„Verlobt sind wir ja schon länger. Jetzt wird die Heiratsurkunde unterschrieben.“ Thomas Spieß fasst den großen Tag in ein Bild. Der Geschäftsführer der SVS-Versorgungsbetriebe und Karl-Heinz Siekhaus, sein Kollege von den Stadtwerken Ahaus, arbeiten schon seit vier Jahren auf diesen Tag hin.
Am 21. August unterschreiben die Bürgermeisterin der Stadt Ahaus, die Bürgermeister von Stadtlohn, Südlohn und Vreden sowie die Aufsichtsratsvorsitzenden der beiden kommunalen Versorgungsunternehmen die Fusionsverträge.
Lieferverträge haben Bestand
Dann verschmelzen die beiden Unternehmen zu einem. Es trägt den Namen „LokalWerke“. Für die über 60.000 Kundinnen und Kunden ändert sich mit diesem Datum zunächst kaum etwas. „Die bisherigen SVS- und Stadtwerke-Verträge für Strom, Gas und Wasser müssen nicht neu geschlossen werden“, sagt Karl-Heinz Siekhaus.
„Auch unsere Ansprechpartner bleiben vor Ort in Stadtlohn und Ahaus“, betont Thomas Spieß. Nur eines wird sich im Kundenkontakt ändern: Es wird eine gemeinsame Telefonnummer geben. Und die hat eine Ahauser Vorwahl. Über die Einzelheiten werden SVS und Stadtwerke ihre Kunden per Brief informieren.

Neue Verträge müssen die Kunden nicht abschließen. Aber spätestens zum Jahresende, vielleicht auch früher, bieten die LokalWerke neue und günstigere Strom- und Gaslieferverträge an. Das ist keine Folge der Fusion. Die LokalWerke reagieren damit auf die gesunkenen Preise an den Energiebörsen. Wie stark die Preissenkung ausfällt, ist noch unklar. Thomas Spieß: „Wir rechnen noch.“
Es gibt überregionale Strom- und Gasanbieter und einzelne Stadtwerke, die bereits jetzt ihre Preise senken. Warum warten die LokalWerke noch? „Grund ist unsere langfristige Beschaffungsstrategie“, sagt Thomas Spieß. Als Grundversorger erstrecken sich die Beschaffungszeiträume über drei Jahre. Das schütze die Kunden vor kurzfristig starken Preisausschlägen nach oben, dämpfe aber auch den Spielraum für Preissenkungen.
Belegschaften wachsen zusammen
Rund 150 der 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beiden Versorger trafen sich am Montagmorgen (30. Mai) in einer gemeinsamen Online-Betriebsversammlung, um letzte offene Fragen zur operativen Gestaltung der Fusion zu klären. Gibt es neue Arbeitsverträge? Ändern sich die Einsatzorte?
„Es gab auch einige skeptische Nachfragen“, sagt Thomas Spieß. Aber insgesamt stoße die Fusion auf positive Akzeptanz. Neue Arbeitsverträge müssten nicht abgeschlossen werden. Und die allermeisten Beschäftigten könnten an ihrem bisherigen Standort weiterarbeiten.
Karl-Heinz Siekhaus: „Unsere Botschaft ist: Alle Arbeitsplätze sind sicher. Wir brauchen auch nach der Fusion jeden Mitarbeiter.“ Und die werden sich am Donnerstag (1. Juni) auch persönlich kennenlernen können: beim ersten gemeinsamen Betriebsfest am Berkelsee in Vreden.
Wasserstoff und Nahwärme
Nach der Fusion werden die LokalWerke das größte Stadtwerk im Kreis Borken sein. Durch Synergieeffekte würden auch personelle Kapazitäten frei, sagen die beiden Geschäftsführer. Die würden aber auch dringend gebraucht. „Wir wollen ja die großen Zukunftsherausforderungen aktiv mitgestalten und nicht nur reagieren.
Karl-Heinz Siekhaus nennt zuallererst die Aufgaben der Energiewende: Netzausbau für die Photovoltaikanlagen, Quartierslösungen für Nahwärmeversorgung und Wasserstofftechnologie. Siekhaus: „Da müssen wir mehr PS auf die Straße bringen.“ Aber auch der Ausbau des Glasfasernetzes und die Digitalisierung stünden weiter auf der Agenda.
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