Eine engmaschige Test-Infrastruktur zeichnet den Kreis Borken aus. Dass weiter Unklarheit herrscht, wie es bei den Bürgertestungen ab dem 1. Juli weitergeht, dafür hat Landrat Dr. Kai Zwicker wenig Verständnis. Dies vor dem Hintergrund einer spürbar zunehmenden Infektionsdynamik.

Eine engmaschige Test-Infrastruktur zeichnet den Kreis Borken aus. Dass weiter Unklarheit herrscht, wie es bei den Bürgertestungen ab dem 1. Juli weitergeht, dafür hat Landrat Dr. Kai Zwicker wenig Verständnis. Dies vor dem Hintergrund einer spürbar zunehmenden Infektionsdynamik. © Montage: Martin Klose

Infektionszahlen steigen rapide: Hängepartie bei Testungen ein „Unding“

rnCorona-Entwicklung

Vor den Ferien steigen die Corona-Zahlen, die Infektionsdynamik nimmt Fahrt auf. Es gibt viele Feste, es wird viel getestet. Noch ist unklar, wie es mit den Tests ab 1. Juli weitergeht.

Ahaus

, 21.06.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Sommerferien nahen, die wieder stark zunehmende Infektionsdynamik trübt ein wenig die Vorfreude. Positiv: Die Zahl der Todesfälle im Kreis stagniert. Ein Zeichen für mildere Verläufe, ein gutes Impfverhalten, eine gute Versorgung. Ein Grund für den Anstieg der Corona-Fallzahlen sei auch das intensive Testen im Kreis, heißt es auf Nachfrage beim Kreis Borken.

Umso mehr zeige man Unverständnis, dass hinsichtlich der (kostenlosen) Bürgertests ab dem 1. Juli immer noch keine abschließenden Regelungen durch den Bund getroffen seien. Ein „Unding“ so kurz vor dem Monatswechsel, wie auch Landrat Dr. Kai Zwicker anführt.

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Man hört es aktuell immer wieder: Die hohe Zahl an Festen und Feiern lassen die Infektionszahlen wieder in die Höhe schnellen. Am Dienstag wurde erstmals wieder über 1000 Neuinfektionen für den Kreis Borken gemeldet. Kleine Einschränkung: Dieser Wert enthält die Nachmeldungen vom Wochenende. Dennoch spiegelt diese Entwicklung das aktuelle Empfinden gut wider. In Ahaus stieg die Zahl der aktuell Infizierten gegenüber dem Vortag zum Beispiel um 57 auf 252 an, in Heek um 36 auf 92, in Vreden um 44 auf 161.

Zur Dunkelziffer gibt es nur Vermutungen

Da die automatisierten Meldeverfahren nicht mehr greifen und viel auf Eigenverantwortung gesetzt wird, dürfte die Dunkelziffer höher liegen. Geht man zumindest nach den persönlichen „Einschlägen“, die gefühlt immer näher kommen. „Zur Dunkelziffer lassen sich nur Vermutungen anstellen“, ergänzt dazu Kreis-Pressesprecher Karlheinz Gördes.

Er verweist vor diesem Hintergrund auf die weiter engmaschige Test-Infrastruktur in der Region – und führt zu einer Hängepartie über: Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium hat jetzt die Corona-Schutzverordnung und die Test- und Quarantäneverordnung ohne wesentliche Änderungen um zunächst nur eine Woche bis zum 30. Juni verlängert. Grund dafür sei, dass verschiedene Regelungen in den Landesverordnungen auf den derzeit möglichen Bürgertestungen und den Einrichtungstestungen beruhen. Die Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums für diese Testungen läuft am 30. Juni aus.

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Darüberhinausgehende Regelungen des Bundes sind bislang nicht bekannt. Man gehe mit der Bewertung des Landes NRW konform: „Der Bund muss jetzt ganz dringend Planungssicherheit schaffen“, so Kai Zwicker. Dass man zehn Tage vor dem Auslaufen der Testregelungen noch nicht wisse, ob und wie es mit den Testungen danach weitergeht – auch ob sie weiterhin kostenfrei sind –, sei ein Unding. „Die Infektionsdynamik nimmt wieder zu“, betont Kai Zwicker. Alle Bürgerinnen und Bürger sollten sich weiterhin umsichtig verhalten und sich – wenn noch nicht geschehen – impfen lassen, so sein eindringlicher Rat.

Beim Kreis wartet man die weitere Entwicklung erstmal ab. „Grundsätzlich sehen wir uns gut aufgestellt“, so Karlheinz Gördes. Einige wichtige Bausteine: Die Koordinierende Covid-Impfeinheit, ausgestattet mit angemessenem Personal, bleibt bestehen, ebenso die Impfstellen in Ahaus, Bocholt, Borken und Gronau. Schutzmaterial wie Masken für den Rettungsdienst ist in großem Umfang eingelagert. Die Hygienekonzepte der Schulen seien „eingespielt“.

Kreis beobachtet die Lage intensiv weiter

„Der Kreis beobachtet fortlaufend die Lage und stimmt sich hinsichtlich der Bewertung und gegebenenfalls erforderlich werdender Maßnahmen mit den kreisangehörigen Kommunen ab“, sagt Gördes. Der Kreis befinde sich zudem im ständigen Austausch mit den hiesigen Krankenhäusern. „Derzeit gibt es immer noch ein vergleichsweise hohes Testaufkommen. Ohnehin ist die ‚Testkultur‘ im Kreis Borken sehr ausgeprägt“, betont Kai Zwicker noch einmal.

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Trotz der zunehmenden Dynamik wird das Meldeverfahren weiter eingeschränkt: Die Übermittlung der Fallzahlen aus NRW durch das Landeszentrum Gesundheit (LZG) NRW an das RKI wird künftig an den Wochenenden sowie an Feiertagen entfallen. „Daher macht für uns dann ein Melden an das LZG an diesen Tagen keinen Sinn. Am Wochenende und an Feiertagen eingehende Meldungen werden von uns nachträglich erfasst und entsprechend zeitlich zutreffend zugeordnet“, berichtet Karlheinz Gördes. Wie in den vergangenen Wochen.

In Hinblick auf eine eventuell sich noch einmal kritisch zuspitzende Infektionsdynamik bestehe selbstverständlich die Option einer Wiederaufnahme von Übermittlungsmöglichkeiten an den Wochenenden. Dann würde sich auch wieder ein täglich realistisches Bild reflektieren lassen.