
Der Hund war auf dem Bauerhof Wigber der große Hit. © Nico Ebmeier
„Herzensgute Menschen“: Ukrainer und Belarussen vereint auf dem Hof Wigber
Bauernhof
Zwei kleine Gruppen waren am Donnerstag auf dem Bauernhof Wigber zu Gast. Eine aus der Ukraine und eine aus Belarus. Dass es in der Heimat großes Konfliktpotenzial gibt, war vollkommen egal.
Für Menschen in Osteuropa ist die Zeit aktuell eine besonders schwere. Während Russland weiterhin den Angriffskrieg auf die Ukraine führt, sind auch viele weitere benachbarte Länder involviert. Alexander Lukaschenko, Präsident des an die Ukraine und Russland angrenzenden Belarus, unterstützt die Annexion von ukrainischen Gebieten beispielsweise. Dass Menschen aus der Ukraine und Weißrussland (Belarus) aber trotzdem super miteinander klarkommen, zeigte ein Besuch auf dem Bauernhof Wigber.
Es war Hochbetrieb auf dem Hof am Donnerstagmittag, denn gleich zwei Gruppen waren zu einem Besuch bei Johannes und Vater Heinz Wigber eingeladen worden. Auf der einen Seite war es eine ukrainische Familie, die schon seit März auf dem ehemaligen Hof der Familie in Alstätte wohnt und den Tag nutzte, um nocheinmal die heimischen Tiere kennenzulernen. Zu sechst waren sie im Frühjahr aus der Stadt Mariupol ins Münsterland geflohen.

Ukrainer, Belarussen und Deutsche erlebten zusammen einen tollen Tag. © Nico Ebmeier
„Sie waren zunächst in der Auffangstelle in Schöppingen und sind dann auf unserem alten Hof untergekommen“, erklärt Heinz Wigber zur Familie aus der Ukraine. „Die wohnen da alle ganz selbstständig und sind wirklich herzensgute Menschen. Einer von ihnen studiert sogar online von hier in der Ukraine weiter.“ Auch Ehefrau Luzia Wigber freut sich Tag für Tag über den nicht ganz üblichen Besuch in den ehemaligen eigenen vier Wänden, die dann eben als Wohnfläche für Geflüchtete von der Stadt Ahaus erworben wurden. Die Familie lebt jetzt in Lünten-Nork.
„Die Familie hat sich von Anfang an gut eingelebt und ist auch total gastfreundlich. Ich habe das Gefühl, dass sie sich hier sehr wohlfühlen und vielleicht sogar später sesshaft werden, selbst wenn dieser Krieg dann irgendwann mal zu Ende ist“, sagt sie spürbar betrübt wegen des Konflikts in Osteuropa. Wie wohl sich die geflüchtete Familie fühlte, war spätestens im Umgang der Jüngsten mit dem Hofhund zu spüren. Alles wurde in den vergangenen Monaten dann doch mehr und mehr zu einem vertrauten Heim.

Heinz Wigber (r.) und sein Sohn Johannes Wigber kümmern sich um den Bauernhof. © Nico Ebmeier
Offensichtlich etwas unbekannter war der Bauernhof für die zweite Gruppe, die sich zum Landwirtschafts-Sightseeing traf. Genug zu erleben gab es aber trotzdem. Am Montag ist die zwölfköpfige Gruppe aus Belarus in Coesfeld eingetroffen, wird aber auch schon in wenigen Tagen wieder zurück in die Heimat reisen. Knapp 30 Stunden dauerte die Hinfahrt mit dem Bus bis ins Münsterland, etwa 2000 Kilometer mussten zurückgelegt werden.
Ukrainer und Belarussen zusammen auf dem Bauernhof Wigber
„Seit 1992 laden wir im Sommer immer belarussische Kinder aus dem Raum Tschernobyl in die Sirksfelder Schule in Coesfeld ein. Das ist ein Selbstversorgerhaus, in dem wir alles selber machen und sich die Kinder einfach in der Zeit mal richtig ausruhen können“, erklärt Maria Bücking, die sich zusammen mit Ehemann Thomas und Hannelore Schulz ehrenamtlich um die Betreuung Gäste aus Belarus kümmert. Und eben über diese Ferienveranstaltung kam dann auch der Kontakt zu den aktuellen Gästen zustande.

Die Kühe waren sehr neugierig, wer sie da am Donnerstag besuchte. © Nico Ebmeier
„Wir sind auch oft in Belarus zu Besuch und dann lernt man natürlich einige Leute kennen. Mittlerweile organisieren wir deshalb alle zwei Jahre, dass die Erwachsenen für neun Tage hier in die Umgebung kommen und sorgen dann auch für das Programm“, sagt die 67-Jährige. Diesmal auf der Tagesordnung: ein Besuch auf dem Bauernhof der Familie Wigber.
„Die Belarussen sind immer total fasziniert davon, wie modern hier alles ist.“ Deshalb war ein großer Höhepunkt für die Reisegruppe auch die Melkanlage, an der von Thomas Bücking alles fachgerecht erklärt und dann von einer Kollegin kurz danach übersetzt wurde. Nach der Tour vorbei an den Tieren und Futterstellen wurde schlussendlich noch zusammen gegessen: trotz der Spannungen in der Heimat alle miteinander vereint.
Gebürtig aus dem wunderschönen Ostwestfalen zog es mich studienbedingt ins Ruhrgebiet. Seit ich in den Kinderschuhen stand, drehte sich mein ganzes Leben um Sport, Sport und Sport. Mittlerweile bin ich hierzulande ansässig geworden und freue mich auf die neuen Herausforderungen in der neuen Umgebung.
