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Stromleitung A-Nord schneidet sich auf 15 Kilometern durch Ahauser Gebiet
Stromversorgung
Strom für rund zwei Millionen Menschen fließt bald quer durch Ahaus: Auf 15 Kilometern verläuft die Verbindung A-Nord von Nordost nach Südwest durch die Stadt. Noch sind Fragen offen.
Gut 15 Kilometer wird die geplante Höchstspannungsleitung „A-Nord“ über Ahauser Gebiet führen. Inzwischen ist die Trasse klar: Sie führt aus Heek-Ahle kommend unter den Bahngleisen und der Aa in Richtung Westen, läuft zwischen Graes und Wessum am Wessumer Gewerbegebiet entlang und trifft schließlich südlich von Ottenstein bei Doemern auf die Grenze zu Vreden.
Die aktuellen Trassenverläufe haben Projektmanager Lucas Kaufmann und Projektsprecher Jonas Knoop von Amprion jetzt im Ahauser Planungsausschuss vorgestellt. Auch mit dem aktuellen Stand sei noch nicht klar, wo genau die Kabel verlaufen werden. „Wir haben jetzt einen einen Kilometer breiten Korridor, in dem später die eigentliche Trasse liegen wird“, erklärte Lucas Kaufmann.
Korridor an örtliche Gegebenheiten angepasst
Allein der Korridor sei aber schon an die örtlichen Gegebenheiten angepasst. „Wir schlagen beispielsweise einen Bogen um einzelne Bauernhöfe, eine Baumschule und einen Maststall“, machte er deutlich. Nach Möglichkeit werde die Trasse auch über landwirtschaftliche Flächen geführt. Denn: Landwirtschaft sei nach dem Bau auch genau über dem Kabel möglich. Lediglich größere Gebäude dürfen auf der Trasse nicht gebaut werden.

Auf gut 15 Kilometern führt die einen Kilometer breite Trasse der Höchstspannungsleitung A-Nord über Ahauser Gebiet. Verläuft alles nach Plan sollen die rund dreijährigen Bauarbeiten schon 2024 beginnen. © Bundesnetzagentur
Die eigentliche Trasse sei 34 Meter breit. Darin werden zwei Kabelstränge verlegt. Insgesamt führt die A-Nord-Leitung von Emden nach Osterrath. Sie soll einmal Strom für rund zwei Millionen Menschen von den Offshore-Windparks an der Küste in Richtung Rheinland transportieren.
Verwaltung prüft die umfangreichen Unterlagen noch
Die Verwaltung konnte zu den aktuellen Plänen noch nicht viel sagen. „Wir haben die Unterlagen seit ein oder zwei Wochen im Haus. Und sie sind wirklich umfangreich“, erklärte Thomas Hammwöhner, Technischer Beigeordneter.
Was den Zeitplan angeht, sind die Ziele von Amprion ambitioniert: Aktuell beginnt eine neue Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung. Ende 2023 könnte der Planfeststellungsbeschluss den endgültigen Trassenverlauf festlegen.
„Das ist dann die Feinplanung, bis dahin haben wir mehr Informationen“, erklärte Lucas Kaufmann. Ab 2024 ist die Bauphase eingeplant, sie soll drei Jahre dauern.
Die Arbeiten beginnen dann an mehreren Stellen gleichzeitig, allerdings mit einem Fokus in Niedersachsen, weil sie dort mit weiteren Bauprojekten zusammenfallen. Das alles steht natürlich unter einem Vorbehalt: Noch sind Klagen gegen das Projekt möglich. „Das kann die Zeitplanung natürlich noch einmal durcheinander bringen“, sagte Lucas Kaufmann.
Wenn die Arbeiten hier vor Ort einmal begonnen haben, rechnet Amprion damit, pro Woche rund 50 Meter Kabel zu verlegen. Dazu werden jeweils 150 bis 200 Meter Graben geöffnet.
Die Bautrupps verlegen dann die Unterarm-dicken Kabel und schließen den Graben. „In der Regel sind die Flächen dann im folgenden Jahr wieder voll für die Landwirtschaft nutzbar“, erklärte Jonas Knoop.
Skepsis gegenüber Zeitplanung und Fragen nach Folgen
Franz Benölken (CDU) mochte die Zeitplanung nicht glauben. „Die Termine sind doch sehr optimistisch. Wo wollen Sie alleine die ganzen Bagger herholen?“, fragte er. 15 Konsortien hätten sich für die Ausführung der Arbeiten beworben.
„Es wird eine Herausforderung, aber die Kapazitäten sind vorhanden“, betonte Jonas Knoop. Amprion setze alles daran, innerhalb von drei Jahren fertig zu werden und das Kabel in Betrieb zu nehmen.
Sven Engler (CDU) interessierte sich vor allem für die Entfernung zwischen Wohnhäusern und geplanter Leitung: Um die 500 Meter könnten erreicht werden, erklärte Lucas Kaufmann. Das sei aber kein Problem: Schließlich würde die Leitung auf Ahauser Gebiet zu 100 Prozent als Erdkabel gebaut. „Dadurch ist sie praktisch komplett abgeschirmt“, machte er deutlich.
Auch Hubert Kersting (UWG) fragte noch nach möglichen gesundheitlichen Folgen des Kabels. Lucas Kaufmann beruhigte schnell: „Auch unmittelbar über dem Kabel halten wir sämtliche Grenzwerte ein.“
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
