
© Ahrtalhilfe Ahaus
Landwirte spenden Hunderte Kubikmeter Brennholz für Hochwasserregion
Ahrtalhilfe
550 Kubikmeter Brennholz sind aus Graes und Umgebung ins Ahrtal gelangt. Ahaus und das Westmünsterland haben dort inzwischen einen glänzenden Ruf. Doch weitere Spenden werden gebraucht.
Gerade einmal 3°C und leichten Graupel sagt der Wetterbericht für die Region rund um Ahrbrück für die kommenden Tage voraus. Tendenz fallend.
Das Problem: Nach der Flutkatastrophe vom vergangenen Juli ist die Infrastruktur noch nicht repariert. Gasleitungen sind geborsten, Heizungen sind zerstört.
Die Lösung: Werkstattöfen und Brennholz. Letzteres haben Landwirte aus Graes, Quantwick, Ahaus, Wüllen, Ahle und Vreden und viele weitere Familien gesammelt. Am vergangenen Wochenende haben sie allein rund 300 Kubikmeter Brennholz ins Ahrtal geliefert. Mit fünf Lastwagen waren sie dafür unterwegs.
Martin Kortbuß, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Graes, ist immer noch begeistert. Eher zufällig sei die Holzsammlung in Graes überhaupt gestartet.
„Beim Helferempfang der Stadt im November hatten uns Mitglieder der Ahrtalhilfe angesprochen“, sagt er unserer Redaktion. Brennholz werde dringend gebraucht. Nachdem bereits Ende Oktober ein erster Container auf den Weg ins Ahrtal geschickt worden sei, sammelten die Landwirte noch einmal.
Ganz Graes-typisch wurde die Aktion ein Selbstläufer
„Und wie das in Graes eben immer so ergibt, ging es dann erst richtig los“, sagt der Landwirt lachend. Binnen einer Woche seien 250 Kubikmeter zusammengekommen.
Allein in Graes und der unmittelbaren Umgebung. Zum Vergleich: Eine übliche Gitterbox mit einem Meter Seitenlänge, die in vielen Garagen oder Gärten steht, fasst einen Kubikmeter.

Mit fünf Lastwagen sind am vergangenen Wochenende Helfer aus Ahaus und Umgebung ins Ahrtal gefahren. Martin Kortbuß, Vorsitzender vom Landwirtschaftlichen Ortsverein Graes, ist überglücklich über den Erfolg der Aktion. © Ahrtalhilfe Ahaus
„Manche kamen mit einer einzelnen Gitterbox, andere mit einer ganzen Hängerladung“, erzählt Martin Kortbuß. Die Spendenbereitschaft habe eine tolle Eigendynamik entwickelt: Insgesamt seien so schon über 550 Kubikmeter aus Ahaus ins Ahrtal gelangt.
Er selbst war dieses Mal nicht mit vor Ort. „Ich bin bei der Lichterfahrt in Graes mit dem Traktor unterwegs gewesen“, sagt er. Alles gleichzeitig gehe eben nicht.
Dennoch: Die Hilfe aus Ahaus werde weiter dringend benötigt – und komme gut an. Das bestätigt Michael Genn von der Ahrtalhilfe Ahaus. Er stammt aus der Katastrophenregion, wohnt allerdings schon seit Jahren in Ahaus und hat am Tag nach der Flutkatastrophe die Ahrtalhilfe Ahaus gestartet.
Ahaus ist in der Katastrophenregion ein fester Begriff
Die Stadt Ahaus sei wegen der enormen Hilfsbereitschaft im ganzen Ahrtal inzwischen ein fester Begriff. Und immer noch wird Hilfe benötigt: Aktuell vor allem wegen der Witterung: Über 200 Öfen hat die Ahrtalhilfe inzwischen organisiert und aufstellen lassen.
Über 25 Tonnen Braunkohlebriketts haben die Helfer ebenfalls schon organisiert. Das wirft neue Probleme auf: Selbst bei Rheinbraun gebe es aktuell keine Briketts mehr.
In vielen Bau- und Brennstoffmärkten würden lange Wartelisten geführt. Und auch für weitere Öfen würden die Helfer der Ahrtalhilfe schnell Abnehmer finden.
„Der Vorteil ist, dass man mit so einem einfachen Werkstattofen kochen, heizen und trocknen kann“, erklärt Michael Genn. Dank einiger Ofenbaufirmen aus Norddeutschland würden die fest in den Haushalten installiert. „Das ist mit keinem Geld zu bezahlen“, erklärt er.
Weitere Spenden werden dringend benötigt
Weitere Spenden – sowohl von Öfen als auch von Brennmaterial – würden gebraucht: „Die Infrastruktur ist noch lange nicht wieder aufgebaut. Das ganze mittlere Ahrtal ist schwer getroffen.“
Die bisherigen Holzspenden aus Ahaus und Umgebung seien nach Ahrbrück und von dort weiter in die Nachbargemeinden Kreuzberg, Altenburg, Altenahr und Hönningen-Liers geliefert worden. Und es geht weiter: „Mich hat gerade eine Familie aus Ahaus angerufen, die uns noch in dieser Woche zwei Öfen und Brennholz spenden“, sagt Michael Genn. Die Hilfe reißt also nicht ab.
Weitere Infos unter www.ahrtal-hilfe-ahaus.chayns.net
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
