
© Stephan Rape
Ottensteiner Oliver Golitsch macht sich mit Radsport selbstständig
Neues Fahrradgeschäft
Ottenstein bekommt ein neues Fahrradgeschäft: Oliver Golitsch macht seine Leidenschaft zum Beruf und bietet besondere Rennräder und Mountainbikes an. Eine Nische, für die er viel aufgibt.
Rennräder statt edler Sportwagen, Oberschenkelmuskeln statt Sechszylinder, Cannondale statt Porsche: Oliver Golitsch aus Ottenstein wagt den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnet in Ottenstein ein neues Fahrradgeschäft.
Velodrom Ottenstein ist der Name, der zum Jahreswechsel schon einige Kreis durch soziale Medien gedreht hat: Einerseits angelehnt an die großen Arenen aus dem Bahnradsport, andererseits der Name eines Partnerunternehmens aus Münster, mit dem Oliver Golitsch eng zusammenarbeiten will.
„Es ist für mich keine Flucht vor dem Auto, aber ich sehe mich da einfach nicht mehr“, sagt der 43-jährige KFZ-Technikermeister, der bisher in Münster im Porsche-Zentrum den Bereich After-Sales-Services leitet. Die Automobilindustrie verfolge einfach keine Politik mehr, mit der er einverstanden sei.
Radfahren ist mehr als Hobby – es ist Leidenschaft
Seit zig Jahren fährt er privat Rennrad und Mountainbike, hat gleich mehrere Modelle zuhause in der Garage, hat in Ottenstein zusammen mit Ralf Baumeister den Fietsclub Ottenstein gegründet und aufgebaut. Er will nicht von einem Hobby sprechen. „Es ist eine Leidenschaft“, sagt er.

Oliver Golitsch brennt für den Radsport, sagt er selbst. Mit dem eigenen Fahrradgeschäft erfüllt er sich in Ottenstein einen lange gehegten Traum. © Stephan Rape
Auf dem Rennrad komme er zur Ruhe, könne nachdenken und abschalten. Diese Leidenschaft will er mit anderen teilen. Sie dafür begeistern.
So, wie er es im Fietsclub schon getan hat. „Wir sind inzwischen um die 20 bis 30 Mitglieder“, sagt er. Der Sport und der Markt ändere sich gerade. Weg von starren Wettbewerbsgedanken und starren Vorgaben, hin zu mehr Freiheiten: „Der Spaß am Radsport spielt wieder eine größere Rolle“, sagt er. Und den will er vermitteln.
Umdenken in Sport und Verkehr: Fahrrad wird immer wichtiger
Gleichzeitig mache sich das Umdenken im Verkehr bemerkbar: Immer mehr Arbeitgeber würden Jobräder anbieten – also das Fahrrad als Verkehrsmittel für Pendler etablieren.
Auch politisch bewege sich ja gerade eine Menge. Etwa mit dem Radverkehrskonzept in Ahaus. Das Fahrrad als Verkehrsmittel rücke mehr in den Mittelpunkt.
Auch wenn es in seinen Augen noch mehr Baustellen gebe als die, die Verwaltung gerade angeht. „Ist ja schön, dass es um den Radverkehr in der Kernstadt geht. Aber wie komme ich als Ottensteiner überhaupt sicher und bequem mit dem Rad in die Stadt?“, die Frage lässt er unbeantwortet. Es gebe eben noch viel zu tun.
Anfragen haben Geschäftsidee schon vor dem Start bestätigt
Mit Blick auf sein Geschäft sieht Oliver Golitsch sich schon vor dem Start bestätigt: Erste Anfragen seien schon aus dem ganzen Münsterland auf ihn zugekommen.
Aus seiner Leidenschaft soll nun also ein Beruf werden: „Ich gehe im absolut Guten“, sagt er. Auch Kollegen, Vorgesetzen, Freunden und Bekannten sei sofort klar gewesen in welche Richtung er sich selbstständig machen werde. „Alle haben sofort geraten, dass es etwas mit Fahrrädern sein wird“, erklärt er.
Eigene Nische soll den Erfolg bringen
Aber noch ein Fahrradgeschäft in und um Ahaus? Ist der Markt nicht längst aufgeteilt? Oliver Golitsch schüttelt den Kopf. „Ich will mich auf Radsport konzentrieren“, sagt er. Und da gebe es im ganzen Umkreis keinen Anbieter.
Hochwertige Rennräder, Gravel- und Mountainbikes will er anbieten. Exklusiv von der Marke Cannondale. Auch dazu hat er eine besondere Bindung: „Ich bin ein echter Fan dieser Marke“, sagt er.
Von deren Design und Technik sei er überzeugt. „Und nur so funktioniert das Geschäft“, sagt er. Um gut zu verkaufen, müsse man von dem Produkt überzeugt sein. Das will er mit den Cannondale-Rädern schaffen.

Die Leidenschaft für den Radsport hat Oliver Golitsch schon mit den Mitgliedern des Fietsclub Ottenstein geteilt: 20 bis 30 Radfahrer sind regelmäßig dabei. Ab Mitte Februar will er auch beruflich auf zwei Rädern an den Start gehen. © Fietsclub Ottenstein
Aber zum eigentlichen Geschäft: In den Räumen an der Straße Im Garbrock will er höchstens 30 bis 35 Fahrräder ausstellen. „Auf gar keinen Fall sollen sie Lenker an Lenker stehen“, sagt er. Jede Rad für sich soll wirken. Mit eigenen Podesten, besonderer Beleuchtung und viel Platz dazwischen.
Emotionen spielen beim Radkauf eine große Rolle
Es geht eben um mehr als ein einfaches Rad: „Die Emotionen sollen natürlich mitspielen“, erklärt er. Und zieht doch nochmal einen Vergleich zu den Autos. Bei Porsche etwa werde ein Neuwagen abgedeckt und erst enthüllt, wenn der Kunde schon direkt davor steht. Das will er auf die Fahrräder übertragen. Wie genau weiß er noch nicht. Da muss er sich noch etwas einfallen lassen.
Dazu kommen spezielles Zubehör, Ersatzteile und eine eigene Werkstatt. Dafür stellt er eigens einen eigenen Mechaniker an. Zusätzlich ist eine Aushilfe fest eingeplant.
„Spätestens Ende des Jahres“, sagt er. Denn neben dem reinen Verkauf ist Beratung für ihn das A und O. „Ich brenne ja selbst für das Thema. Nur deswegen kann ich authentisch sein“, sagt er. Und der Service fange eben bei der Reparatur an.
Service, der sich aber nicht nur an Rennradfahrer richte. Denn eins macht er zusätzlich deutlich: Natürlich werde er für alle Radfahrer aus Ottenstein auch Reparaturen anbieten. Egal, mit welchem Rad sie zu ihm kommen.
„Das geht hier im Dorf ja gar nicht anders“, sagt er lächelnd. Auch seine Familie – Ehefrau und zwei Kinder – stehen voll hinter ihm und seiner Idee.

Oliver Golitsch (r.), hier bei einem Gravelbike-Event mit dem Fietsclub Ottenstein, will den Spaß am Radsport vermitteln. Bisher nur Leidenschaft und Hobby, ab Mitte Februar auch beruflich. © Fietsclub Ottenstein
Und noch ein Partner macht mit: Ralf Baumeister, mit dem er den Fietsclub Ottenstein zusammen aufgebaut hat. „Im Nebengewerbe wollen wir uns beide um die Radfahrer selbst kümmern“, sagt er.
Auch diese Unterfirma hat schon einen Namen: BaGo-Cycling. Erst einmal in einem Nebenraum soll es Trikots, Trinkflaschen und die ganze Ausstattung rund um den Rennrad-Piloten geben. Natürlich angepasst ans Westmünsterland.
Radsport zugeschnitten auf das Westmünsterland
„Wir arbeiten beispielsweise nicht mit italienischen Trikotherstellern zusammen“, erklärt Oliver Golitsch. Die würden für die westmünsterländischen Größenverhältnisse schlicht zu kleine Trikots produzieren.
„Mit 1,86 Metern trage ich schon XL und viele meiner Freunde sind deutlich größer als ich“, sagt er. Auch für die will er ein passendes Angebot schaffen.
Viele Ideen – auch ausgefallene Ideen – hat er da auch für die Zukunft. „Erstmal muss das Hauptgeschäft aber laufen“, sagt er. „Wer hier in der Gegend an Radsport denkt, soll an das Velodrom in Ottenstein denken“, macht er deutlich.
Noch gibt es eine Menge zu tun. Mitte Februar peilt er für die Eröffnung an. Bis Ende Januar läuft sein bisheriger Job noch. „An meinem letzten Tag werde ich mit dem Auto zur Arbeit und mit dem Fahrrad wieder nach Hause fahren“, sagt er strahlend.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
