
Bundespolizist bricht BVB-Fan den Kiefer: Strafe steht nun fest
Einsatz nach Derby 2019
Nach dem Revierderby im Oktober 2019 kommt es im Dortmunder Hauptbahnhof zu Auseinandersetzungen zwischen BVB-Fans und der Bundespolizei. Ein Beamter reagiert völlig über. Nun steht die Strafe fest.
Auf Aufzeichnungen der Bahnhofs-Überwachungskamera ist deutlich zu erkennen, wie sich der 28-jährige Beamte der Hundertschaft für kurze Zeit aus der Polizeikette löste und auf einen am Rand stehenden, völlig unbeteiligten Fan zutrat. Ohne Vorwarnung schlug der Polizist dem Dortmunder mit der Faust ins Gesicht und stieß ihn später auch noch zu Boden. Anschließend kümmerte er sich nicht weiter um den Verletzten. Sein Ziel war es, in die Kette zurückzukehren und alle Fußballfans aus dem Bahnhof zu drängen.
Bundespolizist verletzt BVB-Fan schwer: Bedauern und Entschuldigung
Am Freitag musste sich der Beamte wegen Körperverletzung im Amt vor dem Dortmunder Amtsgericht verantworten. Den Faustschlag gab er dabei sofort zu und erklärte seine Überreaktion so: „Auf mich wirkte es, als würde der Fan eine Angriffshaltung einnehmen.“ Deshalb habe er sich dazu entschieden, den Mann auszuschalten.
Rückblickend war diese Entscheidung falsch. Ich bedauere meinen Fehler und die schlimmen Verletzungen.“ Der 28-Jährige trainiert seit vielen Jahren in verschiedenen Boxvereinen und galt als Jugendlicher zeitweise als großes Talent. Der eine Faustschlag ins Gesicht reichte, um dem BVB-Fan dreifach den Kiefer zu brechen.
Bundespolizist bricht BVB-Fan den Kiefer: Zeuge tief erschüttert
Der 35 Jahre alte Mitarbeiter der Fanhilfe Dortmund ist bis heute tief erschüttert über das Verhalten des Polizisten. Er habe die Situation im Hauptbahnhof nach dem Derby eigentlich als sehr ruhig empfunden, sagte er den Richtern. Deshalb habe auch sofort einen Anwalt angerufen, als er gesehen habe, wie die Bundespolizei plötzlich zwei BVB-Anhänger festhielt und „recht brutal fixierte“.
Eine Angriffshaltung habe er zu keiner Zeit eingenommen, sagte der Zeuge weiter. „Ich bin sowieso eher der Typ, der Auseinandersetzungen aus dem Weg geht.“
An den Faustschlag kann sich der 35-Jährige heute überhaupt nicht mehr erinnern. Er verlor sofort das Bewusstsein und wurde erst Minuten später in einem Buchladen des Hauptbahnhofs wieder wach. Noch am selben Abend wurden dem Mann vier Schrauben in den Kiefer gesetzt. Bei einer größeren Operation am nächsten Tag bekam er außerdem Titanplatten eingesetzt.
Nach Attacke auf BVB-Fan: Bundespolizist drohen dienstrechtliche Konsequenzen
Die Richterin wertete den Faustschlag schließlich als Körperverletzung im Amt und verhängte eine Geldstrafe von 9000 Euro (150 Tagessätze). Dabei hielt sie dem Angeklagten zugute, dass dieser zuletzt schon 5000 Euro als eine erste „Entschuldigungsgeste“ an den verletzten Fan gezahlt hatte. Die Nebenklage hatte auf gefährliche Körperverletzung plädiert und eine Freiheitsstrafe nicht unter vier Monaten plädiert (hier geht es zum Kommentar von Jürgen Koers).
Sobald das Urteil rechtskräftig ist, drohen dem Beamten eventuell noch dienstrechtliche Konsequenzen. Eine erste Beförderung wurde zuletzt schon ausgesetzt.