
© Stephan Rape
Rathausanbau muss nach sechs Jahren schon aufwendig saniert werden
Pläne abgelehnt
Der erst sechs Jahre alte Rathausanbau muss schon saniert werden. Die Verwaltung hatte einen ersten Plan vorbereitet. Doch quer durch alle Fraktionen gab es am Dienstag dafür ein klares Nein.
Der erst 2015 eröffnete Rathaus-Anbau ist schon ein Fall für eine umfassende Sanierung: Sowohl bei der Planung als auch bei der Ausführung hat es schwere Fehler gegeben.
Die Heizungsrohre, die durch die Flure laufen, sind nicht ausreichend isoliert. Die Folge: Im Winter überhitzen die Flure, dafür kommt in den Büros im Anbau kaum Heizleistung an. Inzwischen hat auch ein Gericht die Baumängel festgestellt. Damit ist der Weg für die Instandsetzung frei.
Im Planungs- und Bauausschuss am Dienstagabend stellte Sebastian Gruber vom Fachbereich Immobilienwirtschaft den Sanierungsplan vor. Doch damit biss die Verwaltung bei den Politikern auf Granit.
Verwaltung plant großen Wurf am Oldenkottplatz 2
Zunächst einmal die Idee: Für die Sanierung müssen einige Büros im Rathaus ausweichen. Dafür hatte die Verwaltung die beiden Obergeschosse des Gebäudes am Oldenkottplatz 2 im Blick.
Das Gebäude soll seit Jahren saniert werden, bisher stockt die Diskussion darüber allerdings. Zunächst sollte also das gesamte Gebäude saniert werden.
Sowohl die elektrische als auch die Sanitärinstallation dort sei nicht zumutbar, erklärte Sebastian Gruber. Dabei könne auch der denkmalgeschützte Originalzustand wiederhergestellt werden.
Gerade die Fenster würden nicht den Anforderungen entsprechen. „Da haben die Vorbesitzer Sachen einfach gemacht“, sagt er. Die Stadt habe das Gebäude so erworben.

Die Sanierung des Gebäudes am Oldenkottplatz 2 wird erst einmal aus der Planung herausgenommen. Die Verwaltung wollte die beiden Obergeschosse sanieren, um dort Ausweichflächen für die Büros während der Rathaussanierung zu schaffen. Dafür gab es im Ausschuss keine Mehrheit. © Stephan Rape
Sobald die Obergeschosse dort saniert seien, könnten Bereiche des Rathauses dorthin umziehen. Die Büros aus dem Anbau wiederum könnten dann innerhalb des Rathauses umziehen, um die Arbeiten zu ermöglichen. Rund 90 Tage würde es pro Etage dauern, den Boden zu öffnen, die Leitungen neu zu isolieren und einen neuen Boden zu verlegen.
Weitere Arbeiten am Rathaus stehen an
Außerdem ist geplant, den Ratssaal umfassend zu sanieren und im zweiten Stock ein Gemeinschaftsbüro – neudeutsch: Open-Co-Working-Space – für mehrere Abteilungen einzurichten. Und ebenfalls parallel sollen nach und nach Fenster und Fassadenelemente am Mittelbau ausgetauscht werden. Die sind inzwischen über 40 Jahre alt und marode.
Nach dem Abschluss aller Arbeiten könnten die Rathausmitarbeiter zurückkehren. Die beiden Geschosse am Oldenkottplatz 2 wären dann für eine Folgenutzung bereit. Wie die genau aussehen könne, war aber noch nicht klar.

Im Anbau von 2015 (links) sind die Heizungsrohre falsch verlegt. Im Mittelbau von 1981 (rechts) sind die Fenster so alt, dass sie ausgetauscht werden müssen. Zusätzlich soll der Ratssaal saniert und ein Gemeinschaftsbüro eingerichtet werden. © Stephan Rape
Auch nähere Kosten- oder Zeitschätzungen gab es für all das noch nicht. Dafür sei die Planung noch in einem zu frühen Stadium.
„Wir wollten Sie früh einbinden und dann weiterplanen“, erklärte der Technische Beigeordnete Thomas Hammwöhner den Politikern. Sonst würde es von der Politik heißen, dass die Verwaltung mit komplett vorbesprochenen Planungen in die Abstimmung gehe. „Das wäre dann auch nicht richtig“, so Thomas Hammwöhner.
Kritik rund um den Plan für den Oldenkottplatz 2
Kritik an diesen Plänen gab es quer durch alle Fraktionen: „Mich stört, dass wir den Oldenkottplatz 2 mitsanieren wollen, obwohl wir noch nicht wissen, was wir damit tun“, sagte Manfred Verweyen (CDU). Auch Manfred Wigger (FDP) fehlte eine langfristige Perspektive für das Gebäude. Er warb ebenso wie Hubert Kersting (UWG) dafür, das Gebäude aus der Planung herauszunehmen und separat zu diskutieren.
„Dass der Oldenkottplatz 2 saniert werden muss, bezweifelt niemand“, sagte Dietmar Eisele (Grüne). Doch das solle nicht in diesem Paket geschehen. Das alte Volksbank-Gebäude in der Innenstadt stehe beispielsweise sofort zur Verfügung.
Dort könne die Verwaltung übergangsweise Büros anmieten, um die Sanierung des Anbaus zu ermöglichen. „Der Oldenkottplatz 2 ist umfassendere Überlegungen wert“, sagte er.
Andreas Dönnebrink (SPD) fuhr schwere Geschütze auf: Die Zeit- und Kostenschienen würden fehlen. Auch sei nicht geklärt, wohin Ahaus Marketing und Touristik während der Sanierung am Oldenkottplatz 2 ausweichen solle. „Was erforderlich ist, wissen wir. Aber an der Umsetzung hapert es“, machte er deutlich.
Bürgermeisterin Karola Voß bemühte sich um Zustimmung für die Verwaltungspläne: „Wir wollten die Freigabe, in diese Richtung weiter zu planen. Da ist noch nicht alles bis ins Letzte durchdacht“, erklärte sie. Sie könne allerdings nicht erkennen, was man sich verbaue, wenn man jetzt am Oldenkottplatz 2 in die Sanierung starte. „Warum sollen wir es nicht jetzt machen?“, fragte sie.
Rathaussanierung ohne Oldenkottplatz 2
Näher kam man nicht zueinander. Die Verwaltung, die ihre Idee umsetzen wollte auf der einen Seite, die Politik, der ein Gesamtkonzept fehlte auf der anderen.
Sven Engler, sachkundiger Bürger für die CDU, setzte schließlich genervt zu einem Schlusswort an: „Ich möchte mich hier nicht noch eine Stunde im Kreis drehen“, sagte er. Die Diskussion komme nicht vorwärts. Für eine Sanierung am Oldenkottplatz 2 habe die Politik ein umfassendes Konzept gefordert. Jetzt stehe eine Vorfestlegung im Raum.
Am Ende der über einstündigen Diskussion schlug Thomas Hammwöhner schließlich vor, den Oldenkottplatz 2 auszuklammern. Dem stimmten die Politiker zu: Die Sanierungspläne für das Rathaus sollen nun weiter ausgearbeitet werden.
Die Sanierung des Gebäudes am Oldenkottplatz 2 soll allerdings komplett separat diskutiert werden.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
