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Zu wenig Personal im Rathaus: Einige Aufgaben werden liegen bleiben
Untersuchung
Etliche Aufgaben im Ahauser Rathaus bleiben liegen, weil die Personaldecke zu dünn ist. Das zeigt eine Untersuchung. In drei Fachbereichen fehlen 14 Stellen. Doch die Politik bleibt skeptisch.
Im Ahauser Rathaus gibt es zu wenig Personal, um alle Aufgaben, die dort anfallen, zu erledigen. Das legt zumindest eine Untersuchung der Firma Picture aus Münster nahe. Das Fachbüro für Organisationsgestaltung und Prozessmanagement im öffentlichen Sektor hat in den vergangenen Monaten drei Fachbereiche der Ahauser Verwaltung und die Stabsstelle Digitalisierung genau untersucht.
Ergebnis: In den Fachbereichen „Datenverarbeitung“, „Bildung, Sport, Kultur“ und Immobilienwirtschaft sowie der Stabsstelle sind aktuell 46,2 Vollzeitäquivalente – also Mitarbeiter mit vollen Stellen – beschäftigt. Aufgaben gibt es allerdings für 71,5 Stellen. Mit einigen Optimierungen könne man diesen Wert noch auf 60,8 drücken. Trotzdem: „Der Aufgabenumfang liegt im Moment weit über dem Personalbestand“, erklärte Hendrik Woltering, Berater bei Picture.
Bürgermeisterin von tatsächlichem Bedarf überrascht
„Als ich das gesehen habe, musste ich schlucken“, sagte Bürgermeisterin Karola Voß im Hauptausschuss. Persönlich habe sie nicht mit einem so erheblichen Bedarf gerechnet. Die Frage müsse nun sein, welche Stellen noch für das kommende Jahr umgesetzt werden können. Auch wenn natürlich nicht alle direkt vorgesehen würden.
2300 einzelne Aufgaben hat das Unternehmen in den vier Bereichen der Ahauser Verwaltung identifiziert. 15 Prozesse haben sie detaillierter untersucht, zu Steckbriefen zusammengefasst und nach Verbesserungen gesucht. Das können auch ganz kleine Dinge sein: Beispielsweise, dass zukünftig nicht mehr die Verwaltung, sondern der jeweilige Hausmeister in einer Schule eine Reparatur beauftragen kann. Das würde etliche Telefonate und Abstimmungen sparen.
Politik fordert Differenzierung nach Freiwillig und Pflicht
Trotz der Datenlage stießen diese Ergebnisse bei den Politikerinnen und Politikern im Hauptausschuss erst einmal auf Skepsis und Ablehnung: Erst einmal müsse man ja nach freiwilligen und Pflichtaufgaben differenzieren, erklärte Dr. Michael Räckers (CDU). „Und wir sehen hier 15 Prozesse im Detail. Wie viele gibt es denn insgesamt?“, fragte er. So weit ist die Analyse noch nicht. Auch Jörg Blisniewski (CDU) hakte nach: Ob denn nicht durch andere Bereiche des Rathauses noch Kompensationen möglich wären?
Eine Frage, die die beiden Planer so nicht beantworten konnten: Es handele sich um genau Untersuchungen einzelner Bereiche. Die ließen sich so nicht einfach übertragen: „Wir spekulieren nicht. Wir haben die Aufgaben erfasst, die da sind“, machte Martin Instinsky deutlich.
„Wieso funktioniert die Stadt überhaupt noch?“
Doch auch von der UWG gab es Kritik: „Mir fehlen Strukturen, es wurden sehr ähnliche Prozesse untersucht“, erklärte Hubert Kersting. Auch sollten Aufgaben zunächst nach Wichtigkeit sortiert werden, bevor man sie näher untersuche. Er zweifelte insgesamt an den Ergebnissen: „Wenn die Lage so ist, warum funktioniert die Stadt dann überhaupt noch?“, fragte er in die Runde.
Karola Voß und die Fachbereichsleiter sprangen in die Bresche: Wegen zahlloser Überstunden und übermäßigem Engagement der Beschäftigten. Und weil einige Dinge schlicht liegen bleiben würden. Überstunden würden inzwischen sogar ausgezahlt, weil ein Freizeitausgleich gar nicht mehr möglich sei.
Die Bürgermeisterin relativierte: „Wir leisten uns an manchen Stellen eine sehr gute Qualität und einen hohen Standard.“ Allerdings wolle sie auch nicht zwischen Pflichtaufgaben und freiwilligen Leistungen unterscheiden. Aber bei einigen Dingen müsse die Verwaltung in Zukunft eben vorschlagen, sie nicht mehr zu machen, falls sich an der Personaldecke nichts ändere.
Der Kämmerer und Erste Beigeordnete Hans-Georg Althoff lenkte den Blick auf eine andere Statistik: „Wir sehen es ja jedes Jahr an den geplanten Investitionssummen im Haushalt, die wir verschieben, weil sie nicht abgearbeitet werden konnten.“
Eine Lösung gab es an diesem Abend noch nicht. Der Stellenplan wird bei der anstehenden Haushaltsberatung Thema werden.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
