Carsten Coprian ist nach 25 Jahren nach Ahaus zurückgekehrt und hat hier einen Pflegedienst gegründet. Eine Entscheidung, die er noch nicht bereut hat. Er ist von der Stadt und ihren Menschen begeistert.

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Rückkehr nach 25 Jahren – Carsten Coprian ist wieder zuhause in Ahaus

rnHeimweh nach Ahaus

Mit 20 verließ Carsten Coprian Ahaus und blickte nur selten zurück. Seit einem Jahr ist er wieder da und hat sich neu in seine Heimat verliebt. Ein Schritt, den er nie bereut hat.

Ahaus

, 11.05.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Gut 26 Jahre ist es her, dass Carsten Coprian Ahaus den Rücken gekehrt hat. Seit einem Jahr ist er wieder hier, hat ein eigenes Unternehmen gegründet und den Schritt zurück ins Münsterland nie bereut.

„Ich würde nicht sagen, dass ich mich damals eingeengt gefühlt habe“, erklärt der 46-Jährige. Dennoch war er hungrig nach Neuem: „In Ahaus war die Zeit irgendwie stehen geblieben“, sagt er. Er machte hier erst eine Ausbildung zum Bauzeichner. Doch das sei es nicht gewesen.

Fast der komplette Freundeskreis ging aus Ahaus weg

Für den Zivildienst und seine Ausbildung zum examinierten Altenpfleger ging er nach Münster, arbeitete dann zunächst im stationären Bereich. Dann der Schritt ins Rheinland und schließlich in die ambulante Pflege. Der Abschied vom Münsterland ist ihm damals nicht schwergefallen. „Zwei Drittel meines Freundeskreises sind damals mit aus Ahaus weggezogen“, sagt er. Abgesehen von seiner Familie sei der Kontakt in die Stadt deswegen nach und nach eingeschlafen.

Umso überraschter ist er vom Ahaus, das sich ihm heute präsentiert: „Freunden aus Köln, die uns hier besucht haben, kam es vor, als würden sie Urlaub machen“, erklärt er strahlend. Die Natur direkt vor der Haustür, die Sauberkeit in der Stadt, der geringe Autoverkehr – es gebe eigentlich nur Vorteile am Leben in Ahaus.

Großer Unterschied: „In Ahaus ist man nicht mehr anonym“

Der gewaltigste Unterschied zum Leben in der Großstadt: „Man ist plötzlich nicht mehr anonym“, sagt er. Auf der Straße werde er gegrüßt, ob er die Menschen kenne oder nicht. „Daran musste ich mich am Anfang schon wieder gewöhnen“, erklärt er grinsend. Das kannte er aus Köln nicht: „Die Menschen dort sind offener aber auch viel oberflächlicher als hier im Münsterland“, lobt er. Das Vorurteil vom verschlossenen und sturen Münsterländer will er nicht gelten lassen. Er selbst fühlt sich hier zuhause, auch wenn die Jahre im Rheinland zumindest beim Zungenschlag ihre Spuren hinterlassen haben.

Drei Gründe brachten ihn zurück nach Ahaus: „Meine Eltern machen sich langsam Gedanken über ihr Älter-werden und wollten mich gerne in der Nähe haben. Meine Kinder kommen langsam in das Alter, in dem sie selbstständig werden. Das ist mir hier einfach sicherer als in der Großstadt. Und dann kam eben noch die Gelegenheit dazu, ein eigenes Unternehmen zu gründen“, fasst er zusammen.

Kinder können sich freier bewegen als in der Großstadt

Besonders die Sache mit den Kindern hat sich im Rückblick für ihn als goldrichtig erwiesen: „Sie sind 11 und 13 Jahre alt und können sich hier komplett frei bewegen“, sagt er. Egal ob zur Schule, zu Freunden oder zum Sport – Tochter und Sohn sind alleine unterwegs. „Die Fühlen sich hier richtig angekommen“, sagt er. Und gibt auch zu, dass das seine größte Sorge gewesen sei. „Wenn unsere Kinder sich hier nicht wohl fühlen würden, hätte das ganze Projekt ja nicht funktioniert“, macht er deutlich.

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Auch für Carsten Coprian selbst fühlt es sich an, als wäre er nach Hause gekommen. „Und das, obwohl ich in Münster und Köln ja fast genauso lange gelebt habe, wie in Ahaus“, blickt er zurück. Offenbar ist er damit nicht allein: Zufällig zog zeitgleich einer seiner besten Freunde mit zurück nach Ahaus. „Er arbeitet jetzt vom Homeoffice aus, wir wohnen direkt in der Nachbarschaft. Ein irrer Zufall, aber echt schön“, freut er sich.

Nicht zu übersehen seien dabei aber die Veränderungen in der Stadt: „Sie ist enorm gewachsen“, sagt er. Auf Flächen, auf denen er als Kind gespielt habe, seien längst Baugebiete entstanden. „Das ist phänomenal“, sagt er. Gleichzeitig sei aber auch viel für die Naherholung getan worden. Beispielsweise am Rodelberg: „Was dort geschaffen wurde, ist einfach nur toll“, erklärt er. Und auch digitale Entwicklungen, die in Ahaus längst selbstverständlich seien, habe er erst hier kennengelernt: „Ich war am Anfang nicht in der Lage, mir in einer Kneipe per Smartphone ein Bier zu bestellen“, sagt er lachend. Das habe er erst lernen müssen. „Ein komisches Gefühl“, so Carsten Coprian.

Zweigstelle eines ambulanten Pflegedienstes gegründet

Mit einer Zweigstelle des ambulanten Pflegedienstes „Regio Care“ hat er sich in Ahaus selbstständig gemacht, beschäftigt inzwischen sechs Mitarbeiter und betreut 45 Kunden in Ahaus, den Ortsteilen, Epe und Gronau. Der Dienst hat noch freie Kapazitäten – und würde auch noch weiter wachsen. Doch aktuell stößt er an eine Grenze: „Wir bräuchten mehr Mitarbeiter“, sagt er. Doch die seien im Moment einfach nicht zu bekommen.

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Etwas Negatives stößt ihm an Ahaus dann aber doch noch sauer auf: Etwas, das fehlt. „Biergartenkultur“, sagt er. In Köln habe das Leben auf der Straße stattgefunden. „An jeder Ecke hat eine Kneipe das Fenster aufgemacht, ein Brett auf die Fensterbank gelegt und ein Pittermännchen (kleines Bierfass, Anm. d. Redaktion) hingestellt und gezapft“, erzählt er. Das gebe es in Ahaus nicht. „Und das, obwohl es mit der tollen Innenstadt ja eigentlich die idealen Voraussetzungen dafür gibt“, fügt er noch hinzu.