BVB-Reifeprüfung gegen den FC Chelsea Dortmund startet die Operation Brexit

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Sie hatten wohl eine gute Zeit miteinander, die zwei jungen Fußballlehrer-Anwärter. „Er ist eine beeindruckende Persönlichkeit und ein toller Trainer“, sagt Edin Terzic (40) über Graham Potter (47). Als beide vor sechs Jahren in England gemeinsam die Schulbank drückten für die höchste Ausbildungsstufe der Übungsleiter, lernten sich der heutige BVB- und der Chelsea-Coach kennen und schätzen. „Dass wir jetzt mit zwei richtig großen Vereinen erstmals aufeinandertreffen, hätten wir vor ein paar Jahren nicht vorhersehen können“, sagt Terzic. Noch dazu in einem echten Highlight-Spiel: Achtelfinale der Champions League, Borussia Dortmund gegen den Königsklassen-Champion von 2021. Flutlicht, die Hymne, eine Choreografie auf der Südtribüne – und furioser Fußball auf dem Rasenviereck (21 Uhr, live bei DAZN)?

Gut möglich. Europas größte Bühne für Klubfußball inspiriert häufig zu Bestleistungen. „Ich spüre die Vorfreude bei allen Beteiligten in der Kabine“, berichtet Terzic. Ohnehin will er den Blick weniger auf den mit enormem finanziellen Aufwand aufgepäppelten, aber sportlich unsteten FC Chelsea richten. Dass die Londoner ihren Kader in dieser Saison für 611 Millionen Euro aufgemotzt haben, spiegelt sich nicht in den Resultaten wider. Nur ein Sieg sprang in den jüngsten acht Spielen heraus, nur sechs Tore in den jüngsten 13 (!) Partien. Vielleicht liegt das auch daran, dass seit dem Sommer unfassbare 16 Spieler ihr Debüt für die „Blues“ gegeben haben. Von der „Welle“ (O-Ton Julian Brandt), auf der der BVB aktuell reitet, können die Engländer nur träumen.

Der BVB reitet derzeit auf einer Welle

„Wir wollen den Fokus auf uns legen und auf das, was wir in den vergangenen Wochen gut gemacht haben“, erklärt Terzic daher. Nach sechs Siegen in Serie soll der siebte Streich folgen, obwohl Chelsea zumindest individuell stärker einzuschätzen ist als die bisherigen Gegner in diesem Jahr, die sich in der Bundesliga auf den Plätzen 13, 12, 8, 4, 15 und 9 tummeln. Das schwarzgelbe Selbstbewusstsein haben die genauso erkämpften wie erspielten guten Ergebnisse jedenfalls gestärkt.



Dortmund hegt berechtigte Hoffnungen auf Chelseas Brexit. Bei „50 Prozent“ sieht Sportdirektor Sebastian Kehl die Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale. „Das werden zwei ganz enge Partien, in denen wir Top-Leistungen bringen müssen, um eine Runde weiterzukommen. Aber wir können das packen.“ Dazu benötigt sein BVB den ersten Sieg gegen eine englische Mannschaft seit 2016. In der Kabine ist dieses Ziel klar kommuniziert. „Zuhause ist das vielleicht einen Tick leichter, wenn wir vor 80.000 Fans eine Euphorie entfachen“, sagt Terzic.

BVB-Sportdirektor Kehl sieht gute Chancen

Der 40-Jährige wird bei seinen Zuversicht versprühenden Worten nicht übermütig, er unterschätzt auch Chelsea nicht. Doch anders als in manchen Phasen der ersten Saisonhälfte kann er mit Überzeugung behaupten: „Ich weiß, dass ich mich auf meine Jungs verlassen kann.“ Julian Brandt, einer der besten Borussen, betont: „Ich habe das Gefühl, dass was passiert bei uns. Dass wir Beständigkeit und Selbstverständnis reinbekommen.“


Davon ist der Champions-League-Gegner weit entfernt, und weil bei Chelseas hoher Dichte an Stars schwer abzusehen ist, wer in der Startelf auftaucht, tun die Borussen gut daran, ihr Spiel zu spielen und damit erfolgreich zu sein. Trotz der Freundschaft zu Potter ruft Terzic seinem Trainerkollegen zu: „Ich verspreche ihm, dass ich alles daran setzen werde, dass meine Mannschaft in die nächste Runde einzieht.“

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