Bonmann: "An der Zeit für den nächsten Schritt"
BVB-Keeper im Interview
Plötzlich im Rampenlicht: Nach Roman Bürkis Mittelhandbruch ist U23-Torhüter Hendrik Bonmann seit November die neue Nummer zwei bei Borussia Dortmund. Florian Groeger hat mit dem 22-Jährigen über seine neue Rolle, Zukunftspläne und die Perspektive der Dortmunder Zweitvertretung gesprochen.

Mit stabilen Leistungen in der U 23 hat sich Torhüter Hendrik Bonmann beim BVB verdient gemacht.
Seit einigen Wochen sind Sie zweiter Torhüter bei Borussia Dortmund. Ein gutes Gefühl?
Sogar ein sehr gutes Gefühl (lacht). Es ist schön, jetzt komplett dabei und Teil einer Mannschaft zu sein, die zur Spitze in Europa gehört.
Was hat sich seither für Sie persönlich verändert?
Meine Einstellung ist immer professionell. In dieser neuen Konstellation versuche ich, mich nicht selbst zusätzlich unter Druck zu setzen, aber Gas zu geben, um dem Trainerteam und der Mannschaft zu zeigen, dass auf mich Verlass ist und ich mich auf diesem Niveau anpassen kann.
Für Borussia Dortmunds Profis in einem Pflichtspiel auf dem Platz zu stehen, wäre das für Sie die Erfüllung eines Jugendtraums?
Ja, auf jeden Fall. Darauf arbeite ich hin, seitdem ich bewusster Fußball spiele. Für mich gibt es keine Europa- oder Weltmeisterschaft, sondern nur dieses eine Spiel vor der Südtribüne. Das ist jedes Jahr, jeden Tag präsent.
Wie verläuft die Zusammenarbeit mit Roman Bürki und Roman Weidenfeller?
Ich verstehe mich mit beiden sehr gut. Wir haben ein sehr respektvolles Verhältnis zueinander. Ich bekomme sehr viele Tipps, wir sind ein sehr gutes Team. Da ich schon vor Roman Bürkis Verletzung regelmäßig bei den Profis trainiert habe, kenne ich die Abläufe bereits.
Wie bewerten Sie Ihre eigene Entwicklung?
In den vergangenen 18 Monaten konnte ich enorm viel Praxis sammeln, habe so gut wie jedes Spiel in der U23 absolviert, bin nie verletzt gewesen. Das hat mich enorm geprägt. Insgesamt bin ich zufrieden mit meiner Entwicklung. Ich bin sehr konstant und sicher geworden und schaffe es, auch mal den Sieg oder das Unentschieden bei der U23 festzuhalten.
Ihr Vertrag beim BVB läuft noch bis Sommer 2018. Sie befinden sich in einer Phase, in der die Weichen für die Zukunft gestellt werden ...
Definitiv. Ich bin jetzt 22, es ist mein viertes Jahr beim BVB. Es ist an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen. Dafür fühle ich mich bereit. Am Saisonende wird irgendetwas passieren, in welche Richtung auch immer. Wenn die Tür nach oben geöffnet wird, möchte ich auf jeden Fall da sein, daher absolviere ich viele Extra-Einheiten. Gerade in der Phase als Nummer zwei will ich mich zeigen.
Wechseln wir thematisch zur U23. Was hat sich seit dem Trainerwechsel von David Wagner zu Daniel Farke verändert?
Unmittelbar nach dem Trainerwechsel hat sich relativ viel getan. Es gab ein anderes Klima in der Mannschaft. Daniel Farke ist mit einer sehr menschlichen Art zu uns gekommen. Es herrscht immer eine gute Stimmung, das Trainingsniveau ist unglaublich hoch. Ich glaube, wir haben in der U23 noch nie einen so guten Fußball gespielt.
Woran machen Sie das fest?
Wir sind taktisch in der Lage, während des Spiels das System mehrfach zu ändern. Ich finde das absolut begeisternd. Bemerkenswert ist auch, welche Qualität die Neuzugänge unserer Mannschaft geben. Wir haben in Massih Wassey und Hamadi Al-Ghaddioui zwei ältere Spieler hinzubekommen. Ihre Erfahrung und ihr Auftreten helfen der Mannschaft ungemein. Rückblickend muss man sagen, dass die Kaderplanung bei uns ein Volltreffer war.
Wie sehr haben Sie gezittert, als Daniel Farke vor einigen Wochen mit Arminia Bielefeld in Verbindung gebracht worden war?
Ich habe im vergangenen Sommer eine Falschmeldung gelesen, dass Daniel Farke zu Eintracht Frankfurt wechseln würde. Damals war ich ziemlich schockiert. Aber das zeigt, dass ich ihm auch zutrauen würde, direkt in die Bundesliga zu wechseln. Wenn dann solche Gerüchte aufkommen, dass Arminia Bielefeld an ihm interessiert sein soll, dann bekommt man schon mal kurz etwas Angst. Aber Stand jetzt ist er immer noch unser Trainer. Darüber bin ich nicht unglücklich (lacht).
Wie bewerten Sie den bisherigen Verlauf der U23-Saison?
Ich bin damit sehr zufrieden. Wir haben brutale Qualität. Gerade den jungen Spielern aus der zweiten Reihe muss man auch ein Kompliment machen. Selbst wenn sie auf der Bank sitzen, bleiben sie ruhig und unterstützen die Mannschaft. Die Ergebnisse sind bislang top. Natürlich hätten wir sogar noch ein paar Punkte mehr holen können. Die Partien gegen unsere ärgsten Konkurrenten Köln und Mönchengladbach haben wir dominiert, das macht uns Mut.
Das Saisonziel lautet demnach Aufstieg?
Die Qualität ist so groß, dass man eine überragende Saison natürlich nicht mit Platz zwei beenden will und dann feiert. Wir wollen das Optimum rausholen. Für den Verein und gerade die Fans wäre es wichtig, wieder in der 3. Liga zu spielen. Zuvor müssen wir aber erstens Meister werden und danach noch die Relegation überstehen. Dafür müssen dann viele Faktoren zusammenkommen.