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BVB-Einzelkritik: Hummels ist überall - Schulz und Hazard sind Totalausfälle
Borussia Dortmund
Der BVB muss sich trotz eines omnipräsenten Hummels auf eine Saison ohne Champions League einstellen. Beim 1:2 gegen Frankfurt sind Schulz und Hazard Totalausfälle. Die Einzelkritik.
Ein Eigentor, Chancenwucher und eine konteranfällige Spielanlage: Der BVB vergeigt das „Endspiel“ gegen Eintracht Frankfurt und muss seine Hoffnungen auf die Champions League nach dem 1:2 und sieben Punkten Rückstand auf Platz vier wohl begraben. Die Einzelkritik:
Marwin Hitz: Die Nummer eins bis auf Weiteres, sein 13. Startelfeinsatz hintereinander. Im hohen Bogen flog die Kugel von Nico Schulz ins hintere Toreck, da war nichts zu machen für den Schweizer Schlussmann (11.). Hatte sonst wenig Möglichkeiten, sich auszuzeichnen. Note: 3,0
Emre Can: Einfach Emre, einfach überall einsetzbar, diesmal rechter Verteidiger. Hatte gleich zweimal das Nachsehen gegen Frankfurts Turboflügel Filip Kostic, einmal führte der verlorene Zweikampf zum 0:1 (11.). Müdigkeit war ihm nach drei Länderspielen in sechs Tagen nicht anzumerken, er schob mit an. Die Ecke von Marco Reus legte er mit der Brust (!) für Torschütze Mats Hummels auf. Gewann drei von vier Zweikämpfen, robust! Note: 3,0
Manuel Akanji: Sammelte nach seiner Oberschenkelverletzung Spielpraxis mit der Schweizer Nati. Unaufgeregt und aufmerksam, dazu ballsicher. Dann einmal nicht klar genug im Laufduell mit Luka Jovic, daraus fiel das 1:2 (87.). Note: 3,5
Mats Hummels: BVB-Berater Matthias Sammer sieht in ihm nicht ohne Grund den wichtigsten Borussen. Klärte per Grätsche im Strafraum den Versuch von Amin Younes (9.), behielt danach die Übersicht, gewann fast jeden Zweikampf (90 Prozent in Hälfte eins) und traf vor der Pause nach einer Ecke zum wichtigen 1:1 (44.). Klärte auch stark gegen Jovic, leider nicht weit genug (87.). Das nun wahrscheinliche Verpassen der Champions League bezeichnete der Routinier nach dem 1:2 als „Katastrophe“. Note: 2,0
Nico Schulz: Ein Eigentor der Marke „selber schuld“ - wenn er vernünftig in den Zweikampf geht und den Ball klären will, passiert dieser Lapsus nicht (11.). Bezeichnend für seinen Gemütszustand: ein Ballverlust ohne Gegnerdruck gegen Amin Younes (36.). Zu seiner Ehrenrettung sei erwähnt: Er steigerte sich, bot auch offensiv Tempoläufe an. Note: 5,0
Jude Bellingham: Seine Aggressivität auf dem Platz und der Wille, jeden Ball sofort zurückzuerobern, helfen dem BVB im Mittelfeld ungemein. Situativ als rechter Achter oder zweiter Sechser überall auf dem Rasen zu finden, führte die meisten Zweikämpfe (27), war allerdings auch am 0:1 beteiligt, verlor zu viele Bälle leichtfertig. Ging nach einer Stunde runter. Note: 4,0
Thomas Delaney: Bekam den Ball unglücklich an die Hand, Schiedsrichter Manuel Gräfe entschied sich nach Videostudium gegen einen Strafstoßpfiff (40.). Als Prellbock gegen das flexible Frankfurter Angriffsspiel in seinem Element, allerdings rollten in Summe zu viele Konter auf ihn zu. Note: 3,5
Raphael Guerreiro: Erster Abschluss (8.), erste Torschussvorlage (21.), dann klärte Djibril Sow seinen Gewaltschuss (25.) - die Produktivität rechtfertigte seine Positionierung im Mittelfeld. Dass Sow nach Ellbogeneinsatz gegen ihn nur die Gelbe Karte sah, war fragwürdig (33.). In aussichtsreicher Position nur ein „Rückpass“ auf Trapp, zu wenig (60.). Als Linksverteidiger in der Schlussphase gegen Andre Silva im Kopfball unterlegen (87.). Note: 3,0
Thorgan Hazard: Mit zwei katastrophalen Fehlpässen versaute er gute Konterchancen vor der Pause, hätte auf 2:1 stellen können, scheiterte am blockenden Stefan Ilsanker (52.) und dann kullerte ihm der Ball durch die Beine (54.). Die folgende Auswechslung war nachvollziehbar (55.). Note: 5,0
Marco Reus: Offensiv rund um Erling Haaland viel unterwegs, ohne durchschlagenden Erfolg in seinen Szenen. Immerhin führte seine Ecke zum Ausgleich. In Hälfte zwei viel aktiver, der Dropkick fand keinen Abnehmer (57.), Mahmoud Dahoud spielte ihn freistehend nicht an (67.). Ihn dann auszuwechseln, war wohl ein Fehler. Note: 4,0
Erling Haaland: Sein Vater Alf-Inge und Berater Mino Raiola tourten diese Woche durch Europa, um Wechseloptionen auszuloten, der BVB-Stürmer selbst kehrte torlos von der Länderspielreise zurück. Im 50. Pflichtspiel für den BVB nach 20 Minuten nah dran am 50. Pflichtspieltor. Mit dem schwächeren rechten Fuß ungenau (21.), dann klärte Eintracht-Torhüter Kevin Trapp aus der Nahdistanz (25.). Zu wenig am Spiel beteiligt, hätte trotzdem das 2:1 machen können (69.). Er wollte - es gelang nicht viel. Note: 4,0
Mahmoud Dahoud (55. für Bellingham): Sorgte für mehr Dynamik, verlor allerdings auch unnötig Bälle. Musste einen Konter zwingend besser ausspielen (67.), oder seine gute Schusstechnik nutzen (82.). Einer seiner Fehler führte zum Gegenstoß und zum 1:2 (87.). Note: 4,5
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
