Claudia Groten (l.) als Mieterin des Ladenlokals sowie drei der elf "Ladenhüterinnen" Gitta Schoppen, Annette Erzfinke und Claudia Eschen im Tausendschön am Markt in Ahaus. Das Geschäft soll so etwas wie ein wertiger Trödelmarkt an einer festen Adresse sein.

© Stephan Rape

Tausendschön: „Ladenhüter“ stemmen sich gegen Leerstand in der Innenstadt

rnNeueröffnung

Wieder ist ein Leerstand in der Ahauser Innenstadt Geschichte: „Tausendschön“ heißt das Geschäft, das Claudia Groten dort zusammen mit einer Gruppe von „Ladenhütern“ betreibt.

Ahaus

, 02.12.2021, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Neues Leben im ehemaligen Fotogeschäft am Markt: Auf zwei Etagen ist mit der Trödelgärtnerei Tausendschön ein bunter Flohmarkt in die Innenstadt gezogen.

Altes, Gebasteltes, Gesammeltes – das Angebot im Tausendschön ist breit gefächert. Zwei Jahre profitiert der Laden von Fördermitteln gegen Leerstände in Innenstädten. Ob sich das Projekt langfristig trägt, muss sich noch zeigen.

Altes, Gebasteltes, Gesammeltes – das Angebot im Tausendschön ist breit gefächert. Zwei Jahre profitiert der Laden von Fördermitteln gegen Leerstände in Innenstädten. Ob sich das Projekt langfristig trägt, muss sich noch zeigen. © Stephan Rape

Hinter Tausendschön steht die Ahauserin Claudia Groten. Ihre Gärtnerei hat ihr Zuhause eigentlich bei Bünings Grüner Schoppe im Gewerbegebiet. Mit dem Ladenlokal hat sie nun auch ein Geschäft in der Innenstadt angemietet – und ist doch nur Teil eines großen Teams.

„Wir sind insgesamt elf Ladenhüter“, sagt sie am Mittwochmorgen. Mit Ladenhütern meint sie eine Gruppe Menschen, die sammeln, basteln oder handarbeiten und diese Dinge in dem Ladenlokal anbieten.

Buntes Sortiment aus Selbstgemachtem und Raritäten

Darunter Gehäkeltes, Gestricktes, Marmeladen, Bastelwaren, Weihnachtsschmuck, aber auch Garagen- und Kellerfunde: Alte Schulschaubilder und -landkarten, Bierdermeier- und Landhausmöbel, altes Porzellan, Bilder – das Angebot ist bunt und vielfältig. „Wie ein wertiger Flohmarkt eben“, sagt Claudia Groten.

Öffnungszeiten und weitere Infos

  • Geöffnet ist das neue Geschäft täglich von 14.30 bis 18.30 Uhr. Dienstags und mittwochs zusätzlich auch von 9.30 bis 12 Uhr sowie samstags von 9.30 bis 18 Uhr.
  • Weitere Informationen gibt es online unter www.tausendschoen-ahaus.de

An diesem Morgen sitzt sie mit Gitta Schoppen, Annette Erzfinke und Claudia Eschen im Geschäft. Auch die drei Frauen haben ihren Teil zu Tausendschön beigesteuert: Die Vredenerin Gitta Schoppen etwa vertritt die Gruppe „Ein Herz für behinderte Menschen“ aus Vreden. Ein Netzwerk aus etwa 100 Familien, die Marmelade, Strick- und Holzarbeiten für den guten Zweck herstellen.

„Es gibt ja in diesem Jahr in Vreden keinen Weihnachtsmarkt. Stattdessen können wir unsere Dinge jetzt hier anbieten“, sagt sie. Wie sie kam auch Claudia Escchen über einen persönlichen Kontakt dazu. Sie häkelt schon seit Jahren. Bisher nur für den Familien- und Bekanntenkreis. Jetzt möchte sie ihre Arbeiten einem größeren Publikum anbieten.

Annette Erzfinke hat mit Schaufensterdeko begonnen

Ein großer Teil der alten Schätze und Schätzchen stammt aus dem Fundus von Annette Erzfinke: Die 75-jährige Floristin sammelt und gestaltet seit sie 16 Jahre alt ist. Schon seit fast einem Jahr dekoriert sie die bisher leeren Schaufenster des Ladens – und stieß damit auf ein riesiges Echo.

So groß, dass es dem Vermieter schon fast zu viel wurde: Weil das Geschäft schon gar nicht mehr nach Leerstand aussah, wurde es umso schwieriger, einen Nachmieter zu finden. Diese Lücke füllte Claudia Groten mit ihrer Idee.

Katrin Damme (l.) und Bürgermeisterin Karola Voß (2.v.l.) haben das Team von Tausendschön zur Eröffnung besucht. Elf "Ladenhüter" kümmern sich um den Betrieb in dem Geschäftslokal am Markt.

Katrin Damme (l.) und Bürgermeisterin Karola Voß (2.v.l.) haben das Team von Tausendschön zur Eröffnung besucht. Elf "Ladenhüter" kümmern sich um den Betrieb in dem Geschäftslokal am Markt. © Stadt Ahaus

Die Ladenhüter, also jene Gruppe, die zum Sortiment des Geschäfts beitragen, verpflichten sich zusätzlich mit ihrer Arbeitsleistung: Jeder von ihnen übernimmt einen Teil der Öffnungszeiten. Der Erlös wird nachher aufgeteilt.

Hobby soll sich ab dem Frühjahr selbst tragen

„Für mich persönlich ist das erst einmal ein Hobby“, sagt Claudia Groten. Im Moment ist sie regelmäßig vor Ort. Spätestens im Frühjahr, wenn die Saison in der Gärtnerei wieder beginnt, soll das Geschäft in der Innenstadt alleine laufen.

Dann sollen auch mindestens die Mieteinnahmen hereinkommen. „Ob es sich am Ende trägt, ist natürlich eine andere Frage“, sagt Claudia Groten. Aber im Moment laufe es schon gut an.

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Bis zu zwei Jahre wird das neue Geschäft von einem Landesförderprogramm profitieren: Insgesamt 71.000 Euro fließen mit dem Sofortprogramm Innenstädte nach Ahaus.

Damit werden drei Geschäfte unterstützt, die sich in ehemaligen Leerständen angesiedelt haben: die Trödelgärtnerei Tausendschön, das Kindermodegeschäft Hänsel und Gretel nebenan, sowie ein paar Türen weiter das Modegeschäft Curves.

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Und auch Vermieter Heinz Engelmann unterstützt den neuen Laden: Er verzichtet auf einen Teil der Mieteinnahmen. Auch Bürgermeisterin Karola Voß und Wirtschaftsförderin Katrin Damme sind zur Eröffnung schon vorbeigekommen: „Tausendschön ist einzigartig und individuell. Das Geschäft bereichert die Innenstadt und bereitet mit einer fast schon familiären Beratung den Kundinnen und Kunden viel Freude“, so Wirtschaftsförderin Katrin Damme.