BVB-Allrounder Ryerson vor Premiere in der Champions League „Wir haben nur mich“

Lesezeit

Seinen vorgesehenen Platz findet Julian Ryerson erst nach einem Hinweis. „Rechts von mir“, sagt Edin Terzic und zeigt auf den richtigen Stuhl auf dem Podium des Presseraums im Signal Iduna Park. „Diesmal Rechtsverteidiger“, schiebt der Trainer scherzend hinterher. Sein Spieler ist ja flexibel, er verteidigt auf der linken Seite so gut wie rechts und bei Borussia Dortmund hat er sich bis zu seinem Königsklassen-Debüt heute Abend (21 Uhr, live auf DAZN) verblüffend schnell zurechtgefunden.

Ryerson mit „absoluter Sicherheit am Ball“

„Sehr leicht“ seien ihm die ersten Wochen hier gefallen, sagt der wortkarge Nobody-Norweger in der Medienrunde vor dem Champions-League-Spiel gegen den FC Chelsea. Er spricht Deutsch und antwortet, wie er auf dem Fußballplatz auftritt: Schnörkellos, unaufgeregt, pragmatisch. Nur eine selbstironische Spitze erlaubt er sich und sorgt für Schmunzeln. Für den Gegner sei es wohl „eine Herausforderung“, nach dem Kaufrausch die vielen Neuzugänge zu integrieren, meint Ryerson neidlos und kokettiert: „Wir haben nur mich.“

Mit der Ablösesumme von fünf Millionen Euro, die Dortmund im Winter an Union Berlin gezahlt hat, läge der BVB-Verteidiger in der Rangliste der Engländer nur auf Platz 16 der teuersten Einkäufe dieser Saison – noch hinter dem Ersatztorhüter. Sein sportlicher Wert für die Borussia liegt längst höher. „Er hat nicht nur eine gewisse Physis und Zweikampfhärte mitgebracht, sondern auch eine absolute Sicherheit am Ball“, erklärt Terzic. In der langen Zeit der Spielerbeobachtung ist ihm aufgefallen: „Er ist in den technischen Abläufen unter Druck richtig gut.“

BVB-Trainer Terzic lobt Ryerson

Nun wird Ryerson nicht tricksend und Gegenspieler tunnelnd die Seitenlinie entlangschweben. Sondern schuften. „Er ist ein Spieler, der unglaublich viel mitbringt an Willensstärke, Laufbereitschaft, Einsatz, Engagement“, sagt Sebastian Kehl. Dem Sportdirektor ist aufgefallen: „Das tut unserer Gruppe sehr gut. Wir müssen nicht immer die besten Fußballer auf allen Positionen haben, aber wir müssen eine richtige Zusammenstellung haben.“

Mit seiner „intensiven Spielweise“ (O-Ton Terzic) bildet Ryerson eine wichtige Ergänzung zu den filigraneren Unterschiedsspielern, die vor ihm attackieren. Der 25-Jährige hat Topwerte in den Statistiken wie Balleroberungen, geführte Zweikämpfe, Klärungsaktionen und progressive Ballvorträge. Damit spielt man sich als norwegischer Nationalspieler und ohne Champions-League-Erfahrung womöglich nicht aufs Radar des glamourösen FC Chelsea. Aber in Dortmund, wo ehrliche Arbeit früher wie heute noch etwas zählen soll, findet sich für Spieler wie ihn immer ein Platz. Heute Abend als Rechtsverteidiger.

Chelsea-Experte Simon Johnson vor dem BVB-Duell: „Die Fans befürchten das Schlimmste“

BVB-Reifeprüfung gegen den FC Chelsea: Dortmund startet die Operation Brexit

FC Chelsea ist in Dortmund angekommen: Starensemble schottet sich ab