Schaden an zweiter Gaskaverne im Venn festgestellt

Kavernenfeld Graeser Venn

Bei einer zweiten Gaskaverne im Kavernenfeld im Eper/Graeser Venn wurde ein Schaden festgestellt. Es handelt sich um eine baugleiche Anlage wie die Kaverne S 58, bei der schon am 21. Mai eine so genannte „Ringraumaktivität“ aufgetreten ist. Dort wird ein Schaden an einer Schweißnaht für den Defekt verantwortlich gemacht, wie die Bezirksregierung Arnsberg in einer Erklärung mitteilte.

GRAES/GRONAU

, 12.06.2014, 15:08 Uhr / Lesedauer: 2 min
Dr. Ralf Krupp in der Sondersitzung des Umweltausschusses der Stadt Gronau am 11. Juni

Dr. Ralf Krupp in der Sondersitzung des Umweltausschusses der Stadt Gronau am 11. Juni

Der Andrang war groß bei der Sondersitzung des Gronauer Umweltausschusses, der am Mittwoch den Geologen Dr. Ralf Krupp zu Gast hatte, um über „Risiken und Nebenwirkungen von Kavernen“ zu informieren. Auch Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg waren der Einladung gefolgt. Dass sich die Betreiber der leckgeschlagenen Öl-Kaverne entschuldigen ließen, löste im Auditorium Unmut aus.„Wir sind nicht die SGW“, sagte Werner Grigo vom zuständigen Hauptdezernat bei der Bezirksregierung Arnsberg. Er fände es „auch schön, wenn die SGW hier wäre“.

Die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (SGW), die die Aussolung im Kavernenfeld Eper/Graeser Venn betreibt, hatte sich trotz früherer Zusicherung, man werde einer Einladung zur Sondersitzung „natürlich“ folgen, mit „terminlichen Gründen“ entschuldigen lassen. Von den dicht besetzten Zuhörerrängen gab es lautstarke Unmutsbekundungen hierzu. Mucksmäuschenstill war es indes während des Vortrags von Dr. Ralf Krupp. Der Geologe zeigte drastische Beispiele von Katastrophen im Zusammenhang mit Kavernenbau in unterirdischen Salzlagerstätten. „Um ein ausgewogenes Bild zu bekommen, muss man auch die Schattenseiten kennen“, sagte er.

Kaverneneinstürze, Bodensenkungen oder Gasexplosionen in den USA, ein Ethan-Brand in Kanada oder gar ein Blow-Out im ostdeutschen Teutschenthal zeigte Krupp. Auch ein Beispiel aus Frankreich unter Regie des Mutterkonzerns der SGW, Solvay: In Cerville-Buissoncourt sah man sich 2009 genötigt, eine instabile Kaverne kontrolliert einstürzen zu lassen. „Die Gefahrenpotenziale, die Herr Krupp aufgezeigt hat, sind Bestandteil der Sicherheits-Prüfung, die der Zulassung vorausgehen“, beteuerte der Leiter des Bergbauamts bei der Bezirksregierung, Friedrich Wilhelm Wagner. „Es ist möglich, dass andere Länder andere Sicherheitsstandards haben.“

Auch seien hier die Formationsverhältnisse anders. „Die Möglichkeit eines Einbruchs ist grundsätzlich nicht zu erwarten“, erklärte er. Wieder rührte sich Unmut im Publikum. „Ich möchte in Frage stellen, dass wir in Deutschland sicher sind“, entgegnete Krupp. „Unsere Sicherheits-Kultur schützt uns nicht davor, dass trotzdem etwas passieren kann.“ Kavernen seien „komplexe, anfällige Systeme“. Da spiele auch der Faktor Mensch eine Rolle. „Wir sollten uns die Frage stellen: Wie viele Kavernen brauchen wir in Deutschland?“

Das Bergrecht lasse zu, dass praktisch jeder ein Recht auf Genehmigung einer Kavernenanlage habe, „der die Bedingungen erfüllt“. Hier seien politische Entscheidungen gefragt, „wie weit man eigentlich gehen will“. Schließlich müsse am Ende auch die sichere Verfüllung der Hohlräume nach Auslaufen der Betriebsgenehmigung 2067 geklärt sein. Bislang fehlten schlüssige Konzepte. „Es drängt sich fast auf, dass das dann Müll ist.“ „Das wird nach 2067 zu entscheiden sein“, meinte Grigo. Wagner stimmte zu. „Das werden unsere Nachkommen zu entscheiden haben.“ Krupp zeigte sich ungehalten. „Das finde ich nicht verantwortlich, so vorzugehen“, sagte er unter anhaltendem Applaus der Zuhörer.