BVB beim 6:0 gegen Wolfsburg in Titelform Adeyemi ragt heraus – und ärgert sich trotzdem

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Zwei Tore, eine Vorlage, bester Spieler auf dem Platz – und trotzdem kam Karim Adeyemi zunächst nur ein gequältes Lächeln über die Lippen, als er nach 69 Minuten von Trainer Edin Terzic in die Arme genommen wurde. Dass er die Chance auf den dritten Treffer bei einem Strafstoß (65.) versemmelt hatte, wurmte den 21-jährigen Linksaußen. Sprechchöre und aufmunternde Sätze seiner Mitspieler belegten eindrucksvoll: Mehr als eine Stunde lang hatten Adeyemi und seine BVB-Kollegen den VfL Wolfsburg schwindelig gespielt. Das 6:0 (3:0) ging auch in der Höhe in Ordnung. Borussia Dortmund bleibt Tabellenführer Bayern München mit nur einem Punkt Rückstand auf den Fersen.

Der BVB begeistert gegen Wolfsburg

Entschieden war die Partie bereits zur Halbzeit. Engagiert im Auftritt, konsequent in der Spielanlage und effizient im Abschluss ließt der BVB den Gästen kaum eine Chance. Exemplarisch für die starke schwarzgelbe Spielhälfte: Mats Hummels verfolgte VfL-Stürmer Jonas Wind bis in die gegnerische Hälfte, luchste ihm die Kugel ab und leitete weiter auf Adeyemi. Bei dessen Antritt bekam Gegenspieler Sebastiaan Bornauw Zugluft ab, die flache Hereingabe verwertete Mittelstürmer Sebastien Haller mühelos zum 2:0 (28.). So zielstrebig kann Borussia Dortmund spielen – im eigenen Stadion. Entscheidend für die Überlegenheit waren auch die energischen Reaktionen auf Ballverluste (Adeyemi, Can, Ryerson), die Gegenpressing-Elemente wirkten, die Rückeroberungsdauer sank auf durchschnittlich elf Sekunden.

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Als die Gäste einmal weit vorrückten, führte ein anderes Stilmittel zum dritten Treffer: Marius Wolf zauberte von der rechten Seitenlinie einen fantastischen Steilpass auf den in die Tiefe startenden Julian Brandt. Beim Querpass musste Malen dann wirklich nur noch einschieben (38.). Die Führung war bereits nach 14 Minuten gefallen: Emre Can verlagerte den Ball auf die linke Seite, wo Julian Ryerson reichlich grüne Wiese vorfand. Die weiche Flanke köpfte Adeyemi, der wie ein Flummi im Luftduell höher sprang als Guilavogui, mit viel Gefühl ins linke obere Toreck – 1:0 (14.). Eine Premiere, es war Adeyemis erster Kopfballtreffer. Bei seiner Sprungkraft müssten weitere folgen.

BVB-Torhüter Kobel hält die Null fest

In die Kabine nahmen die Borussen also einen verdienten Vorsprung mit, der um ein Tor zu hoch ausfiel (xGoals: 2,17 : 0,94). Das lag auch daran, dass Gregor Kobel seine Extraklasse im Eins-gegen-Eins nachwies, als Patrick Wimmer mutterseelenallein vor ihm auftauchte, beim Nachschuss warf sich Hummels in die Schussbahn (19.). Und als Kobel bei Jakub Kaminskis Schlenzer seine Flugfähigkeit vorführte (33.), gab es von der Südtribüne Sprechchöre für den Torhüter.


Nach Wiederanpfiff änderte sich die Spielrichtung, die Kräfteverhältnisse hingegen kippten vollends zugunsten von Borussia Dortmund. Julian Brandt, Niklas Süle und Haller (47., 50., 53.) verbuchten die nächsten Chancen – dann folgte der Auftritt von Jude Bellingham: Dessen Linksschuss nach Sprint über den halben Platz lenkte Wolfsburgs Torhüter Koen Casteels an die Latte, mit Rückwärtsdrall sprang der Ball über die Linie – kurios (54.)! Und weiter ging die wilde Fahrt mit Wolfsburger Schleudertrauma: Bornauw verdaddelte den Ball am eigenen Strafraum, Haller legte quer für Adeyemi – 5:0 (59.).

Bellingham setzt den BVB-Schlusspunkt

Danach klatschte Mats Hummels eifrig in die Hände. Die Partie war längst entschieden, Terzic tauschte den Kapitän, Haller und Malen gegen Salih Özcan, Youssoufa Moukoko und Marco Reus, stellte auf 4-2-3-1 um. Bemerkenswert: Trotz des verschossenen Strafstoßes kurz danach (Kilian Fischer an Bellingham, 65.) erhielt Adeyemi aufmunternden Applaus von den Rängen. Kurz vor Schluss machte Bellingham das halbe Dutzend voll (86.). Der BVB hält im Titelrennen den Druck auf die Bayern aufrecht. Darüber konnte sich am späteren Abend Matchwinner Adeyemi genauso freuen wie die Borussen-Fans. Noch eine gute Nachricht: Auch das nächste Spiel findet zuhause statt (Samstag, 18.30 Uhr gegen Mönchengladbach).


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