Eine knappe Viertelstunde plus Nachspielzeit dauerte der Arbeitstag von Marco Reus am Karsamstag. Beim für Borussia Dortmund immens wichtigen Spiel gegen Union Berlin (2:1) war der BVB-Kapitän nicht erste Wahl. Eine Überraschung, eine mutige Entscheidung von Edin Terzic. Der Trainer lieferte auch eine nachvollziehbare Erklärung. Die Frage ist nur, ob auch Reus sie akzeptiert.
BVB-Kapitän Reus taucht gegen München und Leipzig ab
„Jeder Spieler“, erklärte der BVB-Trainer allgemein, könne doch nur „enttäuscht“ sein, wenn er keine Berücksichtigung in der Startelf finde. Sein oft wiederholtes Plädoyer. „Das muss jeder respektieren, aber keiner akzeptieren“, wenn die logische Konsequenz sei, sich durch noch bessere Trainingsleistungen aufzudrängen. Im Fall von Reus ging es weniger um die Performance in den Übungseinheiten, sondern in den Spielen. Bei den Top-Duellen in München (2:4) und Leipzig (0:2) blieb der zweitbeste Torschütze der Vereinsgeschichte nicht nur weit entfernt von seinen Möglichkeiten, er blieb auch als Führungsspieler blass bis unsichtbar, was unter anderem Klubchef Hans-Joachim Watzke unmissverständlich ansprach.
Öffentlich erklärte Terzic die Entscheidung contra Reus mit taktischen Erwägungen, die jedoch ebenfalls tief blicken ließen. Es gehe ja auch darum, welche Ideen man habe, was man aus den vorherigen Spielen lerne und verändern wolle. „In München und Leipzig haben wir es kaum geschafft, in den Rücken der Abwehr zu kommen, wir haben nie die Tiefe gefunden.“
Große Konkurrenzsituation im BVB-Mittelfeld
Folglich bekamen gegen Berlin die schnellen Karim Adeyemi (am Samstag 35,8 km/h) und Donyell Malen (31,4 km/h) den Vorzug. In der Spitze ist Reus kaum langsamer als Malen. Aber auf den ersten Metern. „Wir wollten auf dem Flügel Tempo haben“, erklärte Terzic, um gezielt auch „Räume hinter der Berliner Kette“ anspielen zu können. Direkte Duelle auf den Flügeln, Dutzende (vergebliche) Sprints hinter die Abwehrreihe, das ist nicht das bevorzugte Betätigungsfeld von Reus. Ihn brachte Terzic, als es in der Schlussphase darum ging, „ballsichere Spieler im Zentrum und auf dem Flügel“ zu haben.
Dieser Matchplan und die Konkurrenzsituation durch die fitten Karim Adeyemi oder Jamie Bynoe-Gittens sowie die formstärkeren Julian Brandt, Raphael Guerreiro oder Jude Bellingham im Zentrum geht also auch nicht wirkungslos am BVB-Kapitän vorbei. Im Zweifel muss auch er mal auf der Bank Platz nehmen. Dass Terzic keine Angst vor großen Namen hat, hat er häufig bewiesen und betont.
Neuer Reus-Vertrag mit reduzierten Bezügen
Starke Mitbewerber um die Startplätze, ein eingeschränktes Positionsprofil und die stetig wiederkehrende Kritik an seiner Körpersprache in herausfordernden Situationen – das sind drei Argumente, die BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl in aller Sachlichkeit auch in den Vertragsgesprächen mit Reus anführen wird.
Lässt sich Reus auch nach der jüngsten Bedenkzeit darauf ein, kann er in Kürze einen Ein-Jahres-Vertrag mit einem fixen Gehalt in der Region von sechs Millionen Euro und weiteren möglichen Millionen Euro durch leistungsbezogene Prämien unterschreiben. So viel ist Reus in guter Verfassung allemal wert. Sein Alter, er wird im Mai 34, und seine nicht mehr unumstößliche Position im Kader sprechen nicht für ihn. Auf einen Marco Reus in guter Form, und sei es Spieler im erweiterten Stamm mit gelegentlichen Schonzeiten, sollte auch der BVB nicht verzichten wollen.
Finale BVB-Verhandlungen mit Reus
Noch ist die angestrebte Einigung zwischen dem Ballspielverein und dem Ur-Dortmunder nach Informationen der Ruhr Nachrichten nicht reif zur Verkündung. Das soll sich dem Vernehmen nach aber in Kürze ändern.
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