Risse, Krater und Salz im Grundwasser
Wissenschaftler warnt
Als Dr. Krupp hört, zwischen dem Ölaustritt an Kaverne S5 im Graeser Venn und dem neuesten Störfall an einer zwei Kilometer entfernten Gaskaverne gebe es keinen Zusammenhang, lacht er. „Diese Technik ist mit Risiken behaftet“, sagt der ausgewiesene Experte für Salzgeologie und Lagerstättenkunde.

Ölverschmutztes Wasser im Venn
„Nach einigen Jahrzehnten muss man erkennen, dass die undicht werden.“ In den USA habe man diese Erfahrung bereits gemacht, nachdem dort schon in den 50er-Jahren mit dieser Technik begonnen wurde. Krupp erzählt von Kratern, die nach Kaverneneinbrüchen entstanden – „mit teils mehreren hundert Metern Durchmesser“ – oder von Hutchinson in Kansas, wo aus einer Kaverne ausgeströmtes Gas verheerende Explosionen und Brände auslöste. „Das Ganze ist nicht zu Ende gedacht“, sagt Krupp. „Man ist natürlich gut beraten, Reserven vorzuhalten“, kommentiert er die Strategie, nationale Öl- und Gasreserven auf diese Art zu sichern. Er beobachte aber, „dass in den letzten Jahren eine Art Wildwuchs entstanden ist.“ Man habe „auf Teufel komm raus“ Kavernen angelegt. Und dabei gehe es immer mehr um Spekulation mit Rohstoffen. „Der Wert dieser eingelagerten Reserven – das sind Milliarden.“
Im Kavernenfeld Etzel in Niedersachsen etwa, wo es 2013 einen Störfall gab, werde die geförderte Sole direkt in den Jadebusen gepumpt. „Das ist eine Industrie, die dahinter steckt.“ Da werde die Wertschöpfungskette in Epe noch vergleichsweise optimal genutzt, weil die Sole in die chemische Industrie ginge. Krupp: „Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist das eine sinnvolle Sache.“ Das war es dann aber auch, was der Wissenschaftler Positives vermelden kann. „Kavernen sind potenziell riskant, haben eine begrenzte Nutzungsdauer, und danach hat man das Problem der Stilllegung.“ Denn, so Krupp, nach aktuellem Stand werden stillgelegte Kavernen mit Sole – Salz-Wasser-Gemisch – gefüllt. Aufgrund der Höhenausdehnung der Kavernen herrsche unten ein höherer Druck als oben, was dazu führen könne, dass der Verschluss nachgibt oder die Kaverne Risse bekommt.
„Je höher die Kaverne, desto höher der Innendruck.“ Er halte daher das Risiko der Grundwasser-Versalzung für sehr hoch. Hinzu kommen Feinheiten des Bergrechts, die dazu führen können, dass am Ende die Allgemeinheit auf Folgekosten sitzen bleibt. „In vielen Fällen ist es so, dass bei Aufgabe einer Förderung das Ganze in ein anderes Rechtsregime übergeht. Dann hat die Allgemeinheit das am Hals, und der Betreiber ist aus der Aufsicht entlassen.“ Die einzige Lösung, die er sehe, sei „dass man sie abschließend mit Feststoffen verfüllt“, sagt der Experte. „Das wäre dann, wenn man ökonomisch denkt, wahrscheinlich Müll.“ Er denke an mineralische Massenabfälle, Schlacken aus Müllverbrennungsanlagen. „Das sind wahrscheinlich die geringsten Übel, weil die vom Schadstoffgehalt nicht so gravierend sind“.
Etwa zwei Millionen Tonnen Salz pro Jahr fördert die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (SGW) im Eper/Graeser Venn. Konzessionen sind für 22,5 Quadratkilometer bei Epe (bis 2069) und sieben qkm bei Alstätte (2103) erteilt. 2012 gab es 107 Kavernen, davon 80 als Speicher, jährlich kommen zwei hinzu.
- Öl Gronau Epe ,
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