
© Victoria Garwer
Nur 9 von 220 Impfterminen vergeben – Arzt glaubt an positiven Grund
Corona-Impfung
Dr. Khalil Malyar möchte impfen. Die Wochenenden hat er sich dafür freigehalten und sogar Heiligabend. Tausend Impfdosen hat er noch, aber die Nachfrage ist rapide gesunken.
Alles war vorbereitet. Die Impfdosen lagen bereit, mehrere Ärzte standen parat und das Team war hoch motiviert. Doch eines fehlte: Impfwillige. Bei der Impfaktion der Hausarztpraxis von Dr. Khalil Malyar hätten am Samstag rund 265 Menschen geimpft werden können. Am Ende waren es aber nur knapp 67.
45 davon waren Patienten der Hausarztpraxis. Die restlichen 220 Termine hatte der Arzt über die Chayns-App allen zur Verfügung gestellt. Davon waren jedoch nur 9 gebucht worden. Der Arzt öffnete die Aktion daraufhin auch ohne Termin. Sieben Personen nutzen die Chance und kamen unangekündigt.
„Das ist natürlich ernüchternd und auch demotivierend“, sagt Khalil Malyar. Vor allem, weil es sich offenbar nicht um einen Einzelfall handelt. Auch für die nächste Aktion am 18. Dezember wurden bislang nur acht Termine über die Chayns-App gebucht.
Deswegen hat der Arzt sich dafür entschieden, am Samstag nicht zu impfen. Die Aktion wird abgesagt. „Das lohnt sich einfach nicht und das möchte ich meinem Personal auch nicht antun. Die sind sowieso schon am Limit“, sagt der Arzt.
Hoffnung, dass die sinkende Nachfrage positiven Grund hat
Er wundert sich über die so stark zurückgegangenen Zahlen. Schließlich hat er zusammen mit anderen Ärzten noch Anfang Dezember 350 Menschen an einem Wochenende geimpft. „Das war völlig okay, ein Erfolg.“
Eine Erklärung hat er für den Wandel nicht, jedoch eine Hoffnung: „Ich hoffe einfach, dass es daran liegt, dass die Ahauser alle versorgt sind. Dass wir hier eine hausärztliche Versorgung haben, von der man nur träumen kann, und dass alle schon eine Möglichkeit zur Impfung bekommen haben“, sagt er. Denn alles andere wäre ein schlechtes Zeichen.
-Für gute Versorgung spricht, dass die Zahl der Impfstellen in den vergangenen Wochen rapide gestiegen ist. Selbst in kleineren Orten gibt es öffentliche Impfstellen, die DRK-Ortsvereine sind im Einsatz, das Impfmobil des Kreises ist weiter unterwegs, Arbeitgeber organisieren Impf-Angebote für Mitarbeiter und zahlreiche Arztpraxen impfen nicht nur die eigenen Patienten.

Der Kühlschrank in der Hausarztpraxis ist voll mit Impfstoff (nicht nur gegen Corona). © Victoria Garwer
Auch bei diesen Angeboten ist die Zahl der Impfungen seit Anfang Dezember gesunken. Das ist an den Statistiken zu sehen, die die Plattform Chayns öffentlich zur Verfügung stellt. Beispielsweise wurden beim DRK in Vreden am 5. Dezember 1480 Menschen geimpft, eine Woche später am 12. Dezember waren es nur 484. In Heek beim DRK ist die Zahl an den gleichen Terminen von 379 auf 186 gesunken.
Hälfte der Geimpften ist auch schon geboostert
Laut Robert-Koch-Institut (RKI) haben im Kreis Borken bereits 140.000 Menschen die Booster-Impfung bekommen. Das ist fast die Hälfte aller vollständig Geimpften (289.000). Allerdings wären vor Weihnachten auch noch weitere 67.000 Auffrischungs-Impfungen möglich.
Khalil Malyar hat sich am Dienstagabend mit neun anderen Hausärzten in Ahaus unterhalten und auch das Thema Impfungen angesprochen. Die meisten von den Ahauser Medizinern impfen zurzeit aber nur in der Praxis die eigenen Patienten. Diese Termine werden noch immer gut angenommen.
Auch bei Khalil Malyar werden in der Praxis täglich 50 bis 80 Patienten geimpft. Deswegen hat er auch keine Sorge, dass er den großzügig bestellten Impfstoff nicht mehr loswird. „Ich habe noch rund tausend Impfdosen hier, Moderna und Biontech“, sagt er.
Wer in der Praxis geimpft werden möchte, kann sich bei ihm melden – auch Nicht-Patienten. Eine offene Aktion plant der Hausarzt aber trotz der zuletzt schlechten Nachfrage noch. An Heiligabend von 14 bis 17 Uhr möchte er bei der türkischen Gemeinde an der Ridderstraße in Ahaus rund 200 Menschen impfen.
„Ich hoffe, dass wir dadurch nochmal eine andere Zielgruppe erreichen“, sagt er. Die Aktion ist offen für alle – ganz ohne Termin.
Als gebürtige Vredenerin habe ich mich aus Liebe zur Region ganz bewusst für den Job als Lokaljournalistin in meiner Heimat entschieden. Mein Herz schlägt für die Geschichten der Menschen vor Ort. Ich möchte informieren, unterhalten und überraschen.
