
Michael Koopmann, Vorsitzender, und Heike Mönkediek, Geschäftsführerin des Eltern- und Freundeskreises der Menschen mit Behinderung in Ahaus, wollen mit dem Infotag nicht nur Betroffene ansprechen, sondern suchen auch neue Ideen und Ziele. © Stephan Rape
Behinderung: Freundeskreis sieht in Ahaus viele Probleme gelöst
Menschen mit Behinderung
40 Jahre kämpft der Eltern- und Freundeskreis der Menschen mit Behinderung Ahaus schon gegen Hürden im Alltag. Bei einem Informationstag in der Stadthalle suchen sie neue Impulse.
Leichte Sprache auf Hinweisschildern, noch mehr Teilhabe für Menschen mit Behinderung und vielleicht eine Möglichkeit für einen inklusiven Arbeitsplatz in der Innenstadt. Aktuelle Ziele, die der Eltern- und Freundeskreis der Menschen mit Behinderung in Ahaus verfolgt, klingen erst einmal überschaubar.
Zumindest, wenn man sie mit den Anfängen des Kreises von 1981 vergleicht: „Damals gab es überhaupt keine Angebote für Menschen mit Behinderung“, sagt Michael Koopmann (53), Vorsitzender des Eltern- und Freundeskreises.
Keine Werkstätten, keine Wohnheime, keine Beratung und schon gar kein Platz in der Mitte der Gesellschaft: „Die Menschen wohnten bei ihren Familien, wurden dort gepflegt und regelrecht versteckt“, ergänzt Geschäftsführerin Heike Mönkediek (52). Zur Gründung habe man die Menschen mit Behinderung erst einmal finden müssen. „Es gab sogar Aussagen wie ‚Hier gibt es keine Behinderten‘ von verschiedenen Vertretern“, sagt sie kopfschüttelnd. Das habe sich zum Glück ja längst geändert.
Viele Probleme sind gelöst, gibt es noch neue Aufgaben?
Eine Vielzahl von Angeboten, Unterstützungsmöglichkeiten, Rat und Hilfe, aber auch Teilhabe sei geschaffen worden. Auch in der Politik gibt es inzwischen ein festes Gremium, das sich ausdrücklich auch um die Belange von Menschen mit Behinderung kümmern soll – der Beirat für Seniorinnen und Senioren und für Menschen mit Behinderungen.

Jedes Jahr veranstaltet der Eltern- und Freundeskreis der Menschen mit Behinderung Ahaus das Sommerfest auf dem Hof Eilers. Ohne Frage der Höhepunkt im Vereinsjahr. Viele Schwierigkeiten für die Menschen wurden inzwischen beseitigt, doch es gibt noch weitere Aufgaben. © Privat
„Viele Probleme aus den Anfangsjahren haben sich erledigt“, erklärt Heike Mönkediek. Menschen mit Behinderung gehören selbstverständlich zur Mitte der Gesellschaft. Gebäude werden barrierefrei gebaut, bei der Neuplanung der Wallstraße konnte der Beirat seine Bedenken einbringen, inklusiver Schulunterricht oder Informationen sind selbstverständlich. Hat der Eltern- und Freundeskreis dann überhaupt noch eine Aufgabe?
Ja, denn es gebe noch genug zu tun. „Teilhabe ist das Zauberwort“, sagt auch Michael Koopmann. Dabei gehe es aber zu oft um Barrierefreiheit. „Oft geht es um körperliche Behinderungen“, sagt er. Menschen mit geistiger Behinderung würden oft noch ein bisschen vergessen. Definitiv eine Aufgabe für die Zukunft. Wie die genau aussehen soll, wollen Mitglieder und Interessierte auch beim anstehenden Informationstag am Samstag, 15. Oktober, in der Stadthalle klären.
Umfangreicher Informationstag statt Jubiläumsfeier
Eigentlich sollte das 40-jährige Bestehen ja 2021 groß gefeiert werden. Auch dieses Fest geriet jedoch unter die Räder der Pandemie. Stattdessen jetzt also der Informationstag in der Stadthalle. „Wir wollen alle Beteiligten an einem Tag zusammenbringen“, sagt Heike Mönkediek.
„In Ahaus hat sich viel getan und auch wir haben uns verändert“, sagt Michael Koopmann. Der Eltern- und Freundeskreis sei insgesamt älter geworden. Personen haben gewechselt. Insgesamt 100 Familien gehören zum Kreis. „Es geht uns auch darum, einfach nach den Bedarfen zu fragen“, erklärt er. Denn oft würden immer noch die Bewohner der Einrichtungen im Fokus stehen. Dabei möchte der Eltern- und Freundeskreis die Ziele weiter fassen. Und auch neue Mitglieder gewinnen.
Arbeit in Projekten statt fester Mitgliedschaft
Sie sollen auch nicht unbedingt an Mitgliedschaften gekoppelt werden. „Es ist aktuell auch für uns sehr schwierig, Ehrenamtliche zu bekommen“, sagt Heike Mönkediek. Einfacher falle es da schon projektbasiert zu arbeiten. „Rund um das Sommerfest auf dem Hof Eilers gibt es zum Beispiel 30 oder 40 Leute, die organisieren und helfen“, macht sie deutlich.
Wie der Infotag insgesamt angenommen wird? Welche Ziele sich der Eltern- und Freundeskreis am Ende auf die Fahnen schreibt? „Wir wissen es noch nicht und sind selbst gespannt“, sagt Michael Koopmann.
Zeitplan für Infotag am 15. Oktober
- 10 bis 10.30 Uhr: Diskussionsrunde mit Werner Leuker (städtischer Beigeordneter), Tobias Meyer (Lebenshilfe), Pfarrer Alfons Homölle (Präses des Elternkreises).
- 11.30 Uhr: Pränataldiagnostik: Dr. Iris van Deest, Ärztin in der Praxis Dr. Steinhard, im Zentrum für pränatale Medizin und Humangenetik, Franziskushospital Münster)
- 12.30 Uhr: Inklusion und Schule: Regina Harbig (Schulaufsicht Grundschule), Kirsten Böing (Inklusionsfachberaterin Primarstufe und Fachberaterin Lernen), Daniel Löpenhaus (Inklusionsfachberater Sekundarstufe und Fachberater emotionale und soziale Entwicklung), Ulrike Elkemann (Schulaufsicht Förderschulen und Generalistin Inklusion)
- 14 Uhr: Volljährig und dann?: Tobias Meyer (Lebenshilfe Borken)
- 15 Uhr: Wohn-/Fördermöglichkeiten (LWL-Inklusionsamt, soziale Teilhabe)
- 16 Uhr: Übergang Schule und Beruf (Agentur für Arbeit)
- ab 17 Uhr: Abschlussparty mit der mobilen Disko des Logo
- 12.15, 13.30 und 15.45 Uhr: Kunterbundorchester der Musikschule Ahaus und Tischharfenensemble sowie das Gesangsensemble unter Mitwirkung einiger Bewohner von Einrichtungen (Leitung: Josef Gebker bzw. Birgit Rölver)
- 14.45 Uhr: Zauberer Endrik Thier,
- Zwischen der Stadthalle und der Ahauser Innenstadt pendelt eine kostenlose Bimmelbahn, die den Infotag mit dem Kids-Fun-Tag verknüpft. In der Fußgängerzone warten zwischen 10 und 15 Uhr verschiedene, kostenlose Attraktionen auf Besucher.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
