Mit ein wenig Anlauf und nicht ohne einige defensive Wackler ist Borussia Dortmund ins Viertelfinale der Champions Leage gestürmt. Im ausverkauften Signal Iduna Park besiegelte beim 4:0 (1:0) gegen Benfica Lissabon erst ein Doppelschlag nach einer Stunde das Weiterkommen. Den nächsten Gegner erfährt die Borussia erst in der kommenden Woche.
Er trifft und trifft und trifft: Pierre-Emerick Aubameyang traf gegen Benfica dreifach.
Ein wenig schwerfällig setzten sie vor der mächtigen Südtribüne zur Laola-Welle an, sie sind halt in die Jahre gekommen rund 53 Jahre nach dem großen Triumph einer wilden Einheit aus Dortmund gegen die damals weltbeste Vereinsmanschaft Benfica Lissabons.
Doch die Hoffnung, mit sieben Helden des damaligen 5:0 auf dem Rasen die Fußball-Mächte auf seine Seite zu ziehen, erfüllte sich für Borussia Dortmund sofort. Schon nach vier Minuten und der ersten Ecke für den BVB war das aberwitzige Hinspiel-Resultat egalisiert. Es stand 1:0, weil Christian Pulisic eine Ecke von Ousmane Dembele verlängerte und am zweiten Pfosten Pierrre-Emerick Aubameyang ungehindert einköpfen konnte.
Benfica-Fluch beendet
Das fünfte Europapokal-Tor des Gabuners in dieser Saison beendete seinen persönlichen Benfica-Fluch aus dem Hinspiel und ließ den Signal Iduna Park sogleich erbeben - die Hoffnung auf einen nächsten magischen Abend unter Flutlicht war allgegenwärtig.
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Champions League, Achtelfinale: BVB - Benfica Lissabon 4:0 (1:0)
Bilder des Champions-League-Spiels zwischen Borussia Dortmund und Benfica Lissabon.
Taktisch war es nicht verkehrt, dass die Borussia danach nicht mit gleicher Drehzahl weiterspielte und versuchte, geduldig zu kombinieren. Nach einer Ecke Benficas warf der BVB aber noch einmal den Turbo an, nach Aubameyangs Dribbling hatte Dortmunds neuer Wirbelwind Dembele mit einem Schlenzer gleich die nächste gute Chance (11.). Was niemand ahnte: Es sollte für lange Zeit die letzte Gelegenheit bleiben.
Benfica steigert sich
Der BVB tat sich fortan schwer mit der Aufgabe, das richtige Maß zwischen Absicherung und forscher Offensive zu finden. Für das notwendige zweite Tor blieb ja noch jede Menge Zeit, aber nach den guten 15 ersten Minuten war der Schwung zunächst einmal dahin. Schritt für Schritt kombinierte sich Benfica in die Partie, gewann bis zur 35. Minute dazu 65 Prozent aller Zweikämpfe.
Das war aus Sicht der Borussia ein alarmierender Wert, der auch bezeugte, dass der BVB die Kontrolle abgegeben hatte und nicht mehr drin war in diesem Spiel. Dass Cervis Schuss nach Flanke über Marcel Schmelzers Seite zu harmlos geriet und auch der Kopfball von Luisao Roman Bürki nicht ernsthaft prüfen konnte, durfte kein Ruhekissen sein. Obwohl BVB-Trainer Thomas Tuchel die Außen der Viererreihe vor der Dreierkette sehr offensiv agieren ließ, gelang es bis zur Pause nicht, die defensiv nicht gerade sattelfesten Portugiesen weiter in Verlegenheit zu bringen.
Ritt auf der Rasierklinge
Mit einer Schrecksekunde begannen die zweiten 45 Minuten: Piszczek klärte eine Flanke vor die Füße von Cervi, bügelte den Riesenpatzer aber wieder aus, als er sich beim Schuss des Mittelfeldspielers wagemutig in die Flugbahn des Balles warf (46.). Auf der Gegenseite hätte Aubameyang per Fallrückzieher beinahe das 2:0 erzielt (49.).
Es war weiter ein Ritt auf der Rasierklinge. Lissabon blieb durch Standards aus dem Halbfeld mit dem kofballstarken Luisao immer gefährlich, bei der besten BVB-Konterchance scheiterte Aubameyang nach Pulisic-Hereingabe an Benfica-Keeper Ederson (59.).
Doppelschlag binnen 60 Sekunden
Doch dann entschied ein Doppelschlag binnen 60 Sekunden das Spiel: Piszczek spielte einen Traumpass auf Pulisic, der lupfte über Ederson - 2:0 (60.). Und Marcel Schmelzer legte einen herrlichen Diagonalball von Weigl perfekt vor die Füße von Aubameyang - 3:0 (61.). Nach der zweiten Torvorbereitung des BVB-Kapitäns in dieser Champions-League-Saison benötigte Lissabon nun gar zwei Treffer.
Der rechte Glaube daran fehlte den Gästen - und die Borussia konnte die verbleibenden 30 Minuten locker nach Hause spielen. Der erneut starke Marc Bartra verpasste das 4:0 nur knapp, das besorgte eine Minute später dann Aubameyang mit seinem dritten Treffer des Abends (86.). Nach dreijähriger Pause gehört Borussia Dortmund damit wieder zu den acht besten Teams in Europa.