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BVB-Lehrling Nnamdi Collins: Gekommen, um zu bleiben
Borussia Dortmund
Innenverteidiger Nnamdi Collins (16) überragt bei den BVB-Junioren nicht nur körperlich. Jetzt darf er bei den Profis reinschnuppern und zeigen, was er drauf hat.
In den Reihen der großen Jungs fällt er gar nicht auf. Er ist ja selber ein langer Kerl, mit seinen 16 Jahren misst er 1,91 Meter. Wie gewaltig groß der Unterschied in den ersten Trainingseinheiten mit den Profis doch noch ist, merkte Nnamdi Collins beim Trainingsauftakt des BVB in den ersten Spielformen. Von den Co-Trainern Manfred Stefes und Edin Terzic gab es eine Reihe von Hinweisen zum richtigen Verhalten. Position, Körperhaltung, Entscheidungsfindung: Es gibt viel zu lernen für den Lehrling aus der U19, der sogar noch in der U17 spielen dürfte und zum Beginn der Saisonvorbereitung einen Schnupperkurs bei der ersten Mannschaft belegt.
BVB will Collins „Schritt für Schritt an den Profibereich heranführen“
Als „ein herausragendes Talent des deutschen Nachwuchsfußballs“, hat Nachwuchskoordinator Lars Ricken den gebürtigen Düsseldorfer, der seit 2016 für den BVB spielt, angepriesen. Sportdirektor Michael Zorc sagte anlässlich der Vertragsunterzeichnung (bis 2023) von Collins: „Wir wollen Nnamdi Schritt für Schritt an den Profibereich heranführen und ihm Zeit geben, sich zu entwickeln.“
Die ersten Schritte kamen schneller als gedacht. Im Winter traten internationale Klubs an Collins heran, dem Vernehmen nach lockte der FC Chelsea sogar mit einem siebenstelligen Handgeld. Flugs ließ der BVB Collins im März mal bei den Profis mittrainieren, stellte ihm die vorzeitige Versetzung in die U19 in Aussicht und bereitete den perspektivischen Vertrag vor.
Addo über Collins: „Überzeugt, dass er das gut bewältigt hat“
Der junge Innenverteidiger, dem sämtliche Entscheidungsträger im Unterbau der Borussen eine gute Zukunft voraussagen, entschied sich für den BVB. Auch das nötigte Respekt ab, „denn es ist für einen jungen Spieler nicht einfach, mit solchen Angeboten, wie er sie bekommen hat, umzugehen. Aber ich bin überzeugt davon, dass er das gut bewältigt hat“, sagte Otto Addo, der Talentförderer und Türenöffner in den Profibereich. „Wir sehen es natürlich sehr gerne, wenn sich Spieler bei uns wohlfühlen und sich auch deshalb für uns entscheiden.“ Zorc erklärte, es sei „keine Selbstverständlichkeit“ gewesen, Collins zu halten.

Nnamdi Collins (l.) im Duell mit Jadon Sancho. © Groeger
Früher war Collins Offensivspieler, beim BVB lernte er das Verteidigen in moderner Ausprägung. Aufgrund seiner für sein Alter starken Physis gehört der deutsche U-Nationalspieler naturgemäß zu den besten Zweikämpfern seines Jahrgangs. Auch als er kürzlich gegen die Oberliga-Männer des ASC 09 Dortmund ran musste, bereitete ihm das körperlich keine Probleme in den direkten Duellen. Dagegenhalten, sich durchsetzen, das kann der Junge mit Gardemaß. In Dortmund übersprang er zuerst die U16, war als Jungjahrgang Stammspieler in der U17 und ist jetzt, wo er noch B-Jugend spielen dürfte, fest eingeplant in der U19 von Trainer Mike Tullberg. Gelegentliche Trainingsbesuche bei den Profis inklusive.
BVB-Talent Collins: blitzschneller Antritt und höchstes Tempo
Neben seiner Robustheit und der konsequenten Zweikampfführung prädestiniert Collins seine Geschwindigkeit für höhere Aufgaben. Ein blitzschneller Antritt und höchstes Tempo auf den ersten 30 Metern zeichnen ihn aus. Das ist eine Qualität, die man nicht lernen kann. In den meisten weiteren fußballspezifischen Merkmalen hat Collins die gute Ausbildung beim BVB genossen, in sich aufgesogen und sein Spiel konsequent verbessert.
Trotz seiner langen Hebel agiert er technisch auf gutem Niveau und er interpretiert das Innenverteidiger-Spiel offensiv: Als Abwehrchef rückt er gerne heraus, wenn er gegnerische Angriffe antizipieren kann, er drängt auch mit Ball am Fuß auf die erste Pressinglinie zu. Für ein noch höheres Niveau muss er sein Passspiel in die Zwischenräume optimieren, auch die Ballverarbeitung unter höchstem Tempo und unter Gegnerdruck wirkt nicht immer sicher. Doch das lässt sich lernen, und das Potenzial für Profifußball ist bei Collins unübersehbar.
Collins will beim BVB „irgendwann vor der Süd spielen“
Die nächsten Trainingstage auf Profi-Level werden ihm helfen, seine Stärken und Schwächen scharfzeichnen und ihm schonungslos zeigen, woran er zu arbeiten hat. Nehmen kann ihm diese Erfahrung niemand, und Collins rückt seinem eigenen Ziel damit tatsächlich einen Schritt näher. Er will lernen, um zu bleiben. „Mein Ziel ist es“, sagte er, „beim BVB Profi zu werden und irgendwann vor der Süd spielen zu können.“
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
