
© Stephan Rape
Makler will Hotel und Restaurant in Ahaus für 1,95 Millionen Euro verkaufen
Immobilienwirtschaft
1,95 Millionen Euro soll ein Restaurant und Hotel in Ahaus kosten. Neben der guten Anbindung soll es mit der Ausstattung punkten. Doch die Lage ist eine ziemliche Überraschung. Und: Es ist nicht „Enning Barriere“.
Online wird gerade ein Restaurant und Hotel in Ahaus zum Verkauf angeboten. Nein, dabei geht es nicht um das Restaurant Zur Barriere von Thomas Enning.
Neben dem Restaurant zwischen Ahaus und Legden ist ein weiteres Angebot online aufgetaucht: In Ahaus, in der Nähe zur niederländischen Grenze, an einer viel befahrenen Landstraße gelegen, sei das Objekt technisch wie optisch im besten Zustand. Auch die Eckdaten sind erst einmal beeindruckend: Zwei Etagen, 200 Plätze im Gastraum, großer Biergarten, 61 Betten, 48 Parkplätze, 2200 Quadratmeter Grundfläche auf einem 9000 Quadratmeter großen Grundstück. Kaufpreis: 1,95 Millionen Euro.

Ein Großrestaurant in Ahaus für 1,95 Millionen Euro. Das Angebot steht weiter online, die Adresse stimmt aber nicht. Laut Aussage des Maklers befinde sich das Objekt "im Münsterland, aber nicht in Ahaus." © Screenshot/Stephan Rape
In der Redaktion gehen wir gemeinsam die möglichen Optionen durch. Eine scheint unwahrscheinlicher als die andere. Und bevor wir alle Gastronomen in der Region einzeln abtelefonieren, probieren wir es erst einmal direkt bei dem Makler.
Der hat zwar telefonische Nachfragen eigentlich kategorisch ausgeschlossen, nach einigem Hin und Her erreichen wir ihn aber doch noch: Jo Brauwers ist Makler bei GastroDUS Michael Ruland, einem Maklerbüro, das sich auf Hotels und Gastronomie spezialisiert hat.
Immobiliengeschäfte in der Gastronomie sind ein heikles Geschäft
Ein sehr diskretes Geschäft, wie er erklärt: „Sobald man eine Gastroimmobilie offen für den Verkauf bewirbt, kann man den Betrieb eigentlich direkt schließen“, sagt er.
Personal wie Gäste würden dann sofort einen großen Bogen um das Lokal schlagen. Da das beworbene Hotel und Restaurant sich aber noch in vollem Betrieb befinde, könne er auf keinen Fall sagen, um welchen Betrieb es sich handele. Das sei so auch mit den Eigentümern, seinen Klienten, vereinbart.
Er blickt zu Ennings Barriere: Inhaber Thomas Enning hatte Anfang Februar sein Verkaufsangebot öffentlich gemacht. „Den Verkauf einer Gastronomieimmobilie so offen zu bewerben, ist absolut unüblich“, sagt Jo Brauwers. Das könne man nur machen, wenn man das Geschäft ohnehin schon schließen wollte. So wie Thomas Enning es eben gemacht hat.

Mit diesem Bild des Festsaals in dem Restaurant wirbt der Makler online für das Restaurant und Hotel. Entgegen der Angaben soll es sich aber nicht in Ahaus befinden. © Screenshot/Stephan Rape
Auch einen Hinweis auf das neue Angebot will er im Gespräch mit unserer Redaktion zunächst nicht geben. Erst auf nochmaliges Nachhaken rückt er schließlich mit der Sprache heraus: Das Objekt befinde sich im Münsterland. „Nicht in Ahaus“, räumt er dann noch ein. Näher will er es auf keinen Fall eingrenzen.
Zur Sicherheit die Nachfrage bei jemandem, der Augen und Ohren direkt an der Gastronomie in der Region hat: Bernhard Stichling, Geschäftsführer vom Getränkegroßhandel Grünewald, kennt aktuell keinen Eigentümer, der sich von seinem Restaurant in Ahaus und den Ortsteilen trennen möchte.
Getränkehändler: „Gastronomie in Ahaus ist gesund“
Schon gar nicht aus wirtschaftlichen Gründen: „Die Gastronomie in Ahaus ist gesund“, stellt er klar. Gerade die letzten Hilfen in der Corona-Pandemie hätten gut funktioniert.
Natürlich müsse man nach Betriebstypen unterscheiden: „Das A-la-Carte-Geschäft hat im Moment überhaupt kein Problem. Die wurden ja allein von den Niederländern regelrecht belagert, seit dort alles geschlossen wurde“, sagt er. Auch die Systemgastronomie könne sich nicht beklagen.
Aber: „Alles was Saalgeschäft, Caterer oder Festwirte betrifft, sieht schon schlimmer aus“, schränkt er ein. Schließlich seien Feiern oder Gesellschaften längst noch nicht möglich. Entsprechend vorsichtig seien die Menschen mit Reservierungen.
Viele Gastronomen sind in der Pandemie zur Ruhe gekommen
Und dann sei da natürlich noch eine Frage abseits der Wirtschaftlichkeit: „Viele Gastronomen sind ja in den vergangenen Monaten zwangsläufig zur Ruhe gekommen“, erklärt er. Mehrfach habe er nun schon mitbekommen, dass sie sich fragen würden, ob sie so weitermachen wollen wie vor der Pandemie. „Das sind natürlich psychologische Fragen, die sich jeder nur selbst beantworten kann“, erklärt er.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
