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Überschätzt und zu teuer? BVB-Spieler Marius Wolf will sich neu beweisen
Borussia Dortmund
Marius Wolf bleibt nach zwei Leihgeschäften bei Borussia Dortmund. Sein teurer Vertrag bindet ihn noch lange an den BVB. Kann er sportlich einen Gegenwert liefern?
Die Haare waren noch kürzer geschnitten und mit blondierten Spitzen versehen, dazu zierte ein Bärtchen das Kinn: Es ist offensichtlich eine Zeit her, dass Marius Wolf (26) im Mai 2018 seinen Vertrag bei Borussia Dortmund unterschrieben hat. Michael Zorc lobte den damals frischen DFB-Pokalsieger überschwänglich. Der BVB-Sportdirektor sah für Wolf „eine große Perspektive“, schwärmte von einer „hervorragenden Mentalität“ und einem „perfekten Spieler für Borussia Dortmund“. Eine Fehleinschätzung.
Fußballerisch lief es alles andere als perfekt seitdem in der Zusammenarbeit zwischen Wolf und dem BVB. Enttäuschende 25 Einsätze in Pflichtspielen sind verbucht. Aus dem 23-jährigen Shooting Star ist ein 26-jähriger Bankdrücker geworden. Der Schaden von Wolf hielt sich jedoch vor allem finanziell in Grenzen, was jetzt für Aufsehen sorgte.
Marius Wolf beim BVB: Das Tier im Manne blieb angeleint
Beim Blick auf das BVB-Angebot habe der damalige Spieler von Eintracht Frankfurt ein breites Grinsen im Gesicht gehabt, hieß es vor drei Jahren bei den Hessen. Mit einem geschätzten Gehalt von mehr als fünf Millionen Euro liegt Wolf zwar lediglich im Mittelfeld der BVB-Gehaltsrangliste. Den sportlichen Gegenwert hat er mit Leistung und Einsatzzeiten derweil selten bis gar nicht erbringen können - oder erbringen dürfen.
Zweimal verlieh die Borussia den vielseitig einsetzbaren Flügelspieler für je eine Spielzeit, erst 2019 zu Hertha BSC nach Berlin, dann 2020 zum 1. FC Köln. Für die Einwilligung zum ersten Leihgeschäft verlängerten die Schwarzgelben den Vertrag sogar um ein Jahr bis 2024. Überall wird Wolf als fleißiger Fußballer und angenehmer Mitspieler geschätzt. Endgültig durchsetzen oder nachhaltig empfehlen konnte er sich nirgendwo. Seinen Social-Media-Claim „Unleash the Wolf“ füllte er nicht mit Leben, das Tier im Manne blieb angeleint.
Marius Wolf passt als Allrounder sehr gut ins BVB-System
Weil sich auch in diesem Sommer trotz konkreter Anfragen keine verlockende Wechseloption auftat, bleibt Wolf jetzt bei der Borussia, obwohl er hätte gehen dürfen. Eine Vereinbarung hat ja immer zwei Seiten, beinhaltet Rechte und Pflichten. Ein Satz, mit dem Autor Ronald Reng in seinem Buch „Der große Traum“ Wolfs Berater Roger Wittmann zitiert: „Den Vertrag in Dortmund darfst du nie aufgeben, damit finanzierst du dein ganzes Leben.“ Wittmann will das so nie gesagt haben. Inhaltlich, dazu reicht das kleine Einmaleins, gibt es keine Zweifel an der Richtigkeit. Ein vergleichsweise hohes Gehalt müsste man obendrein nicht dem Spieler, sondern dem Klub anlasten.
Wie sehr „Der große Traum“ von Wolf als Profifußballer auf dem Rasen noch in Erfüllung geht, daran kann der gebürtige Coburger in den nächsten Wochen mitwirken. Wolf bringt die gewisse Dynamik und Aggressivität mit, die BVB-Trainer Marco Rose von seinen Spielern sehen möchte. Technisch sind ihm andere Borussen voraus, auch taktisch gibt es noch Verbesserungspotenzial.
Wolf zeigt bei BVB-Kurzeinsatz gegen Hoffenheim gute Ansätze
Beim 20-minütigen Kurzeinsatz gegen die TSG Hoffenheim (3:2) wusste er im Mittelfeld allemal zu gefallen. Auf den Flügeln kann er rechts wie links eingesetzt werden, ein vielseitiger Ergänzungsspieler, wie ihn sich die Trainer wünschen. Die BVB-Transferwünsche, ein Rechtsverteidiger und ein Flügelstürmer, ließen sich nicht umsetzen. Eine neue Chance für Wolf unter dem neuen Trainer? Das wäre zumindest für ihn perfekt.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
