Mit Fotostrecke: BVB-Frauen sprechen beim Vorbereitungsstart über Saisonziel
BVB-Handball-Frauen
Der Startschuss für die Vorbereitung der BVB-Frauen auf die neue Saison ist gefallen. Ein Saisonziel wird offiziell nicht genannt – inoffiziell scheint die Perspektive dagegen aber klar zu sein.

Beim Start in die Saisonvorbereitung trafen die BVB-Frauen auch das erste Mal auf ihre neuen Mannschaftskolleginnen: (v.l.) Delaila Amega, Clara Monti Danielsson, Jennifer Rode, Trainer André Fuhr, Jennifer Gutiérrez Bermejo, Tessa van Zijl, Tina Abdulla und Andreas Bartels, stellvertretender Abteilungsvorstand. © Stephan Schuetze
Kelly Vollebregt zieht sich gerade einen Kaffee aus dem Automaten. „So lange hatte ich noch nie Zeit mit meiner Familie“, erzählt die Niederländerin über die lange Pause, die hinter der Rechtsaußenspielerin und ihren Teamkolleginnen liegt. Die Coronakrise hat auch die BVB-Handball-Frauen getroffen, so hart wie kaum ein anderes Sportteam. Aber an diesem Samstag (11. Juli) geht es endlich los.

Inger Smits (r.) und Kelly Dulfer bei der Ankunft am l‘Arivée-Hotel. © Stephan Schuetze
„Die Vergangenheit legen wir ad acta, wir schauen jetzt nach vorne“, sagt Andreas Bartels. Der stellvertretende Abteilungsvorstand steht am Samstag vorne im Seminarraum des l‘Arivée-Hotels und schaut in erwartungsvolle Gesichter. Das erste Mal nach dem Saisonabbruch, nach der Nicht-Vergabe des Titels, nach den öffentlichen Streitigkeiten mit der Handball Bundesliga Frauen (HBF), sind die BVB-Frauen wieder zusammen gekommen.
Das erste Mal auch mit den neuen Gesichtern bei Schwarzgelb. Tessa van Zijl, Delaila Amega und Jennifer Rode hören Andreas Bartels genau wie ihre neuen Kolleginnen zu, auch Jennifer Gutiérrez Bermejo, deren Mutter aus der Schweiz kommt, kann der Rede folgen. Für Clara Monti Danielsson und Tina Abdulla muss allerdings noch auf Englisch übersetzt werden. „Das werden wir nach und nach angehen“, sagt Trainer André Fuhr zu den Sprachbarrieren. Danielsson, Abdulla und Gutiérrez haben von ihrem neuen Trainer schon vor einigen Wochen ein Handballglossar mit den wichtigsten Begriffen bekommen.
Die beste Mannschaft, die die BVB-Handball-Frauen je hatten?
Aber nicht nur an der Sprache, auch am Team selbst wird Fuhr zusammen mit seinen Schützlingen in den kommenden acht Wochen bis zum Saisonstart arbeiten. Auf dem vollen Trainingsplan, den der 49-Jährige am Samstag präsentiert, stehen neben zahlreichen Laufeinheiten, Krafttrainings und Testspielen auch Team-Building-Maßnahmen. Die, erklärt Fuhr, sind aber nur ein ganz kleiner Teil des gesamten Prozesses. Man könne das Ganze in eine gewisse Richtung anschieben, aber es gehöre viel mehr dazu. „Man wächst zusammen in Siegen, in Niederlagen, im Konkurrenzkampf, durch Erfahrungen“, erklärt Fuhr, der sein Team aber schon ein Stück weiter sieht als im vergangenen Jahr um die gleiche Zeit – auch qualitativ.
Die Borussia hat sich mit den Neuzugängen noch einmal überdeutlich verstärkt, hat jetzt eine der stärksten Mannschaften, die Dortmund je gesehen hat – oder? „Wir glauben, dass wir richtig gute Voraussetzungen geschaffen haben, um qualitativ das stärkste Team zu haben – zumindest seit dem Wiederaufstieg“, erklärt Bartels diplomatisch. Fuhr geht noch einen Schritt weiter: „Ich glaube, dass das die höchste Qualität an Einzelspielerinnen ist, die ich je vor mir hatte.“
Mit Blick auf die vergangene Saison, in der die Borussinnen bis zum Liga-Abbruch nur das Auswärtsspiel in Metzingen verloren haben, müsste das Ziel für die die kommende Spielzeit also eigentlich klar sein. Bartels versucht, zunächst vorsichtig zu bleiben. „So früh werden wir nicht über Ziele sprechen“, sagt das Vorstandsmitglied, „wir haben noch keinen Ball geworfen“, kommentiert Fuhr.
BVB erwartet einen Zweikampf an der Spitze mit BietigheimVolles Programm in der Vorbereitung - Acht Wochen Vorbereitung haben die BVB-Handball-Frauen vor der Brust.
- Teil der Vorbereitung sind auch Teambuilding-Maßnahmen wie eine Stadtrallye.
- In den ersten Wochen stehen vor allem Lauf- und Krafteinheiten an, wieder mit der Leistungsdiagnostik in Zusammenarbeit mit der TU Dortmund.
- Auch das Trainingslager in Dänemark steht wieder auf dem Programm (26. Juli bis 2. August), außerdem sind bisher 13 Testspiele geplant, dazu ein Turnier.
- Das erste Bundesligaspiel steigt voraussichtlich am 5. September.
- Acht Wochen Vorbereitung haben die BVB-Handball-Frauen vor der Brust.
- Teil der Vorbereitung sind auch Teambuilding-Maßnahmen wie eine Stadtrallye.
- In den ersten Wochen stehen vor allem Lauf- und Krafteinheiten an, wieder mit der Leistungsdiagnostik in Zusammenarbeit mit der TU Dortmund.
- Auch das Trainingslager in Dänemark steht wieder auf dem Programm (26. Juli bis 2. August), außerdem sind bisher 13 Testspiele geplant, dazu ein Turnier.
- Das erste Bundesligaspiel steigt voraussichtlich am 5. September.
Trotzdem sei man sich beim BVB bewusst, dass man von der Konkurrenz zusammen mit Bietigheim in die Favoritenrolle gedrückt werde. „Die nehmen wir auch an“, so Bartels. „Die Liga erwartet einen Zweikampf an der Spitze.“ Erwartet der BVB den denn nicht? „Doch“, sagt Bartels, „wir wollen die besondere Leistung und den damit verbundenen Tabellenstand aus der letzten Saison bestätigen.“ Damit sei alles gesagt.
Alles andere wäre auch verwunderlich, Spielerinnen wie Tina Abdulla haben sich sicherlich nicht für den BVB entschieden, weil es in Dortmund keine konkreten Ziele für die Saison gibt. „Ich denke, dass das Ziel, die Deutsche Meisterschaft zu holen, auf jeden Fall da ist“, bestätigt auch Leverkusen-Neuzugang Jennifer Rode, die mit ihrem neuen Team auch in der Champions League für Überraschungen sorgen will.

In einem Seminarraum des l‘Arivée-Hotels trafen sich die alten und neuen BVB-Handballerinnen das erste Mal und haben über die anstehende Vorbereitung und die Saison 2020/2021 gesprochen. © Stephan Schuetze
Aber zwischen den BVB-Frauen und dem Saisonstart liegen noch acht Wochen. Acht Wochen, die „pickepacke voll sind“, wie Andreas Bartels es ausdrückt. André Fuhr hat einen detaillierten Trainingsplan ausgearbeitet, der kaum Zeit für Pausen lässt. „Jetzt beginnt die Quäl-Zeit“, sagt auch Alina Grijseels, die auf dem Weg vom Seminarraum nach draußen ihre Maske wieder aufgesetzt hat. In der letzten Saison hat die 24-Jährige zusammen mit Isabell Roch die Kapitänsbinde getragen – ob das in der kommenden Saison auch so sein wird, weiß die Rückraumspielerin noch nicht, die Kapitänsfrage wird irgendwann bis zum ersten Saisonspiel beantwortet.
Identifikatonsproblem beim BVB? Bartels: „Das Emotionale kommt erst später“
Es sei aber gar nicht so wichtig, wer es offiziell sei, erklärt die Borussin. Gerade jetzt müssten Spielerinnen wie Grijseels, die seit 2014 beim BVB ist, vorangehen, erklärt Bartels, der zusammen mit Vorstand Andreas Heiermann, der am Samstag noch im Urlaub ist, den Kader innerhalb von zwei Sommerperioden komplett umgekrempelt hat.

Das erste offizielle Foto der BVB-handballerinnen für die Saison 2020/2021. Oben von links: Der stelvertretende Abteilungsvorstand Andreas Bartels, Kelly Dulfer, Rinka Duijndam, Clara Monti Danielsson, Inger Smits, Tina Abdulla. Unten von links: Jennifer Rode, Tessa van Zijl, Merel Freriks, Dana Bleckmann, Yara ten Holte, Alina Grijseels, Kelly Vollebregt,, Isabell Roch, Jennifer Gutiérrez Bermejo, Trainer André Fuhr, Delaila Amega, Athletik-Trainer Tobias Vogt, Johanna Stockschläder. © Wolfgang Stummbillig/BVB
Zwölf von 16 Spielerinnen sind maximal in ihrer zweiten Saison. Ist da eine richtige Identifikation mit der Stadt, mit dem Verein, mit der Marke Borussia Dortmund überhaupt möglich? „Das kann man nach dieser Zeit nicht verlangen, das muss auch wachsen, aber wir versuchen immer, diese Werte zu vermitteln“, sagt Bartels. Spielerinnen wie Grijseels oder Johanna Stockschläder (seit 2017 im Verein) müssten diese Werte immer wieder in das Team reintragen. „Wir wollen den Spielerinnen erstmal vertragliche Sicherheit geben, das Emotionale an der Marke kommt erst später“, so Bartels.
Nach ein paar Mannschaftsfotos vor dem l‘Arivée geht es für Dortmunds Handballerinnen sofort weiter, Team-Building auf dem Bauernhof von Torwarttrainerin Clara Woltering steht auf dem Programm. Ein voller Vorbereitungsplan eben – den die Spielerinnen aber zu schätzen wissen: „Wir sind alle einfach froh, dass es endlich wieder losgeht“, sagt Alina Grijseels und steigt hinter das Steuer eines der großen schwarzen Vans, mit denen es zum Bauernhof von Woltering geht. Dem nächsten kleinen Etappenziel auf dem Weg zur Saison.
Eine Saison, in der der BVB „den Tabellenstand aus der letzten Saison bestätigen will“, um es mit Bartels‘ Worten zu sagen. Um den Titel zu gewinnen, der dem BVB in der vergangenen Saison noch verwehrt geblieben ist – um es mit den Worten der Konkurrenz zu sagen.

Jennifer Rode © Stephan Schuetze
- Frau Rode, Sie kennen Ihren neuen Trainer und den Vorbereitungsplan. Was überwiegt, die Freude, dass es wieder losgeht, oder der Respekt vor dem Programm?
- Man kennt André ja und weiß, worauf man sich bei ihm einlässt (lacht). Nein, bei mir überwiegt natürlich absolut die Vorfreude, dass es jetzt endlich losgeht. Das Team hat auch einen super positiven Eindruck gemacht, die Stimmung war ganz locker und entspannt.
- Was sind Ihre Ziele für die kommende Saison?
- Ich denke, dass das Ziel, die Deutsche Meisterschaft zu holen, auf jeden Fall da ist. Ein Ziel ist es natürlich auch, dass wir als Team gut zusammenfinden, dass ich mich persönlich weiterentwickeln kann und dass wir in der Champions League vielleicht auch ein bisschen überraschen.
- Sie sind von Leverkusen nach Dortmund gezogen. Wie ist Ihr erster Eindruck von Ihrer neuen Heimat?
- Ich wohne jetzt seit drei Wochen hier. Von Dortmund habe ich noch nicht so viel gesehen, ich wohne aber in der Nähe vom Phoenixsee und da ist es schonmal ganz schön. Ansonsten stand jetzt erstmal die Wohnungseinrichtung an.
- Sie sind seit dem 1. Juli offiziell Borussin. Sind Sie neben dem Handball denn auch Fan der Fußballmannschaft?
- (lacht) Nein, ich bin gar kein Fußballfan. Also wenn Freunde mal ins Stadion gehen, dann komme ich auch mit, aber ich spiele lieber Handball. Trotzdem bin ich gespannt auf das Stadion hier, ich war bisher nur in Leverkusen, da ist jetzt nicht soviel los. Aber in Dortmund soll ja richtig krasse Stimmung sein. Das werde ich auf jeden Fall mal mitmachen.