BVB-Weiterentwicklung ist deutlich erkennbar Aber wie gut ist Borussia Dortmund wirklich?

BVB-Weiterentwicklung ist deutlich erkennbar: Aber wie gut ist Borussia Dortmund wirklich?
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Auf alles, was Borussia Dortmund in dieses Spiel hineinbringen wollte, merkte Marco Rose mit Frust in der Stimme an, sei seine Leipziger Elf eigentlich vorbereitet gewesen. Schließlich kenne er ja noch „die meisten der Jungs“. Am Ende trat der im vergangenen Sommer in Dortmund überraschend entlassene Rose als unglücklicher Verlierer die Reise in seine Heimatstadt an. Trotz einer zweiten Hälfte, in der man Borussia Dortmund dominiert habe, brachte das 1:2 die Erkenntnis, „dass wir uns die Sache jetzt erst einmal von etwas weiter hinten anschauen müssen. Und die Spiele werden weniger.“

Der BVB richtet den Blick nach oben

Auch das nahm sein Gegenüber Edin Terzic gerne mit aus dieser Partie: Einen direkten Verfolger im Kampf um die Champions-League-Plätze hat Borussia Dortmund mit dem knappen Sieg gegen Leipzig erst einmal distanziert. Sieben Punkte zur Spitze sind eine Menge, und wer nach 23 Spieltagen zumindest für 24 Stunden von der Tabellenspitze grüßt, der muss nicht nur hinter sich auf die Verfolger schauen. Der darf den Blick auch nach oben richten.

Womit man bei einer Frage ist, auf die auch die hochklassige Partie gegen RB keine befriedigende Antwort lieferte: Wie gut ist Borussia Dortmund wirklich, wie weit nach oben kann es gehen? Isoliert betrachtet, lieferten die beiden Spielabschnitte am Freitagabend Argumente für die, die der Borussia den ganz großen Wurf zutrauen – aber auch für die, die die Meisterschaft auch weiterhin als eher unrealistisch einschätzen.

Weiterentwicklung beim BVB deutlich erkennbar

Nüchtern betrachtet steht da zunächst ein Zahlenwerk, das sich nicht wegdiskutieren lässt. Acht Bundesliga-Siege, dazu die beiden in den Pokalwettbewerben, das ist eine Serie, die an die Saison 2011/12 erinnert, in der Dortmund in der Rückrunde 15 Bundesliga-Siege einfuhr und zwei Mal remis spielte. Das Ende jener Saison hielt gleich zwei Trophäen bereit. Und in der ersten Hälfte gegen Leipzig war die Weiterentwicklung, die Dortmunds Trainer Terzic in der langen Winterpause mit vielen Gesprächen, Appellen und akribischer Trainingsarbeit eingeleitet hat, erkennbar. Nach wackeligen zehn Anfangsminuten stand der BVB defensiv stabil, paarte dann Leidenschaft mit der Portion Effizienz, die bei vielen dieser zehn Pflichtspielsiege die Grundlage für den Erfolg bildete.

Nach der Pause kam der dritte Faktor zum Tragen: Auch gegen Leipzig strapazierte Dortmund das Glück des Tüchtigen. Der Wucht der Leipziger Offensivbemühungen setzte der BVB nur noch Kampfgeist entgegen. Spielerisch befreien konnte sich die Borussia kaum noch, es brannte bisweilen lichterloh im Dortmunder Strafraum. Die Fans entwickelten ein gutes Gespür für die Situation: Jede erfolgreiche Grätsche, jeder gewonnene Zweikampf wurde erst recht frenetisch gefeiert. Und am Ende ging es mal wieder gut. Doch reicht das auf Dauer?

BVB-Kapitän Reus äußert sich selbstkritisch

Wenn diese Englische Woche endet, die für den BVB am Dienstag das Rückspiel im Achtelfinale der Champions League beim FC Chelsea bereithält und am Samstag das prestigeträchtige Revierderby auf Schalke, sehe man klarer, wie der Weg weitergehen könnte, hat Terzic im Vorfeld des Top-Spiels gegen Leipzig erklärt. Nach dem ersten dieser drei bedeutsamen Spiele sah noch niemand klarer. „Demütig“ müsse man bleiben, meinte Torhüter Alexander Meyer ob der Vielzahl der zugelassenen Chancen für Leipzig. Auch von Kapitän Marco Reus kamen ehrliche Worte mit viel Selbstkritik.

Weil oft der letzte Eindruck hängen bleibt, bekamen die Skeptiker bei diesem Top-Spiel etwas mehr Futter als die Optimisten. Auch Terzic stapelt seit Wochen tief, ihm wird die nüchterne Selbsteinschätzung seiner Spieler recht sein. Wer die eigenen Leistungen realistisch einschätzt, unterliegt weniger der Gefahr für Nachlässigkeiten, die man teuer bezahlen muss. Träumen bleibt nichtsdestotrotz erlaubt.

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