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VHS kämpft sich durch den Lockdown – Schlossgespräche erstmals online
Onlineangebote
Der Lockdown macht Präsenzkurse der VHS unmöglich. Das schlägt sich auch auf die Finanzen nieder. Die VHS steuert mit Onlineangeboten dagegen – und verlagert die Schlossgespräche ins Netz.
Spätestens seit dem Lockdown liegen auch die Präsenzkurse des aktuellen Forums Volkshochschule auf Eis. Mit einigen Onlineangeboten steuert die VHS zwar gegen. Die gewohnten Einnahmen kommen so allerdings nicht zusammen.
Auch vor dem Lockdown mussten Kurse abgespeckt werden. Statt durchschnittlich zehn Teilnehmern waren es nur noch sieben. Das schlägt sich natürlich auch auf die Finanzen nieder: Weniger Kursteilnehmer bedeuten weniger Teilnehmergebühren, bedeuten ein höheres Defizit. Und das müssen sich die Städte und Gemeinden teilen, die im VHS-Zweckverband zusammengeschlossen sind: Ahaus, Stadtlohn, Vreden, Heek, Legden, Südlohn und Schöppingen.
Noch kein Haushaltsplan für 2021
Einen Haushaltsplan für 2021 gibt es aktuell noch nicht. Zwar tagte Anfang Februar die Zweckverbandsversammlung. Doch die Sitzung fand nur online per Videokonferenz statt. Beschlussfähig war sie nicht. Der entsprechende Beschluss soll nun im schriftlichen Umlaufverfahren eingeholt werden. Und das dauert. Dr. Nikolaus Schneider, Leiter der VHS, geht davon aus, dass der Versand in der kommenden Woche erfolgt. Bis dann alle Antworten zusammen seien, könne es zwei Wochen dauern.
Kurse können online gebucht werden
Viele Kurse der Volkshochschule werden online angeboten und sind aktuell buchbar. Eine Übersicht veröffentlicht die VHS auf ihrer Homepage www.vhs-aktuellesforum.de. Auch Reservierungen für Präsenzkurse nach dem Lockdown sind möglich. Die VHS ist per Mail unter info@vhs-aktuellesforum.de und zu folgenden Zeiten telefonisch unter Tel. 02561/9537-0 erreichbar: montags, mittwochs und freitags 9 bis 12 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 14 bis 17 Uhr.Vorher gibt es keinen Haushaltsplan und damit auch keine Zahlen, die veröffentlicht werden können. Klar ist nur, dass die Kommunen, die die VHS gemeinsam tragen, sich auch das Defizit teilen werden.
Das ist in normalen Jahren so und erst recht in Zeiten des Lockdowns: „Die Gemeinden des VHS-Zweckverbands haben befürwortet, die entstehende Lücke auszugleichen“, erklärte Nikolaus Schneider. So solle verhindert werden, dass die Kursgebühren erhöht werden müssen.
VHS ist kein Wirtschaftsunternehmen
Gleichzeitig macht er aber auch deutlich, dass die VHS kein Wirtschaftsunternehmen sei, das Gewinne erzielen müsse. „Sie ist durch die Corona-Pandemie in keine finanzielle Schieflage gekommen“, erklärt er. 75 Prozent der Einnahmenseite der VHS würden durch Mittel der öffentlichen Hand abgedeckt. Die hauptbetroffene Gruppe seien die Kursleitenden der VHS: „Sie arbeiten freiberuflich auf Honorarbasis. Wenn keine Kurse stattfinden, erhalten sie keine Honorare“, macht er deutlich.
Trotz Lockdown erweitert die VHS ihr Angebot – online. Nikolaus Schneider nennt beispielsweise über 70 Online-Angebote, die Anfang Februar bei der VHS verfügbar waren. Kurse aus ganz unterschiedlichen Bereichen von Gesundheit und Sport über Kultur bis hin zu Sprachen. „Es werden täglich mehr“, sagt er erfreut. Im Gespräch mit den Kursleitern würde das Angebot ständig weiterentwickelt.
Auch Integrationskurse laufen online weiter. „Um den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, weiter sprechen zu können“, erklärt der VHS-Leiter. Zwei bis dreimal in der Woche gebe es Online-Angebote für die Teilnehmer. Das sei natürlich nicht mit sechs Stunden Präsenzunterricht pro Tag zu vergleichen, aber immerhin das, was im Moment möglich sei.
Schlossgespräche finden erstmals nur online statt
Und auch das große Publikum versucht die VHS online zu erreichen: beispielsweise mit den Ahauser Schlossgesprächen am Dienstag, 23. Februar. Normalerweise ist dieses Format fest an den Fürstensaal im Ahauser Schloss gebunden. Auch das wird aber jetzt im Lockdown online angeboten:

Prof. Dr. Malte Thießen ist am Dienstag, 23. Februar, bei den Ahauser Schlossgesprächen zu Gast – wegen des Lockdowns nur online. © LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
Am Dienstag spricht von 19.30 bis 21.45 Uhr der Historiker Prof. Dr. Malte Thießen, Leiter des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte. Sein Thema: „Seuchen als sozialer Stresstest: Was wir aus der Seuchengeschichte für heute lernen können – und was nicht.“
„Seuchen sind die sozialsten aller Krankheiten“, sagt der Historiker. Da Seuchen alle Menschen betreffen, werfen sie die Frage auf, wie das Zusammenleben organisiert wird, wie frei oder wie begrenzt wir leben wollen. Er erforscht seit vielen Jahren Seuchen und ihre Bekämpfung von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldungen sind online möglich.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
