
© Stephan Rape
Gegen Gewalt an Frauen: SI-Club Ahaus lässt Torbogen orange strahlen
Orange Days
Orangene Westen und ein ernster Hintergrund – trotz der fröhlichen Stimmung: Die Frauen vom SI-Club Ahaus haben ein Symbol gegen Gewalt an Frauen gesetzt. Auch mitten in Ahaus ein Thema.
Die Stimmung unter den Frauen in knallorangenen Westen ist gut. Trotz des nasskalten Novemberwetters und trotz des sehr ernstes Themas, weswegen sie sich an diesem Freitagnachmittag auf dem Oldenkottplatz versammelt haben: Es geht um Gewalt an Frauen. Oder viel mehr dagegen.
Die Frauen gehören zum Ahauser Club von Soroptimist International (SI). Wie zahllose ihrer Clubschwestern beteiligen sie sich an den Orange Days, einer internationalen Kampagne gegen Gewalt an Frauen. In der Ahauser Innenstadt stehen sie zusammen mit den Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle „Frauen für Frauen“.
Orange als weltweites Symbol gegen Gewalt an Frauen
Sie wollen an diesem Tag ein Zeichen setzen. Ein Zeichen gegen Gewalt, aber auch ein Zeichen für die Frauenberatungsstelle: Denn immer noch müsse man Betroffene auf die Anlaufstellen und Angebote hinweisen. Dafür verteilen sie Flyer und suchen das Gespräch mit den wenigen Passanten. Auch den Torbogen des Schlosses strahlen sie bei Einbruch der Dunkelheit orange an: Die Farbe steht für eine Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen. Die Vereinten Nationen haben die Farbe als Symbol für die weltweite „Orange the World“-Kampagne festgelegt.
Kontakt zur Frauenberatungsstelle „Frauen für Frauen“:
Marktstraße 16; 48683 Ahaus; Telefon: (02561) 3738Sprechzeiten:
Montag und Mittwoch: 10 bis 12 Uhr Dienstag und Donnerstag: 14 bis 16 Uhr info@frauenfuerfrauen-ahaus.de www.frauenfuerfrauen-ahaus.deKerstin Heggemann ist Sozialarbeiterin bei „Frauen für Frauen“. Sie erlebt hautnah mit, was sich hinter den verschlossenen Türen im Kreis Borken abspielt. „Im ersten Lockdown war es sehr ruhig“, sagt sie im Rückblick. Die Menschen hätten sich regelrecht zuhause verschanzt. Danach normalisierte sich der Beratungsbedarf jedoch schnell wieder.
Frauen im Lockdown noch stärker unter Kontrolle des Mannes
„Es geht ja nicht nur um körperliche, sondern auch um psychische Gewalt“, sagt sie. Und in der Lockdown-Phase seien die betroffenen Frauen eben noch stärker unter die Kontrolle des Mannes geraten. „Wenn draußen nichts geöffnet hat, ist es noch schwieriger Hilfe zu holen“, sagt Kerstin Heggemann.
Insgesamt 327 Frauen und Mädchen nahmen im vergangenen Jahr das Angebot des Vereins „Frauen für Frauen“ an. Mit 176 Frauen wurden 541 Beratungsgespräche geführt, diese dauerten im Durchschnitt 60
Minuten. Die Gruppenangebote wurden von 151 Frauen und Mädchen besucht. Fast die Hälfte aller Fälle, der Verein spricht von 44 Prozent, drehten sich um körperliche, psychische oder sexualisierte Gewalt.
Jede Schicht und jedes Alter betroffen
Gewalt gegen Frauen betreffe jede soziale Schicht und auch immer noch jedes Alter. Sie selbst sei 50 und kenne das Thema aus ihrer Generation definitiv noch. „Ich hoffe, dass Frauen im Alter meiner Tochter einmal nicht mehr mit dem Thema in Berührung kommen“, fügt Kerstin Heggemann hinzu. Die sei 19.
Glauben mag sie daran aber noch nicht. Es habe sich schon viel bewegt und doch werde es wohl noch ein oder zwei Generationen dauern. „Frauen zu stärken ist das A und O“, erklärt sie. Dies geschehe durch Ausbildung, ein eigenes Einkommen und die persönliche Unabhängigkeit.
Frauen des SI-Clubs Ahaus erst einmal zufrieden
Und genau da kommt der SI wieder ins Spiel: Denn Frauen zu stärken, ist das oberste Ziel der weltweit tätigen SI-Clubs. Mit dem Nachmittag und Abend in Ahaus sind die Frauen durchaus zufrieden: „Trotz des schlechten Wetters sind wir mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen“, sagt Rita Wehr, Unternehmerin aus Südlohn und SI-Mitglied. Den wenigsten sei bewusst, das an durchschnittlich jedem dritten Tag in Deutschland eine Frau an den Folgen häuslicher Gewalt verstirbt.
Den Frauen ist auch wichtig, den Verein „Frauen für Frauen“ im Gespräch zu halten und auf das Angebot aufmerksam zu machen. Auch, weil es dort auch verschiedene präventive Angebote und Beratungen gebe.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
