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BVB-Matchwinner und Hassobjekt: Taz treibt Duisburg zur Verzweiflung
Borussia Dortmund II
Die BVB-U23 beendet ihre Ergebniskrise und verlängert die sportliche Talfahrt des MSV Duisburg. Berkan Taz treibt die Zebra-Fans beim 3:1 zur Verzweiflung - und erhält großes Lob aus den eigenen Reihen.
Der Ruhrpott kann mitunter rau und ruppig sein. Das wissen nicht nur die Menschen aus Dortmund und Duisburg, die eine gemeinsame Montanhistorie und Malocher-Mentalität ebenso verbindet wie ihre Sportart Nummer eins - der Fußball. Spätestens seit Sonntag weiß das auch U23-Spieler Berkan Taz, der beim 3:1-Sieg des BVB gegen den MSV an allen Treffern beteiligt war - und den Unmut der Duisburger Anhängerschaft auf sich zog.
BVB-U23 bezwingt Duisburg: Der MSV steht am Abgrund
Im ehrwürdigen Wedaustadion, dessen offizieller Name „Schauinsland-Reisen-Arena“ und die aktuellen sportlichen Leistungen des MSV die guten alten Zeiten des Traditionsklubs gleichermaßen verblassen lassen, herrschte schon vor dem Anpfiff eine schroffe Stimmung. Dortmund, der unliebsame Nachbar, traf auf einen Verein am Abgrund. Das signalisierten nicht nur die „Wir haben die Schnauze voll“-Rufe der Heimfans, die nach einer knappen Stunde umschlugen in „Alle auf die Zehn“ - als BVB-Spielmacher Berkan Taz sich plötzlich im Kreuzfeuer der MSV-Fans wiederfand.
Der Zehner der BVB-U23 spielte an diesem verregneten Sonntagnachmittag groß auf. Taz war sich als kreativer Antreiber im Mittelfeld nicht zu schade dafür, die Bälle auch mal tief abzuholen. Seine Vorstöße rissen immer wieder Lücken in die Defensivreihen des MSV und oft bewies er das richtige Auge für den schnittigen Pass in die Nahtstelle.
BVB-Stürmer Justin Njinmah lobt U23-Spielmacher Berkan Taz
Mitspieler Justin Njinmah zeigte sich begeistert. „Es macht enorm Spaß, weil die Spieler unfassbare Qualität mit dem Ball haben. Als Stürmer oder auch als Außenspieler ist es immer geil, solche Zehner zu haben, die den Ball schön durchstecken können – und das war auch heute der Fall, als Beko den Ball durchgesteckt hat“, sagte er im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten und bezog sich damit auf die Taz-Vorlage, die er in der 66. Minute zu seinem ersten Drittliga-Tor veredelte und den Treffer zum Endstand erzielte.
Zuvor hatte Taz die BVB-U23 bereits mit einem Elfmeter-Doppelpack (3., 51.) auf Erfolgskurs gebracht. Mit der erneuten Führung nach dem sehenswerten Ausgleich durch Duisburgs Kapitän Moritz Stoppelkamp (8.) schlug aber auch die Stimmung der 5.747 Zuschauer um. Fortan richtete sie sich gegen Taz.

Beide wollen, nur einer darf: BVB-Stürmer Justin Njinmah (l.) und Berkan Taz klären, wer den Strafstoß schießen soll. © imago / Eibner
Dass Taz den zweiten Strafstoß - den er selbst herausgeholt hatte und der nach einem vorherigen Foul im Mittelfeld an Duisburgs Marvin Knoll durchaus strittig war - überhaupt schießen durfte, hatte er seinem Standing innerhalb der Mannschaft zu verdanken. „Beko hat ihn rausgeholt, deswegen durfte er ihn schießen. Nein, im Ernst - ich bin neu hier, deshalb stelle ich mich hinten an. Es gibt andere Spieler, die in der Hierarchie höher sind und die dürfen dann auch die Elfer schießen“, meinte Njinmah.
BVB-U23-Spieler Taz zieht den Unmut der Duisburg-Fans auf sich
Taz lieferte, Taz verwandelte und Taz jubelte - vielleicht etwas zu wild. Unter Pfiffen stürmte er in Richtung der gestreiften Meidericher Anhängerschaft und ließ sich ausgelassen vor der Zebra-Kurve von den Mitspielern feiern.
„Die Zehn, das Drecksschwein“, vernahm man daraufhin vereinzelt von den Rängen. Für den kurzen Moment der Ekstase gingen Pils-Becher und weitere nicht zitierfähige Schmähungen auf den 23-Jährigen nieder, die offenbar zu einem gewissen Maß an Reue beim Torschützen führten.
BVB-Matchwinner Taz über seinen Jubel gegen Duisburg: „Im Nachhinein vielleicht etwas blöd“
„Das war vielleicht nicht nötig, aber das waren halt die Emotionen - das ist Fußball. Es war im Nachhinein vielleicht etwas blöd, dass ich das gemacht habe“, gab Taz im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten zu Protokoll, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. Kein Wunder. In 24 Spielen kommt er nun auf 15 Scorerpunkte und ist maßgeblich am Erfolg der Dortmunder U23 in der 3. Liga beteiligt, die dank Taz und seiner Leistung in Duisburg weiter in Schlagdistanz zum oberen Tabellendrittel bleibt.
Jahrgang 1993, Dortmunder Junge und Amateurhandballer mit großer Liebe für den Fußball und den Ruhrpott. Studium der Journalistik an der TU Dortmund, nach kurzer Zwischenstation beim Westfälischen Anzeiger in Hamm wieder seit 2020 zurück bei den Ruhr Nachrichten. Schreibt über Thekenmannschaften bis hin zur Champions League.
