6:0 gegen Armenien: BVB-Kapitän Reus gibt DFB-Team neuen Esprit
WM-Qualifikation
Das DFB-Team übernimmt durch ein 6:0 gegen Armenien die Tabellenführung in der WM-Qualifikation. BVB-Kapitän Marco Reus gibt der Mannschaft bei seinem Startelf-Comeback neuen Esprit.

BVB-Kapitän Marco Reus traf gegen Armenien zum zwischenzeitlichen 3:0. © imago / Hartenfelser
Von einem langen Weg hatte Hansi Flick nach dem eher deprimierenden 2:0 gegen Fußball-Zwerg Liechtenstein gesprochen, das sofort einiges von der Aufbruchsstimmung geraubt hatte nach dem Trainerwechsel an der Spitze der DFB-Elf. Flick will frischen Wind in einen arg verstaubten Verband und eine festgefahrene, uninspirierte Spielweise der wichtigsten Mannschaft dieses Verbandes bringen - und das, erklärte er, brauche Zeit.
Wiedersehen mit dem ehemaligen BVB-Spieler Mkhitaryan
Am Sonntagabend machte seine Mannschaft einen ersten Schritt. Im ersten Heimspiel unter Flicks Regie war wie am Donnerstag ein vermeintlich „Kleiner“ auf der europäischen Fußball-Landkarte der Gegner. Nicht ganz so ein Leichtgewicht wie Liechtenstein freilich, für Armenien spielt ja zum Beispiel auch ein gewisser Henrikh Mkhitaryan, dem in Dortmund immer noch einige eine Träne nachweinen.
Ein „Micki“ allein allerdings sollte nicht reichen. Flicks Heimdebüt brachte einen deutlichen Fortschritt im Auftreten seiner Mannschaft, beim 6:0 (4:0) die erwarteten drei Punkte mit einem endlich auch klaren Ergebnis - und die Übernahme der Tabellenführung in der WM-Qualifikationsgruppe J.
BVB-Kapitän Marco Reus agiert gegen Armenien als Wandspieler
Zu wenig Bewegung, zu wenig Tempo und Überraschungsmomente - Flick hatte beim mühsamen Sieg am Donnerstag einige Defizite aufgezeigt bekommen und in der Trainingsarbeit offenbar an den richtigen Schrauben gedreht. Treffer von Serge Gnabry (6., 15.), Marco Reus (35.) und Timo Werner (45.) ließen schon vor der Pause lange vermisste Glücksgefühle aufkommen, die Mannschaft kombinierte sich frei und nutzte die sich bietenden Gelegenheiten diesmal konsequent aus. Begünstigt von einem Gegner allerdings, der es anders als die Liechtensteiner am Donnerstag, nicht verstand, die eigenen Reihen geschlossen zu halten.
Ein Rezept gegen eine dicht gestaffelte Abwehr: Chip-Bälle hinter die letzte Linie auf einen von außen startenden Offensivspieler. Dieses Muster führte zum 1:0 durch Gnabry (6.), zum 3:0 durch Reus. Und auch vor Werners 4:0 riss ein langer Ball die armenische Abwehr entscheidend auf. Auch Flicks Taktik, die Außen konsequent zu besetzen, in die kleinen freien Räume zu stoßen, dann in die Mitte zu passen, wo Werner oder Reus als Wandspieler auf nachrückende Kollegen ablegten, funktionierte und sorgte für die notwendigen freien Meter vor dem gegnerischen Tor. Zu den wunderschön herausgespielten Treffern gesellten sich vor der Pause noch Aluminium-Treffer von Thilo Kehrer per Kopf (5.) und Leroy Sane (22.), dessen stark ansteigende Formkurve auch gegen Armenien Bestand hatte.
Ex-BVB-Spieler Jonas Hofmann auf neuer Position
Sechs Änderungen hatte Flick vorgenommen und dabei auch personell überrascht. Jonas Hofmann als Rechtsverteidiger machte wie Kehrer links seine Sache sehr ordentlich, mit Goretzka neben Joshua Kimmich auf der Doppel-Sechs kam deutlich mehr Tempo in den deutschen Ballvortrag. Insgesamt war viel mehr Zug drin im DFB-Team. Das galt auch für das Spiel der zuletzt glücklosen Werner und Gnabry. Marco Reus‘ erster DFB-Startelfeinsatz seit dem 3:0 gegen Estland vor fast zwei Jahren gab dem Offensivspiel zusätzlichen Esprit. Nach 60 Minuten durfte der Dortmunder vom Platz und konnte nach seinem 14. Länderspieltor und einer Vorbereitung sehr zufrieden sein.
Nach Jonas Hofmanns erstem Länderspiel-Treffer, ein trockener 25-Meter-Schuss nach abgewehrter Ecke von Kimmich (52.), ging es für die Armenier nur noch um weitere Schadensbegrenzung. Das gelang bis zum 6:0 durch Debütant Karim Adeyemi (90.+1). Ein ernsthafter Gegner war der 86. der FIFA-Weltrangliste für den 16. aber nicht. Das weiß auch Flick. Schwerere Gegner werden kommen, „dann müssen wir bereit sein“, hat Flick gesagt. Es war daher nur ein erster von vielen notwendigen Schritten.