Anzeige


Borussia Dortmund: Handball-Boss Andreas Heiermann kündigt seinen Rückzug an

Borussia Dortmund

Andreas Heiermann kündigt seinen Abschied als Handball-Chef des BVB an. Er sagt, wann das sein soll. Im Interview schaut er auf die aktuelle Saison, die für den BVB am 10. September beginnt.

Dortmund

, 26.08.2022, 12:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Die Handball-Bundesliga-Frauen des BVB stecken mitten in der Vorbereitung auf den die neue Spielzeit. Am Dienstagabend gewann das Team von Trainer André Fuhr erst im Test gegen die Ligakonkurrenten HSG Bensheim/Auerbach mit 33:25. Kapitänin Alina Grijseels traf alleine siebenmal.

Die Saison beginnt für den BVB am 10. September mit der Heimpartie gegen Halle-Neustadt. Wir haben mit Abteilungsleiter Andreas Heiermann über die anstehende Saison und die Zukunft der Abteilung gesprochen.

Herr Heiermann, Sie stehen nun seit über 16 Jahren an der Spitze des BVB-Handballs. Wie lange wollen Sie dieses Amt noch bekleiden?

Für mich ist das jetzt offiziell: Ich werde ab dem Jahr 2024 nicht mehr als Abteilungsleiter zur Verfügung stehen. Wenn wir 2024 im Mai Deutscher Meister sind, das wäre mein Traum. Der Zeitraum steht also fest und das Ziel auch. Wir arbeiten jetzt darauf hin, dass wir dann eine Mannschaft haben, die Deutscher Meister werden kann. Dann habe ich ein paar erfolgreiche Dortmunder Handballjahre mitgeprägt.

Wie soll das gelingen?

Gerade im Erfolg muss man kritisch sein. Diese Fluktuation, die wir jetzt hatten, die will ich nicht mehr haben. Die Identifikation mit dem Team fällt dann schwerer und man kann sich nicht auf die Charaktere des Teams einstellen. Wir brauchen mehr Kontinuität.

Das ist generell ein Problem der Frauenbundesliga...

In der Damen-Handballbundesliga ist die Fluktuation in der Tat sehr groß. Ich möchte daher mit Borussia Dortmund zur Benchmark werden und die Weichen stellen, damit wir bis zum Jahr 2024 ein Verein sind, der für Kontinuität steht.

Amelie Berger beim Gegenstoß.

Amelie Berger und die BVB-Frauen sollen bald in einem kleinen Wellinghofer Tempel spielen. © Ludewig

Auf allen Ebenen?

Auf den anderen Ebenen war das bislang auch der Fall. Im Vorstandsbereich bin ich seit 16 Jahren als Abteilungsleiter aktiv. Wir hatten natürlich den tragischen Verlust von Andreas Bartels zu beklagen. Da war mir eigentlich immer klar, dass er mein Nachfolger irgendwann wird. Er fehlt. Ich bin mir aber sicher, dass das auch Rupert Thiele kann. Ansonsten können wir in diesem Bereich nicht mehr Kontinuität haben als die, die wir bereits vorleben – auch im Trainerteam. Maria Pfefferkuch ist sogar noch zwei Jahre länger dabei als ich.

Wie wichtig ist dabei der Jugendbereich?

Was die Bundesliga angeht, sind wir ein Aushängeschild in Deutschland. Bietigheim etwa hat weder eine zweite Mannschaft noch eine A-Jugend in der Bundesliga. Bei den Branchenführern gehören wir also im Jugend- und Nachwuchsbereich zur Spitze. Auch da haben wir eine große Kontinuität und bilden eine tolle Einheit. Dennoch kann man nicht immer direkt mit dem Nachwuchs planen. Wenn die jungen Talente woanders aber zwei Jahre Erfahrung sammeln und dann zurückkehren – dann haben wir alles richtig gemacht. Die Jugendarbeit war aber auch schon immer mein Steckenpferd.

Weil es auch die Philosophie von Borussia Dortmund widerspiegelt?

Selbstverständlich habe ich mich auch an den Fußballern orientiert. Das hat mich immer fasziniert. Es gibt nur einen Unterschied: Im Fußball können Sie mit jungen Top-Talenten hohe Ablösesummen erzielen. Das ist beim Handball nicht so.

Bis 2024 wollen Sie also erneut eine Deutsche Meisterschaft mit dem BVB feiern.

Haben Sie Angst, dass das Ziel zu hochgesteckt ist?

Wer mich kennt und meine Arbeit, der weiß, dass ich nie mit der Brechstange die Ziele erreichen wollte, die ich mittelfristig gesetzt habe. Wir haben sie nur immer eher erreicht. Es ist ein Wunsch. Ich kann natürlich nicht eine Mannschaft zusammenkaufen, die auf jeden Fall Erster wird. Das geht nicht, das passt nicht zu Borussia Dortmund. Es geht darum, eine Mannschaft zusammenzustellen, die es schaffen kann. Wenn wir es dann nicht schaffen können, aber es versucht haben, ist es eben so. Aber jeder soll wissen: Wenn du zu Borussia Dortmund kommst, ist es das Ziel, 2024 Deutscher Meister zu werden.

In der Champions League spielen die BVB-Frauen in dieser Saison nicht.

In der Champions League spielen die BVB-Frauen in dieser Saison nicht. © Ludewig

Kontinuität ist die eine Sache. Der Erfolg benötigt aber auch das passende Umfeld. Aktuell haben sie aber keine richtige Heimspielstätte. Was werden sie ändern?

Was mich tierisch nervt, das sind die Spielansetzungen. Die Dichte der Heimspiele ist viel zu gering. Wir müssen aber für Rituale sorgen, die benötigen die Menschen. Das ist richtig schlecht für uns. Es gibt aber Möglichkeiten, um diese zu schaffen. Das fängt an beim Hallenboden und hört auf bei der Umgestaltung der Halle.

Was planen Sie konkret?

Wir haben einen eigenen Hallenboden angeschafft. Einen richtigen Handballboden, der nicht mehr an Schulsporthalle erinnert. Den werden wir an jedem Spieltag auf- und wieder abbauen. Wir werden die Sporthalle Wellinghofen in einen BVB-Tempel zu jedem Spieltag verwandeln. Die Leute sollen wissen: Ich bin hier beim BVB. Das ist ganz, ganz wichtig. Wir müssen neben einem guten Sport auch ein gutes Event anbieten.

Wie viele Helfer benötigen Sie dafür?

Das Problem bei Borussia Dortmund ist, dass jeder immer zunächst nach dem Stundenlohn fragt. Ehrenamtlicher Helfer haben wir nur sehr wenige, weil eben so ein großer Verein hinter uns steht. Und ich schätze mal, dass wir so 22 bis 24 Leute benötigen pro Spieltag. Das wird schwer, aber wir werden es schaffen.

Ziemlich viel Aufwand für einen Boden. Ist er so elementar wichtig?

Ja. Stellen Sie sich mal vor, Fußballer müssten mit ganz vielen Linien auf dem Rasen spielen, die gar nichts mit dem Sport zu tun haben. Das wäre undenkbar. Das ist dann nicht nur für die Zuschauer, sondern auch für die Spieler ein ganz anderes Erlebnis. Generell die Halle: Wir werden alle Wände abhängen und alles wird schwarzgelb sein, überall wird das BVB-Wappen zu sehen sein.

Also hören wir bald auch You’ll Never Walk Alone in der Sporthalle Wellinghofen?

Da würde ich die Damen mitsprechen lassen. Wir orientieren und schon jetzt ein bisschen am Set-up beim Fußball. Ich denke, wir sollten schon zeigen, dass wir ein Verein sind und nicht unseren eigenen Weg gehen. You’ll Never Walk Alone ist ein Muss für mich bei Borussia Dortmund – auf jeden Fall. Das gehört dazu und ist elementar wichtig. Das sind genau die Rituale, die ich meine.

Es klingt so, als müssten Sie ziemlich viel anstoßen. Fühlen Sie sich vom Hauptverein im Stich gelassen?

Das wäre nicht korrekt. Ich genieße ein großes Vertrauen im Verein und man kennt sich über Jahre. Es wird alles enger verknüpft und ich fühle mich nicht alleine gelassen. Wir bekommen da jetzt auch reichlich Unterstützung, etwa im Social-Media-Bereich.

Dadurch dürften auch mehr Zuschauer auf die Spiele aufmerksam werden.

Ja! Unter 1000 Zuschauer dürfen wir bei keinem Heimspiel haben. Wenn wir die haben, wäre die Welt für mich in Ordnung. Dann hätten wir eine tolle Stimmung.

Dabei helfen könnten Dauerkarten. Werden Sie ab dieser Saison wieder welche anbieten?

Für Fans war es schon schwieriger, an Tickets zu kommen. Daher werden wir ab dieser Saison auch Print@Home-Tickets anbieten, auch der Dauerkartenverkauf startet bald wieder. Für Mitglieder haben die Ticketpreise sogar noch einmal gesenkt. Der Normalpreis beträgt 14 Euro, die ermäßigten Karten kosten 7 Euro und Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt. Die Dauerkarte kostet außerdem 140 Euro und für Mitglieder sogar nur 70 Euro. Davon versprechen wir uns viel.