Josef Korthues (71) feiert am 28. November sein Goldenes Dienstjubiläum: Seit 1971 ist er an unterschiedlichen Positionen für die katholische Kirche tätig, seit 1981 in Ahaus und seit 2013 im Ruhestand – eigentlich.

© Stephan Rape

Josef Korthues (71) ist nach 50 Jahren Kirchendienst noch gut gelaunt

rnGoldenes Dienstjubiläum

In Ahaus ist er bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund: Jetzt feiert Josef Korthues sein Goldenes Dienstjubiläum. Anlass für einen Rückblick und die Erkenntnis, dass er heute mehr nachdenkt.

Ahaus

, 24.11.2021, 04:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

„50 Jahre bei Mutter Kirche – und immer noch gut gelaunt“, ein Satz wie er typisch ist von und für Josef Korthues. Er feixt, er lacht laut und explosiv und wird doch immer wieder ernst – Josef Korthues ist rundum zufrieden mit sich und der Welt. Ja gut, die Pandemie sei schon etwas anstrengend, aber insgesamt könne er sich nicht beklagen.

An diesem Dienstagmorgen sitzt er in „seinem“ Schlosscafé San(kt) Remo. Jenes Café in der Innenstadt, das zumindest inoffiziell so etwas wie sein zweites Pfarrbüro ist. Mit Blick auf die Marktstraße genießt er seine Tasse Cappuccino. Selbstverständlich mit einer dicken Sahnehaube statt mit Milch. Etwas anderes käme ihm nicht in die Tasse.

Rabiat offen und ehrlich – so wie immer

Dass er in wenigen Tagen sein Goldenes Dienstjubiläum feiern kann, ist Freude und Ärger zugleich. Freude über den schönen Anlass, Ärger über das Alter. Ein „alter Sack“ kommt ihm über die Lippen, als er über sich selbst reden soll. Fast schon rabiat offen und ehrlich, wie Josef Korthues eben ist.

Was sich denn nun in 50 Jahren im Dienst der Kirche verändert hat, soll er sagen. Doch bevor er auch nur zur Antwort ansetzen kann, unterbricht er sich selbst, grüßt wild winkend erst in Richtung Fußgängerzone, dann noch zu einem Nachbartisch. Das wird sich während des Gesprächs zigfach wiederholen. Es gibt eben kaum eine Ahauserin und kaum einen Ahauser, den Josef Korthues nicht kennt.

Rückzug von den offiziellen Aufgaben bedeutet keine Langeweile

Kein Wunder: Jugendarbeit, Seelsorge, Jugendaustausch mit Israel, Ferienspiele, Verbände und Vereine – seit 1981 ist er in und um Ahaus tätig. Hat ungezählte Gottesdienste gehalten, Kinder getauft, Paare getraut oder Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet. Und auch wenn er sich schon 2013 offiziell in den Ruhestand verabschiedet hat, wird es nur langsam ruhiger für ihn. „Mit Langeweile habe ich es nicht so“, sagt er lachend.

Von den offiziellen Aufgaben allerdings habe er sich nach und nach schon verabschiedet. Offiziell hat er in der Jugendarbeit keine Funktion mehr. „Mit 71 bin ich da falsch“, erklärt er. Auch das Amt als KAB-Präses hat er abgegeben.

„Seelsorger kennen keinen Feierabend“

„Seelsorger müssen für die Menschen da sein, wenn sie gebraucht werden“, fügt er hinzu. Da gebe es weder Zeitplan noch Feierabend oder Ruhestand. Und wenn ihn jemand frage, sei er natürlich gerne zur Stelle. Das passiert oft: „Ich kenne eben einfach zu viele Leute“, wieder platzt sein unvergleichliches Lachen aus ihm heraus. Einen Vorteil habe der Ruhestand natürlich: „Die vielen Konferenzen kann ich mir sparen“, sagt er.

Aber noch einmal zurück zur Frage: 50 Jahre Kirche – was hat sich verändert? Früher habe es in Ahaus riesige Auseinandersetzungen in der Jugendarbeit gegeben. Auf der Suche nach dem richtigen Weg sei auch Streit an der Tagesordnung gewesen. „Da war richtig was los in der Szene“, erinnert er sich.

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Heute sei ihm das manchmal schon fast zu langweilig, zu angepasst, ohne die nötige Konfrontation. Denn auch die sei ihm immer wichtig gewesen: Jugendarbeit müsse unangepasst sein, müsse sich einen eigenen Weg erkämpfen. Auch das sei aber heute anders. „Dieses Biedere, pädagogisch Begleitete ist mir zuwider“, sagt er.

Kirche in Ahaus ist „putzmunter“ und gut aufgestellt

Insgesamt sei die Kirche natürlich lange nicht mehr so voll wie früher. Aber das sei ja kein Ahauser Problem. Das sei ja überall so. In Ahaus sieht er die Kirche sehr gut aufgestellt. „Wir sind putzmunter mit dabei“, wie er es formuliert. Gerade, dass mit Pfarrer Stefan Jürgens ein kritischer Geist als Pfarrer in Ahaus arbeite, sei sehr positiv. Da seien viele Experimente möglich. Vieles werde in Frage gestellt. „Das finde ich gut“, sagt er.

Auch bei ihm persönlich habe sich etwas gewandelt: „Ich denke heute tatsächlich mehr darüber nach, ob ich etwas richtig oder falsch gemacht habe“, sagt er. Zwar habe er sich nicht entschuldigen müssen, doch sei der ein oder andere Schritt vielleicht doch etwas zu schnell oder zu progressiv gewesen. Dinge, über die er im Rückblick herzlich lachen kann.

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Und doch sind es zig Punkte, an denen er eben uneins ist mit der Lehre der Kirche. Ein Beispiel? Das Verbot, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen: „Himmelnocheins“, flucht Josef Korthues los, „Wir haben früher alles und jeden gesegnet. Von der Waffe bis zur Kläranlage. Und jetzt soll man zwei Liebende nicht segnen?“ Das will er nicht einsehen.

Antrieb war ein Satz von Herbert Wehner

Der SPD-Politiker Herbert Wehner habe ihm das bei einem Treffen mal gesagt: „Man muss immer bis an die Grenzen des Erlaubten gehen, damit diese Grenzen irgendwann einmal weitergeschoben werden.“ Das sei immer ein Antrieb gewesen.

Und doch steht er fest zur Kirche. „Hier ist mein Zuhause“, sagt er. Die Frohe Botschaft zu verkünden, die Solidarität und Liebe des Glaubens, das ist es, wofür er lebt. Auch wenn es natürlich Fehler und Verfehlungen gebe. Aus Protest dagegen aus der Kirche auszutreten, ist in seinen Augen keine Option. „Wir können nur von innen etwas verändern“, sagt er. „Wenn wir in der Kirche bleiben.“ Denn – auch das ist für ihn überhaupt keine Frage: Die Kirche hier vor Ort ist etwas ganz anderes als die 2000 Jahre alte Institution in Rom.

Feier am 28. November in der St. Josefskirche

Und auch wenn die Coronazahlen im Moment eigentlich etwas anderes raten: Die 50 Jahre Dienst in der Kirche will Josef Korthues feiern: Mit einer Messe in der St. Josefskirche. Sie findet am Sonntag, 28. November, um 9.30 Uhr statt. Danach soll es Gelegenheit für Gespräch, gemeinsame Erinnerung und Austausch geben. Natürlich unter den Vorgaben der 3G-Regel.

50 Jahre im Dienst der Kirche

  • Josef Korthues wird 1950 in Riesenbeck geboren und macht nach der Schule eine Lehre als Industriekaufmann. Am 1. Dezember 1971 tritt er eine Stelle als Bezirkssekretär der Christlichen Arbeiter Jugend (CAJ) in Kleve an.
  • 1975 beginnt er eine praxisbegleitende Ausbildung zum Pastoralreferenten im Pfarrverband Coesfeld.
  • Ab 1977 ist er fünf Jahre in der CAJ-Nationalleitung tätig.
  • Am 1. September 1981 wird er Pastoralreferent in Ahaus.
  • Am 31. Oktober 1987 wird er zum Diakon geweiht.
  • Im August 2013 wird er in den Ruhestand verabschiedet, bleibt Ahaus aber weiter fest verbunden. „Ich müsste ja bekloppt sein, hier wegzugehen“, sagt er.