzgelb blieb aus – in der Nachspielzeit und darüber hinaus, denn abgeschenkt hat der BVB die Saison offensichtlich noch nicht. Von den Rängen gab es dafür wohlwollenden Applaus und in der Tabelle vorerst Rang zehn.