BVB-Fußball noch auf Sommerpausen-Niveau Spielerische Mängel besorgen und belasten Terzic

BVB-Fußball noch auf Sommerpausen-Niveau: Spielerische Mängel besorgen und belasten Terzic
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Zweimal 90 Minuten sind gespielt in der Bundesliga und Borussia Dortmund kommt nicht umhin, generelle Fragen zu stellen. Gegen die auf dem Papier deutlich schwächer besetzten Gegner aus Köln und Bochum bekommt der BVB seine Qualitäten nicht auf den Rasen. Fußballerisch bleibt vieles Stückwerk. Auch unter Berücksichtigung des frühen Zeitpunkts der Saison gibt die spielerische Armut zu denken.

Schwacher BVB-Auftritt in Bochum

„Die Leistung hat nicht ausgereicht, um als Sieger vom Platz zu gehen“, konstatierte Edin Terzic. Sportdirektor Sebastian Kehl prangerte ebenso die schwache Vorstellung an, gab aber auch zu bedenken: „Wir haben Spieler, die jetzt noch nicht so lange dabei waren, Spieler waren verletzungsbedingt raus. Wir versuchen, Rhythmus zu finden, um uns auch einspielen.“ Das klingt plausibel, reicht aber nicht als alleinige Erklärung.

Terzic lieferte für die bedenklich schwachen ersten 45 Minuten im Revierderby mehrere Analyseansätze. Gegen einen Gegner, der so mutig und riskant verteidige wie die Bochumer es – übrigens genau wie erwartet – getan hatten, gebe es vier Aufgaben, die er seiner Mannschaft mit auf den Weg gegeben habe. Bevor die Details kommen: Abhaken konnte die BVB-Elf null von vier dieser Punkte.

Nmecha erstmals in der BVB-Startelf

„Die Abstände einhalten“, nannte Terzic einen Aspekt. Vor allem im Mittelfeldzentrum ließ sich das Trio Emre Can, Marcel Sabitzer und Felix Nmecha von der Lust auf Zweikämpfe bei den VfL-Spielern den Schneid abkaufen. Weil die Verlinkungen untereinander nicht stimmten, der Spielvortrag so immer wieder ins Stocken geriet, verloren die Borussen ein ums andere Mal den Ball an Bochumer, die auf dem gesamten Feld direkte Duelle suchten und in Ballnähe 2:1-Überzahl herstellen konnten.

Dortmunds Gegenmittel blieben unsichtbar. Das lag auch an der erneut unterdurchschnittlichen Passquote (83,8 Prozent). Bochum reichten weniger als 40 Prozent Ballbesitz und 41,9 Prozent Zweikampfquote, um daraus mehr Torschüsse (17:13) und Flanken (11:10) zu erwirken. Nur 46 Mal kam der BVB ins Angriffsdrittel, selbst gegen Köln gelang das noch 79 Mal.





Vieles habe nicht so flüssig ausgesehen wie gewünscht, haderte Terzic weiter. Im neu formierten Mittelfeld, wo sich Nmecha („Er war gegen Köln nach seiner Einwechslung ein belebendes Element“) die Startelfnominierung für den offensiveren Part verdient hatte, taten sich die drei Borussen sehr schwer. Auch wenn die Abstimmung nachvollziehbar nicht perfekt laufen kann nach wenigen gemeinsamen Wochen: Es fehlte in Bochum an grundsätzlichen Abläufen, an Einigkeit in den Prinzipien, an Lauf- und Kampfbereitschaft und vor allem an gegenseitigem Verständnis.

Kritik an BVB-Kapitän Can

Das führte auch zu einem weiteren BVB-Defizit: Gefordert waren nicht nur Positionswechsel, sondern auch gegenläufige Bewegungen, um die Bochumer Defensivspieler vor Probleme zu stellen. Für die Auflistung der gelungenen Umsetzungen benötigte man im Ruhrstadion vor der Pause nicht einmal die Finger einer Hand. „Im Training“, beteuerte Terzic, hätten seine Spieler „richtig Gas gegeben“. Gegen Köln und in Bochum blieb davon allerdings wenig übrig, „dann ist auch die Trainingswoche nichts mehr wert“.

Marcel Sabitzer läuft über den Platz.
BVB-Neuzugang enttäuschte auch gegen Bochum. © imago / Nordphoto

Am Samstag blieb das Angriffsspiel überwiegend statisch. Erst nach dem Seitenwechsel steuerte Nmecha mit tiefen Läufen und spielöffnenden Aktionen Konstruktives bei. Der willige Julian Brandt bekam so immerhin etwas Unterstützung. Sabitzer hingegen blieb blass, bekam ebenso wie Can die RN-Note 5,0. Dem Neuzugang darf man Eingewöhnungszeit einräumen, der neue BVB-Kapitän hingegen bestätigte die bestehenden Vorbehalte gegenüber seiner Spielweise. Ein Stratege und kluger Ballverteiler im defensiven Mittelfeld war und wird der 29-Jährige nicht. Lässt er sich, wie gegen Köln und auch in Bochum, zu tief fallen in Richtung Innenverteidiger, weil er das Spiel lieber vor sich hat, fehlt er im Zentrum als Relaisstation. Das ist dann taktisch auf dieser taktgebenden Position zu dürftig.

Kaum Impulse von den BVB-Außenverteidigern

Ein weiterer Mangel: Beide Außenverteidiger, also Marius Wolf und Ramy Bensebaini, konnten kaum Impulse über die Flügel setzen. Mut, Präzision und „das gegenseitige Unterstützen“ (Terzic) entlang der Seitenlinien bleibt Wunschdenken. An diesen Stellen wie auch im Zentrum robustere, defensivstärkere Spielertypen zu haben, war ein Wunsch des Trainers. Die ausbleibende Kreativität und Torgefahr sowohl durch die Mitte als auch über die Außenbahnen müsste die Elf dann durch Powerfußball und schnelle Kombinationen kompensieren. Auch das gelang nicht.





Vorgenommen hatten sich die Dortmund das laut Trainer: „Wir wollten viele Doppelpass-Aktionen am Flügel haben“, sagte er und schob hinterher: „Das ist uns viel zu selten gelungen.“ Letztlich fehlte aus allen Positionen heraus die nötige Direktheit und Zielstrebigkeit gegen einen Gegner, der zwar Räume anbot, aber wenig Sorgen haben musste, dass dieser BVB diese auch ausnutzen könnte.

BVB-Spieler nach 1:1 selbstkritisch

Man arbeite weiter an den Abläufen, gab Terzic zu verstehen. Dafür hatte er mit der Mannschaft reichlich Vorbereitungszeit – und er wird noch viel mehr Einheiten benötigen. „Weitermachen“, das hatte sich die BVB-Elf nach der überzeugenden Rückrunde vorgenommen. Davon kann fußballerisch keine Rede sein. Die bisherigen BVB-Eindrücke verbreiten eher Angst und Schrecken – in den eigenen Reihen.




„Selbstkritik“ wünschte sich der Trainer noch von seinen Spielern. Immerhin da zeigte sich Can vorbildlich: „Es war wieder kein gutes Spiel von uns. Wir spielen zu viele lange Bälle, haben mit dem Ball zu wenig gute Lösungen.“ Auch Torhüter Gregor Kobel meinte: „Wir haben noch viel Luft nach oben, was das Spielerische angeht.“

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