Testfahrten für Castoren aus Jülich Harter Kern der BI demonstriert gegen Atommüll

Tests für Jülich-Castoren: Harter Kern der BI demonstriert auf Kreisverkehr
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Rund 30 Demonstranten haben am Dienstagvormittag auf dem Kreisverkehr am Schumacherring gegen Atommülltransporte demonstriert. Oder genauer gesagt, gegen geplante Testfahrten für Atommülltransporte, die in dieser Woche durch Ahaus führen sollen.

Gut eine Stunde stehen sie dort. Haben zwischen den Bäumen ihre Transparente entrollt. Ein paar Mal stockt der Vormittagsverkehr auf der Legdener Straße, dem Adenauer- und Schumacherring sowie dem Gescher Damm: Immer wenn die Polizei kurz die Autofahrer anhält, weil einer der Demonstranten über die Straße will.

„Ein guter Platz“, befindet Hartmut Liebermann, einer der Sprecher der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“. Denn viele Autofahrer hätten die kleine Demo bemerkt. Und der BI geht es darum, ein Zeichen zu setzen.

Gegen die Testfahrten, die in diesen Tagen zwischen Jülich und Ahaus geplant sind. Getestet werden soll, wie die speziellen Lastwagen einmal mit dem Atommüll von Jülich nach Ahaus fahren und dann auf dem Gelände des Brennelementezwischenlagers in Ahaus rangieren können.

Die BI will es bei dem Zeichen belassen. Auch deswegen löst sie die Versammlung nach einer knappen Stunde wieder auf. Hartmut Liebermann und Felix Ruwe sprechen es in verschiedene Fernsehkameras, denn das Medieninteresse ist groß: Die BI sehe keinen Sinn darin, die ganze Zeit an dem Kreisverkehr Wache zu halten, bis tatsächlich der Lkw für die Testfahrt vorbei komme.

Die kleine Gruppe der Demonstranten auf dem Kreisverkehr am Schumacherring
Etwa 30 Mitglieder der Bürgerinitiative Kein Atommüll in Ahaus haben gegen die geplanten Testfahrten der Atommülltransporter zwischen Jülich und Ahaus demonstriert. Wann genau die Spezialfahrzeuge durch Ahaus rollen, war am Dienstag nicht klar. © Stephan Rape

Weder Zeit noch die exakte Route stehe fest. Die BI wisse lediglich, dass sowohl am Kreisverkehr Legdener Straße/Schumacherring als auch am Schumacherring/Heeker Straße Stahlplatten für die Testfahrten der schweren Lastwagen verlegt werden sollen. Es geht um die Verbindungswege zwischen Autobahn und Brennelementezwischenlager in Ammeln.

Für die Polizei bleibt die kleine Demo ein kalkulierter Einsatz: „Das ist ja immer praktisch die gleiche Gruppe“, erklärt einer der Beamten am Rand der Demo.

Felix Ruwe: „Erfreuliche Resonanz“

Felix Ruwe, ebenfalls Sprecher der BI, bewertet die Resonanz dennoch positiv: Erst am Freitag habe die BI von den Testfahrten erfahren. In so kurzer Zeit so viele Menschen zu mobilisieren, sei ein Erfolg gewesen. „Erfreulich, dass so viele gekommen sind. Noch dazu in der Sommerferienzeit“, sagt er kurz nach der Demo.

In Ahaus und Umgebung behalte die BI den starken Rückhalt in der Bevölkerung. Es gehe an diesem Tag ja auch um keinen Transport, sondern „nur“ um die Testfahrt. Er ist sich sicher, dass die BI sonst die Massen wieder zum Protest auf die Straße bekommen würde.

Dann räumt er aber auch noch ein, dass die BI dringend junge Leute finden müsse, um den Protest weiter in die Bevölkerung und in die Zukunft zu tragen. „Eine große Baustelle“, sagt er.

Auch Hartmut Liebermann hatte auf die Frage nach jüngeren Protestteilnehmern nur genickt. Es sei sehr schwierig, junge Menschen dafür zu gewinnen. Woran das liege, mochte er nicht abschätzen.

BI hält Transporte für Wahnsinn

Die übrigen Argumente haben die BI-Mitglieder bisher bei jeder sich bietenden Gelegenheit vorgetragen. Sie ändern sich über die Jahre naturgemäß nicht: Für die BI bleibt der Transport des Jülicher Atommülls und seine angedachte Einlagerung in Ahaus Wahnsinn. Atommüll solle da gelagert werden, wo er entstanden ist. Und zwar so lange, bis es ein Endlager gibt.

In Ahaus könne der Atommüll aus Jülich nicht für diese Endlagerung vorbereitet werden. Vor der endgültigen Lagerung müssten die graphithaltigen Brennelementkugeln aber in jedem Fall behandelt werden. Mit einem Verfahren, dass noch entwickelt werden müsse. „Es wäre nur vernünftig, den Atommüll in Jülich zu belassen“, sagt Felix Ruwe.

Hoffnung in Landesregierung

Auch weil weiter nicht klar sei, wie sich die Atommüllbehälter nach so langer Zeit verhalten würden. Forschungsprogramme, die dazu laufen würden, hätten eine längere Laufzeit als die Genehmigung des Brennelementezwischenlagers. Sie kämen also zu spät.

Hoffnung habe die BI zuletzt in die NRW-Landesregierung gesetzt. Die habe nach der Wahl im Koalitionsvertrag festgehalten, dass unnötige Atommüll-Transporte vermieden werden sollen. Doch die verbliebene Alternative zum Transport nach Ahaus, der Neubau eines Zwischenlagers in Jülich werde bestenfalls halbherzig verfolgt. Seit 2012 werde darüber gesprochen. Seit 2014 müsse das Lager in Jülich geräumt werden, weil dort die Erdbebensicherheit nicht nachgewiesen werden könne, so die BI.

Klagen stehen noch aus

Aktuell gibt es eine Einlagerungsgenehmigung für die Jülicher Castorbehälter in Ahaus. Dagegen klagen die Stadt und Theo Schwarte als Nebenkläger. Eine Transportgenehmigung steht noch aus. Sie könnte noch in diesem Jahr erteilt werden. Auch dagegen wollen Stadt und Theo Schwarte klagen. „Die Klage ist vorbereitet“, sagt der Ahauser am Dienstagmittag.

Erfolgsaussichten? Zeitrahmen? Alles offene Fragen. Beantworten kann sie am Dienstag niemand. Es sei ja schon fraglich, ob eine neue Klage wieder aufschiebende Wirkung für die Transporte erzielen würde.

Das Transparent der Bürgerinitiative Kein Atommüll in Ahaus
Seit Jahrzehnten stemmt sich die BI Kein Atommüll in Ahaus gegen die Transporte und die Einlagerung in Ahaus. Aktuell sieht es so aus, dass noch in diesem Jahr die Genehmigungen für die Transporte aus Jülich erteilt werden können. Dagegen will die Stadt klagen. © Stephan Rape

Für Theo Schwarte steht indes fest: Steht der Atommüll aus Jülich einmal in Ahaus, komme er von hier nicht mehr weg. „Dann werden wir hier eine Konditionierungsanlage bekommen, auch wenn das zigfach anders in den Verträgen steht“, sagt er. Eine Anlage, um auch in Ahaus Castorbehälter zu öffnen, und mit dem strahlenden Müll zu hantieren.

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