Champions-League-Krimi! Borussia Dortmund entscheidet das Spiel erst elf Sekunden vor Schluss
Handball Champions League
Borussia Dortmund bejubelt den ersten Königsklassen-Heimerfolg der Vereinsgeschichte. Es blieb lange spannend gegen HC Podravka Vegeta aus Kroatien.

Großer Jubel nach dem Champions-League-Sieg gegen Podravka Vegeta. © Ludewig
Es bleibt dabei. Die Champions League ist nichts für schwache Nerven. Mit 32:31 (13:12) setzten sich die Handballerinnen des BVB gegen HC Podravka Vegeta aus Kroatien durch. Laura van der Heijden machte elf Sekunden vor Schluss mit ihrem achten Treffer den ersten Heimerfolg der Dortmunderinnen in der Champions League perfekt. Einen großartigen Tag erwischte auch Inger Smits, die ebenso wie van der Heijden acht Mal erfolgreich war. Der BVB hat nun vier Punkte auf seinem Konto und die Chancen auf das Erreichen des Achterfinals gewahrt.
Nach 60 aufregenden, wilden, hektischen und auch körperlichen harten Minuten in der Helmut-Körnig-Halle lagen sich die Spielerinnen glückselig in den Armen, feierten den ersten Sieg in der Königsklasse. Borussen-Coach André Fuhr sprach von einem historischen Erfolg, Abteilungsleiter Andreas Heiermann attestierte Inger Smits eine Weltklasse-Leistung. Und die herausragende Spielerin selbst wollte sich in keiner Weise hervorheben: „Das war ein Sieg der gesamten Mannschaft, wir haben als Team gekämpft. Es war nicht einfach, weil wir in der Abwehr mit Kelly Dulfer, Alina Grijseels und Clara Monti Daniellson gleich drei ganz wichtig Spielerinnen ersetzen mussten.“
Dulfer in der zweiten Halbzeit nicht mehr dabei
Die Motivation war da, doch die Nervosität ebenso. Von der ersten Minute an entwickelte sich eine Partie, die von einer unglaublich hohen Fehlwurfquote auf Seiten des BVB geprägt war. Und vom schnellen Ausfall Kelly Dulfers. Bereits nach 2:30 Minuten wurde die Niederländerin hart angegangen, bekam einen Schlag an den Hals und musste sich minutenlang auf der Bank erholen. Zwar kam Dulfer später zurück ins Spiel, wirkte aber angeschlagen. André Fuhr hatte ein Einsehen und verzichtete im zweiten Durchgang auf seine Rückraumspezialisten.
Das gleiche Schicksal ereilte Alina Grijseels, die in der 43. Minute ihre dritte Zwei-Minuten-Strafe kassierte und den Rest der Partie von der Tribüne aus verfolgen durfte.
Das Spiel ist schnell erzählt. In den ersten 20 Minuten präsentierte sich der BVB neben der Spur. Dann nahm Borussen-Coach André Fuhr die ersten Auszeit und sortierte seine Formation neu. „Das waren ein paar Unzulänglichkeiten zuviel“, so Fuhr. Aus dem 7:10-Rückstand wurde ein 11:11 in der 26. Minute. Laura van der Heijden und Merel Freriks sorgten für den 13:12-Pausenstand. Bedanken konnte sich der BVB in dieser Phase bei Torhüterin Yara ten Holte, die achtmal großartig parierte. „Statt mit einem Tor Vorsprung hätten wir auch mit vier Toren Rückstand in die Pause gehen können“, kommentierte Inger Smits den tollen Auftritt der erst 21 Jahre alten Torfrau aus Amsterdam. Während ten Holte die Abwehrschwächen ihrer Vorderfrauen ausbügelte, wurde im Angriff munter drauflosgeworfen. André Fuhr zählte allein bis zur Pause 16 Fehlwürfe. Über die gesamte Spielzeit kam der BVB auf eine Effektivität von gerademal 51 Prozent, Podravka auf 65 Prozent.
Van der Heijden übernimmt Verantwortung
Im zweiten Durchgang präsentierte sich der BVB dann so wie erhofft konzentrierter. Auf den Außenpositionen rechtfertigten Johanna Stockschläder und Tina Abdulla ihre Einwechselungen. Die Norwegerin Abdulla erwies sich zudem als sichere Siebenmeter-Schützin und verwertete fünf Strafwürfe. Eng blieb es dennoch, zumal die ausgedünnte BVB-Defensive die körperlich robuste Gäste-Kreisläuferin in den Griff bekam. "Da fehlte uns oft einfach die Cleverness", kommentierte André Fuhr das Abwehrverhalten. Andererseits fehlten dem BVB mit Alina Grijseels und Kelly Dulfer nicht nur zwei wichtige Spielerinnen im Angriff, sondern ganz krass auch in der Defensive. Der reguläre Innenblock war quasi nicht auf dem Parkett. Für Podravkas Kreisläuferin ein gefundenes Fressen. Die hatte 60 Sekunden vor Schluss mit ihrem siebten Tor zum 31:31 ausgeglichen. Inger Smits wurde kurz gedeckt, dafür übernahm BVB-Neuzugang Laura van der Heijden die Verantwortung. Elf Sekunden vor dem Schlusspfiff verwandelte sie aus dem Rückraum zum verdienten 32:31-Erfolg.
Mit dem zweiten Sieg und nunmehr vier Punkten verbesserten sich die Dortmunderinnen auf Rang sieben in der Gruppe B der Champions League. Platz sechs belegt weiter das rumänische Team SCM Ramnicu Valcea, das am Sonntag mit 24:34 gegen CSKA Moskau verlor, ebenfalls erst vier Punkte auf dem Konto hat, dafür aber noch zwei Spiele mehr zu bestreiten hat. Zum direkten Aufeinandertreffen mit den Rumäninnen kommt es am 9. Februar in Valcea.
Das für den BVB dennoch die Bundesliga absolute Priorität besitzt, unterstrich Abteilungsleiter Andreas Heiermann nochmals. "Natürlich ist dieser Sieg in der Champions League ein schöne Sache, zumal er wirklich auch verdient war. Diese Mannschaft verdient mein Respekt. Aber am Mittwoch spielen wir bei Bayer Leverkusen. Da ist ein Sieg für uns noch wichtiger auf dem Weg zum Titel."
BVB: Roch, ten Holte, Duijndam, van der Heijden (8), Smits (8), Abdulla (6/5), Frerik (4), Grijseels (3), Stockschläder (2), Vollebregt (1), Gutierrez Bermejo, Rode, Dulfer, van Zijl, Bleckmann.