Sportdirektor Sebastian Kehl hat Sie explizit gelobt und gesagt, Sie gingen voran, Sie nehmen sich den Elfmeter und hauen ihn rein. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer eigenen Leistung, wie zufrieden mit dem Spiel und mit dem Ergebnis?
Ich rede ungerne über meine eigene Leistung, aber ja: Wenn ich mich gut fühle, schieße ich gerne den Elfer. Einerseits, weil ich die Verantwortung übernehme. Und andererseits, weil ich das Tor machen und der Mannschaft helfen möchte, in Führung zu gehen. Ich fand die erste Halbzeit viel besser als die zweite. Da wussten wir mehr mit dem Ball anzufangen, hätten aber auch noch häufiger hinter die letzte Linie der Leipziger spielen können.
Und der zweite Durchgang?
Der war sehr viel schwieriger. Wir hatten mit eigenem Ballbesitz wenig Lösungen und haben uns sehr, sehr, sehr schwergetan. Wir mussten oft und viel hinterherlaufen. Dann hat uns, wenn wir dann den Ball hatten, die Kraft ein bisschen gefehlt, da haben wir auch kein gutes Positionsspiel gefunden. Trotzdem zeichnet es uns aus, dass wir sehr, sehr leidensfähig sind. Wir können uns auch bei Alexander Meyer bedanken. Es ist nicht so leicht, wenn du die ganze Zeit nicht spielst und dann reinkommst kurz vor dem Spiel. Das war bravourös, er war ein richtiger Rückhalt. Wir erarbeiten uns momentan das Glück, wir dürfen es aber nicht überstrapazieren. Es war sehr gefährlich. Aber wir haben die drei Punkte, den Abstand auf Leipzig vergrößert und Druck nach vorne gemacht.
Sie haben schon in ganz unterschiedlichen Dortmunder Mannschaften gespielt. Viele haben sich durch Offensivstärke, durch technische Finessen ausgezeichnet. Wie würden Sie das aktuelle Team beschreiben?
Wir sind sehr, sehr fokussiert auf das Wesentliche. Das bedeutet: Teamarbeit. Wir haben verstanden, dass wir zusammenarbeiten müssen, um erfolgreich guten Fußball zu spielen – oder zumindest die Ergebnisse zu liefern. Uns fällt es momentan schwer, eigene Torchancen zu kreieren. Gerade gegen starke Gegner. Daran müssen wir arbeiten, das tun wir auch. Aber ich spüre: Wir werden in Drucksituationen nicht nervös, machen trotzdem weiter. Jeder ist für den anderen da.
Wenn man zehn Mal hintereinander gewinnt und zwischendurch auf die Tabelle schaut: Was ist mit dieser Mannschaft drin in der Form und mit dem dauerhaften Spielglück?
Ich will nicht zu viel von dieser Euphorie wegnehmen, aber ich weiß noch genau, wo wir in der Winterpause standen. Nämlich auf Platz sechs, neun Punkte hinter den Bayern. Manchmal geht es schnell. Wir schaffen es jetzt, die Spiele auch dann anzunehmen, wenn sie nicht in unsere Richtung laufen. Diesen Flow, diese Welle nehmen wir sehr gerne mit. Aber keiner dreht durch. Jetzt kommen Chelsea, Schalke, Köln: Das werden entscheidende Spiele. Wir stehen gerne da oben in der Bundesliga. Aber dafür können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nichts kaufen.
Die Fans mussten heute lange zittern, bevor sie endlich feiern konnten ...
Wir hatten in mehreren Situationen das Glück, das man irgendwie hat, wenn man vorne steht in der Tabelle. Das nehmen wir mit. Mir fällt auf, dass wir gerade zuhause in der zweiten Hälfte nie diese zweite Welle kriegen. Daran müssen wir unbedingt arbeiten. Aber das tun wir ja genauso wie an den Sachen, an denen wir in den vergangenen Wochen gearbeitet haben.
Das Vertragsthema brennt allen unter den Nägeln. Wie ist der Stand bezüglich einer Verlängerung?
Der Stand ist, dass wir in Gesprächen sind. Ich habe meinen Standpunkt des Öfteren klar gemacht. Mehr gibt es dazu aktuell nicht zu sagen.
Aufgezeichnet in der Mixed Zone.
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