BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sprach von einer Strahlkraft der Fußballvereine, die in alle Bereiche der Gesellschaft hineinwirke. © Alexandre Simoes/BVB

Borussia Dortmund

BVB-Boss Watzke: „Kampf gegen Antisemitismus eine Herzensangelegenheit“

Der Fachtag „Antisemitismus und Profifußball“ in Dortmund hat Vertreter aus Gesellschaft, Politik und Sport zusammengeführt. Dabei wird klar: Der BVB tut schon viel gegen Antisemitismus. Aber das reicht noch lange nicht.

Dortmund

, 31.03.2022 / Lesedauer: 4 min

Der BVB nimmt im Fußball seit Jahren eine Vorreiterrolle im Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus ein. Dass Dortmund daher als Austragungsort des Fachtags „Antisemitismus und Profifußball: Herausforderungen, Chancen, Netzwerk“ gewählt wurde, war kein Zufall. Der BVB fungierte bei der von der DFL, dem Zentralrat der Juden in Deutschland und dem World Jewish Congress ausgerichteten Veranstaltung als Gastgeber. „Aus meiner Sicht hätte man für diesen Fachtag keinen besseren Ort finden können“, befand denn auch DFL-Präsidiumsmitglied Ansgar Schwenken bei seinem einleitenden Grußwort.

BVB-Grundsatz: „Menschen verbinden, nicht spalten“

Aus seiner Sicht leiste der BVB seit vielen Jahren hervorragende Arbeit im Kampf gegen Antisemitismus. „Es ist sicher kein Zufall, dass Dortmund der erste Klub war, der die Arbeitsdefinition Antisemitismus übernommen hat. Zugleich ist der BVB ein gutes Vorbild, wenn es darum geht, wie diese Arbeitsdefinition kontinuierlich mit Leben gefüllt werden kann“, so Schwenken.

BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer nahm das gerne auf. „Unser Verein steht seit jeher für gesellschaftliche Werte wie Verantwortung übernehmen, Toleranz zeigen, versöhnend im Einsatz zu sein. Nicht spalten, nicht Gräben aufreißen, keine Ressentiments schüren, sondern Menschen zusammenführen, sie zu verbinden“, sagte Cramer.

Kampf gegen Antisemitismus ist beim BVB gelebte Überzeugung

Mit dem Wissen um die eigene Bedeutung, die eigene Wirkung und die eigene Leuchtturm- und Vorbildfunktion sei der Kampf gegen Antisemitismus bei Borussia Dortmund gelebte Überzeugung. „Wir sind mehr als ein Fußballverein, wir müssen und wir wollen gesellschaftliche Verantwortung abseits des Fußballplatzes übernehmen. Denn Antisemitismus war und ist mehr denn je eine Gefahr im Hier und Heute“, betonte Cramer.

Die Aktualität dieser Worte unterstrich erst jüngst ein Vorfall beim Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Israel, als ein Besucher auf der Tribüne in Sinsheim den Hitlergruß zeigte. „Uns ist bewusst, dass Antisemitismus ein Problem im Sport ist und auch den Fußball betrifft. Ein noch größeres Problem ist jedoch, dass Antisemitismus häufig nicht als solcher erkannt wird“, sagte DFL-Vertreter Ansgar Schwenken.

Fachtag dient dem Austausch und der Netzwerkbildung

Genau dazu aber dient der Fachtag in Dortmund, bei der neben Vertretern der jüdischen Gemeinden auch Politiker und Repräsentanten vieler Bundesligisten vor Ort waren. Er bot die Gelegenheit, im Rahmen themenspezifischer Workshops die eigene Perspektive zu erweitern, ein tieferes Verständnis von Antisemitismus zu gewinnen, Netzwerke aufzubauen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

„Der Kampf gegen Antisemitismus darf keine einmalige Sache bleiben. Es geht um Beständigkeit und um eine ernsthafte, langfristige und vor allem nachhaltige Auseinandersetzung mit dem Thema. Es geht darum, Antisemitismus schon in seinen Anfängen zu erkennen und ihn klar zu benennen. Denn nur durch eine glaubwürdige Aufarbeitung und Beschäftigung damit können wir unseren gesellschaftlichen Einfluss geltend machen. Und vor allem etwas in den Köpfen der Menschen bewegen und auslösen“, urteilte BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer.

BVB-Boss Watzke spricht von der Strahlkraft des Fußballs

Einig waren sich die Redner des Fachtags darin, dass die Beschäftigung mit dem Thema Antisemitismus ein stetiger Prozess sei, der keinen Abschluss finde. Dem Fußball und seinen Vereinen komme dabei eine besondere Bedeutung zu, machte Dr. Josef Schuster klar. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland sagte: „Mit dem Profifußball haben wir einen Verbündeten gewonnen. Denn wer erreicht jedes Wochenende so viele Menschen aller Gesellschaftsschichten?“

Jetzt lesen

Diese Ansicht teilt auch Hans-Joachim Watzke. „Der Fußball hat eine riesige Chance, weil er eine der wenigen Institutionen ist, die in alle Bereiche der Gesellschaft hereinwirkt. Es ist sowohl für mich persönlich als auch für Borussia Dortmund eine Herzensangelegenheit, es ist in unserer DNA, dass wir uns entschieden gegen Rassismus und Antisemitismus stark machen“, sagte Watzke. Der BVB-Boss sprach in diesem Zusammenhang von einer glasklaren Haltung und einer historischen Verantwortung, die der Klub habe. „Mit der Strahlkraft, die der Fußball und die auch der BVB hat, erreichen wir eine Sensibilisierung der Fans für dieses Thema“, ergänzte der BVB-Boss.

Borussia Dortmund und nicht zuletzt alle Profivereine nehmen den Antisemitismus als wachsende Bedrohung wahr. „Der Kampf gegen den Antisemitismus in der Gesellschaft wird nicht nur durch Worte der Politik entschieden, sondern durch Taten und tägliche und nachhaltige Arbeit in allen Teilen der Gesellschaft“, unterstrich Maram Stern, Präsident des World Jewish Congress. Umso wichtiger sei es, dass Klubs wie der BVB dauerhaft den Kampf gegen jegliche Form von Hass, Hetze und Diskriminierung annehmen. Der Fußball als Verbündeter, so wie es sich Josef Schuster wünscht. „Unsere neue Allianz macht Mut. Mut in schwierigen Zeiten“, sagt Schuster.

Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.

Jetzt kostenfrei registrieren

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.

E-Mail erneut senden

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Sie sind bereits RN+ Abonnent?
Jetzt einloggen