
© picture alliance/dpa
Falscher Arzt muss ins Gefängnis, darf Honorare aber behalten
Impfzentrum Hagen
Ein 33-Jähriger hatte sich als Arzt ausgegeben, um im Impfzentrum in Hagen zu arbeiten. Schon in Ahaus, Selm und Dortmund war er zuvor wegen Betrügereien auffällig geworden.
Ein ehemaliger Ahauser, der sich als Arzt ausgegeben und in einem Impfzentrum in Hagen gearbeitet hat, muss deswegen nun ins Gefängnis. Das Hagener Landgericht hat den 33-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt. Das berichtet die Deutsche Presseagentur (dpa).
Das Geld, das er beim Deutschen Roten Kreuz in Hagen verdient hat, darf er laut Gerichtsurteil jedoch behalten: rund 270.000 Euro. Denn das Landgericht in Hagen wertete die Taten zwar als Titelmissbrauch und Urkundenfälschung, nicht aber als Betrug.
Die Richter argumentierten, dass der 33-Jährige im Impfzentrum keine ärztlichen, sondern vorwiegend organisatorische Leistungen erbracht hätte. Die Stadt Hagen hatte Ende 2020 erklärt, dass der Angeklagte für das DRK zum Beispiel Corona-Tests durchgeführt hat und in der Kontaktnachverfolgung tätig war. Im Impfzentrum hat er zudem das nicht-ärztliche Personal betreut.
Diese Aufgaben habe er erfüllt und musste dafür kein Arzt sein, erklärte das Gericht. Aus diesem Grund wurden seine Honorare nicht eingezogen. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig.
Geständnis am ersten Prozesstag
Der Mann hatte sich beim DRK in Hagen beworben und dabei gefälschte Zeugnisse vorgelegt, die ihn als Facharzt für Psychiatrie und Notfallmedizin ausgaben. 2019 war er zunächst als Bezirksarzt tätig, 2020 wechselte er ins Impfzentrum in Hagen. Nach Angaben der dpa hat er dieses sogar geleitet.
Direkt am ersten Verhandlungstag im Oktober legte der 33-Jährige ein Geständnis ab. Das Gericht hatte ihm zuvor zugesagt, dass er bei einem Geständnis maximal mit einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren rechnen müsste.
Der Angeklagte ging darauf ein. Die Urkunden habe er mithilfe von Vorlagen aus dem Internet erstellt. Ein Führungszeugnis habe er im Bewerbungsprozess nicht vorzeigen müssen. Das DRK Hagen hatte jedoch bereits nach der Verhaftung mitgeteilt, dass ein Führungszeugnis vorgelegt worden war, das jedoch unauffällig war.
SPD Ahaus kündigte die Mitgliedschaft
Inzwischen ist jedoch bekannt, dass der Mann bereits mehrfach betrügerisch unterwegs war und auch schon mehrmals falsche Berufsbezeichnungen genutzt hat.
Das Ahauser Amtsgericht verurteilte den gebürtigen Ahauser 2016 wegen vorsätzlichen Betruges und Urkundenfälschung, Diebstahls, Fahrens ohne Fahrerlaubnis und Einfuhr illegaler Substanzen zu sieben Monaten auf Bewährung. Er hatte damals unter anderem eine Ferienwohnung gemietet, obwohl er laut Gericht wusste, dass er sie nie bezahlen kann.
Der Ahauser SPD-Ortsverein kündigte ihm 2013 die Mitgliedschaft – wegen mehrerer Vorfälle, über die der Vorsitzende heute nicht mehr sprechen möchte.
Von Ahaus führte sein Weg ihn zunächst nach Dortmund. Nach Informationen der dpa soll er sich dort gegenüber einem Sozialprojekt als Psychologe mit entsprechendem Uniabschluss ausgegeben haben.
Zwei Wochen in Flüchtlingsunterkunft in Selm-Bork
In Selm-Bork hat der 33-Jährige ebenfalls als angeblicher Diplom-Psychologe in einer Flüchtlingsunterkunft angefangen. Nach zwei Wochen wurde das Arbeitsverhältnis allerdings schon wieder aufgelöst – „in beiderseitigem Einverständnis“, wie es hieß.
Nach Medienberichten sollen weitere Betrugsanklagen gegen den Mann vorliegen. Als er im Januar 2021 verhaftet wurde, lief zudem eine Bewährungsstrafe. Staatsanwaltschaft und Gericht befürchteten, dass der Mann fliehen könnte, und veranlassten deswegen seine Unterbringung in Untersuchungshaft.
Als gebürtige Vredenerin habe ich mich aus Liebe zur Region ganz bewusst für den Job als Lokaljournalistin in meiner Heimat entschieden. Mein Herz schlägt für die Geschichten der Menschen vor Ort. Ich möchte informieren, unterhalten und überraschen.
