Jörg Mausolf am Rand des großen Wellenbeckens im Kombibad Aquahaus. Mit seinen Kollegen sorgt er dort für Sicherheit im und am Becken. Vor einigen Tagen mussten die Rettungsschwimmer gleich zweimal in einer Schicht ins Wasser.

Jörg Mausolf am Rand des großen Wellenbeckens im Kombibad Aquahaus. Mit seinen Kollegen sorgt er dort für Sicherheit im und am Becken. Vor einigen Tagen mussten die Rettungsschwimmer gleich zweimal in einer Schicht ins Wasser. © Stephan Rape

Rettungsschwimmer im Wasser: Zwei Beinahe-Unfälle im Aquahaus

rnKombibad Aquahaus

Zwei Mal mussten die Schwimmmeister im Aquahaus jetzt ins Wasser. Zweimal ging es um Mütter mit ihren Kindern. Kein einfacher Job am Beckenrand, während hunderte ihre Freizeit genießen.

Ahaus

, 22.08.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ein Sonntagnachmittag, im Kombibad Aquahaus herrscht reger Betrieb. Noch nicht brechend voll, aber doch eine Menge los. Jörg Mausolf steht am Beckenrand. Der 55-jährige Eperaner ist seit 1986 Schwimmmeister. Zusammen mit seinen Kollegen sorgt er für die Sicherheit im und am Becken.

Er unterhält sich mit einem Badegast. Sie lachen. Unvermittelt hechtet Jörg Mausolf ins Becken, krault auf die andere Seite. Als er nur Augenblicke später dort eintrifft, hat eine Mutter sich mit ihrem kleinen Kind auf dem Arm gerade wieder gefangen.

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Sie war mit dem Kind unter dem Seil, das Nicht-Schwimmer- von Schwimmerbereich trennt, durchgestiegen und auf der Rampe ins tiefere Wasser weggerutscht. Wenige Augenblicke war ihr Kopf unter Wasser geraten. Mehrfach.

Auch das kleine Kind auf ihrem Arm war für einen Moment von der Wasseroberfläche verschwunden. Jörg Mausolf hatte das gesehen und war losgeschwommen. Am Ende zum Glück umsonst.

Mutter lässt kleines Kind für einen Moment aus den Augen

Nur kurze Zeit später, es ist immer noch der gleiche Sonntagnachmittag, muss Andreas Büscher ins Wasser, eine Kollege von Jörg Mausolf. Direkt vor ihm im Schwimmbecken hat eine Frau für einen Moment ihr Kind aus den Augen gelassen. Eigentlich kann das Kind schwimmen.

Doch in just diesem Moment verlassen die Kräfte das Kind. Es gerät mit dem Kopf unter Wasser. Auch er muss am Ende nicht mehr eingreifen: Die Mutter hat sich umgedreht und ihr Kind selbst wieder an die Oberfläche gezogen.

Sieht nach einem durchaus gemütlichen Arbeitsplatz aus: Sonne, Freibadluft, Urlaubsstimmung am Beckenrand. Jörg Mausolf hat aufgehört zu zählen wie oft er den folgenden Satz gehört hat: "So wie du arbeitest, möchte ich mal Urlaub machen." Die Sticheleien von Freunden und Bekannten hält er aus. "Der Job ist super", sagt er.

Sieht nach einem durchaus gemütlichen Arbeitsplatz aus: Sonne, Freibadluft, Urlaubsstimmung am Beckenrand. Jörg Mausolf hat aufgehört zu zählen wie oft er den folgenden Satz gehört hat: „So wie du arbeitest, möchte ich mal Urlaub machen." Die Sticheleien von Freunden und Bekannten hält er aus. „Der Job ist super", sagt er. © Stephan Rape

Eine Überwachungskamera, die am flachen Ende des Beckens auf einem hohen Mast montiert ist, hat beide Szenen festgehalten. 2500 Menschen sind in diesem Moment auf dem Freibadgelände. Ungefähr 100 bis 200 im großen Becken.

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Bäderleiter Franz-Josef Bülter zeigt die Videos der Kamera und deutet genau auf die Stellen, an denen gleich die Köpfe der Schwimmer unter der Wasseroberfläche verschwinden werden.

Zwei Einsätze in einer Schicht sind ungewöhnlich

Selbst aus der erhöhten Perspektive und mit dem Wissen, was passieren wird, ist der entscheidende Moment kaum zu sehen. In beiden Szenen sind die Männer vom Beckenrand schon im Wasser, als die Köpfe der Personen unter Wasser verschwinden. „Das wir zwei Mal in einer Schicht ins Wasser müssen, ist schon eher ungewöhnlich“, sagt Jörg Mausolf.

Er kann nicht genau erklären, wie er unterscheidet, ob Menschen im Becken Hilfe brauchen oder ob sie einfach nur mit dem Kopf untertauchen. „Man kriegt dafür ein Gefühl“, sagt er.

Auch wie er und seine Kollegen die Masse von Menschen im Blick behalten, kann er nur vage beschreiben: „Man sieht sich einen nach dem anderen an“, erklärt er. Binnen weniger Augenblicke könne er einschätzen, ob alles in Ordnung sei oder nicht. Und im Zweifel – so wie an jenem Sonntagnachmittag – springe er lieber einen Moment zu früh als zu spät ins Wasser.

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Dabei lasse er sich durch nichts ablenken. Auch bei einem Gespräch mit Badegästen am Beckenrand sei sein Blick weiter auf das Becken gerichtet.

Harte Arbeit und kein Urlaub am Beckenrand

Immer mal wieder würden Bekannte oder auch Freibadbesucher versuchen, ihn aufzuziehen: „‘So wie du arbeitest, möchte ich mal Urlaub machen‘ – ich weiß nicht, wie oft ich den Satz schon gehört habe“, sagt er grinsend. Doch davon lasse er sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Keine Frage, das ist ein Top-Job“, sagt er. Und doch: „Nach einem Tag im Sommer bist du abends völlig fertig.“ An diesem Freitag ist es relativ ruhig im Bad. Trotz des schönen Wetters zieht nur eine Handvoll Schwimmer ihre Bahnen. Auch auf den Liegewiesen ist nicht viel los. „So ist das natürlich super“, sagt Jörg Mausolf und lässt den Blick schweifen.

Anders sehe es dann aber schon aus, wenn am Wochenende mehrere tausend Besucher ins Aquahaus kommen. „Da wird es dann schon stressig – spätestens bei Wellenbetrieb“, gibt er offen zu.

Klare Regeln sollen Sicherheit im Freibad garantieren

Da sinke dann auch die Toleranz gegenüber Regelverstößen: „Wir wollen keine Spielverderber sein“, sagt der Schwimmmeister. Es gehe ganz einfach darum, mögliche Unfälle oder Gefahrenherde früh genug zu vermeiden. „Zum Beispiel Kinder oder Jugendliche, die vom Beckenrand ins Wasser springen wollen, dabei aber nicht darauf achten, ob jemand im Wasser schwimmt“, sagt er.

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Das Springen vom Beckenrand sei nicht erlaubt. Und solche Verbote müssten eben umgesetzt werden. In der Regel funktioniere das auch gut. Und wer nicht hören wolle, müsse das Bad eben verlassen.

14 festangestellte Schwimmmeister gibt es im Kombibad Aquahaus aktuell. Dazu kommen eine ganze Reihe von Aushilfen, die sich etwa die Schichten im Sommer aufteilen. Viel Arbeit spielt sich dabei auch hinter den Kulissen ab: Kontrollen der technischen Anlagen, kleine Reparaturen oder Wartung. „Davon sieht der Schimmgast ja nichts“, erklärt Jörg Mausolf.

Über Bewerbungen würde sich Bäderleiter Franz-Josef Bülter nicht beschweren. Denn der Nachwuchs ist rar. „Arbeitslose Fachangestellte für Bäderbetriebe gibt es nicht“, sagt er lachend.