Der Gronauer Daniel Schultewolter ist seit dem 1. April Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung im Kreis Borken. In seiner Heimatstadt engagiert er sich als sachkundiger Bürger – und hat dabei auch Berührungspunkte mit der Wirtschaftsförderung.

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Für Daniel Schultewolter ist Wirtschaftsförderung ein Herzensanliegen

rnWirtschaftsförderungsgesellschaft

Wirtschaftsförderung liegt ihm seit vielen Jahren am Herzen. Für Dr. Daniel Schultewolter ist es ein Glücksfall, dass er jetzt in seiner Heimat sowohl beruflich als auch ehrenamtlich in dem Bereich tätig sein kann.

von Guido Kratzke

Ahaus, Kreis Borken

, 16.12.2021, 14:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es ist ein Thema, das ihm seit vielen Jahren am Herzen liegt: die Wirtschaftsförderung. Für Dr. Daniel Schultewolter ist es ein Glücksfall, dass er jetzt in seiner Heimat sowohl beruflich als auch ehrenamtlich in dem Bereich tätig sein kann. In seiner Freizeit engagiert er sich als Sachkundiger Bürger in der Kommunalpolitik, beruflich leitet er seit rund einem halben Jahr die Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken (WFG) in Ahaus.

„Für meine Frau und mich stand fest, dass wir in Gronau bei unseren Freunden und Verwandten wohnen wollten“, erinnert sich der gebürtige Eperaner. „Wenn ich in Gronau unterwegs bin, dann sage ich immer, ich komme aus Epe“, outet er sich als Poalbürger. „Im Kreis sage ich, ich komme aus Gronau.“ Da scheint das Buterland als aktueller Wohnort ein guter Kompromiss zu sein.

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Außergewöhnlich bei seinem Arbeitsbeginn bei der WFG am 1. März war, dass sein Vorgänger noch einen Monat im Amt war. So konnte die Übergabe der Verantwortung schrittweise erfolgen, viele Fragen im Alltag geklärt werden. „Das war Gold wert“, bilanziert er heute die Übernahmephase des 22-köpfigen Teams in Ahaus.

Einmal Sachsen-Anhalt und zurück

  • Der Weg an die Spitze der Kreistochter lief für Daniel Schultewolter nicht auf vorgezeichneten Wegen. Zunächst begann der heute 37-Jährige ein Studium der Politikwissenschaft. Nach ein paar Semestern startete er zudem das Studium der Volkswirtschaftslehre an der Uni in Münster, in dem er später auch promovierte.
  • Am Institut für Siedlungs- und Wohnungswesen war er im Anschluss daran als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig – bis er sich im Jahr 2018 dazu entschloss, den Hochschulbereich zu verlassen und in die Wirtschaftsförderung zu wechseln.
  • Verbunden damit war allerdings das Verlassen der Heimat. Seine Anstellung führte ihn nach Sachsen-Anhalt, wo er die Stabstelle Wirtschaftsförderung und Tourismus im Saalekreis übernahm. Als sich nach zwei Jahren die Möglichkeit bot, zurück ins Münsterland zu wechseln, ergriff er sie und wurde im Oktober 2020 Geschäftsbereichsleiter Wirtschaftsförderung der Wirtschaftsförderungs- und Stadtmarketing Gesellschaft Bocholt.
  • Kaum war er in Bocholt, wurde für den bisherigen Geschäftsführer der WFG, Dr. Heiner Kleinschneider, nach über 30 Jahren im Amt ein Nachfolger gesucht. Der Diplom-Volkswirt warf seinen Hut in den Ring – und erhielt die Stelle.

Die Wirtschaftsförderung nimmt auch in seiner ehrenamtlichen Tätigkeit einen bedeutenden Raum ein. Seit dem Jahr 2001 ist er politisch aktiv, noch bevor er nach der Kommunalwahl 2004 erstmals als Sachkundiger Bürger berufen wurde, übernahm er das Amt des Vorsitzenden der Jungen Union. Seit dem Jahr 2014 gehörte er auf dem Ticket der CDU dem Aufsichtsrat der Gronauer Wirtschaftsförderung an, musste die Tätigkeit während seiner Zeit in Sachsen-Anhalt allerdings unterbrechen.

Kommen da keine Eifersüchteleien bei den anderen Kommunen auf, wenn sich der oberste Wirtschaftsförderer des Kreises in seiner Heimatstadt engagiert? „Wir sind Dienstleister für alle“, betont der promovierte Volkswirt. Zudem seien die Tätigkeiten der Wirtschaftsförderungen auf kommunaler und kreislicher Ebene deutlich unterschiedlich. Während zum Beispiel die Gründungsberatung im Kreis gut aufgehoben sei, nehme vor Ort die Flächenvermarktung eine große Rolle ein. Neben der Expertise in spezialisierten Teilbereichen gehe es auf Kreisebene beispielsweise auch darum, Kräfte zu bündeln.

„Wir haben als Kreis Borken eine 108 Kilometer lange Grenze mit den Niederlanden“, verweist er auf eine Besonderheit. „Da liegt immer noch Potenzial, das gehoben werden kann.“ Es gebe verschiedene Akteure, die sich darüber ständig Gedanken machen, wie eine inhaltliche und geografische Bündelung erfolgen könne. Es gelte, die Kräfte von Euregio, AIW aber auch niederländischen Verbänden zu bündeln. Dafür sei man auch mit vielen Kommunen im Gespräch. „Die WFG kann die verschiedenen Akteure an einen Tisch bringen – gemeinsam können wir Synergien nutzen und mehr erreichen als jeder für sich.“

Zukunftsthemen angehen

Eng verbunden mit seinem Ziel, gute Rahmenbedingungen und Dienstleistungen für die Unternehmen vor Ort zu schaffen, sind auch Zukunftsthemen: Die Nutzung erneuerbarer Energien, die Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bei Unternehmen oder auch Hochschulen, vor allem aber die Verstetigung liegt ihm am Herzen.

„In einem Flächenkreis ist ein ausgewogenes Maß von strategischer und konzeptioneller Arbeit sowie der Kontakt zu den Unternehmen eine besondere Herausforderung“, hat Daniel Schultewolter schon nach kurzer Zeit herausgefunden. Auch wenn sein täglicher Weg ins Büro kürzer geworden ist – viel unterwegs ist er wegen der großen Ausdehnung des Kreises auch heute noch. Dabei stellt er fest, dass es zwar regionale Branchenschwerpunkte gibt, aber keine gravierenden strukturellen Unterschiede. „Wir haben es mit einer kleinteiligen Branchenstruktur und dazu mit vielen mittelgroßen Unternehmen zu tun“, beschreibt er den Westmünsterlandkreis und dessen Vorteile: ein geringeres Risiko als zu den Zeiten, in denen die klassische Textilindustrie noch prägend war. „Was viele aber oft vergessen, ist, dass wir nach wie vor viele hoch spezialisierte Textilbetriebe in der Region haben.“

Breitband, Facharbeitskräftefrage, Wasserstoff-Netzwerk verbinden

Zusammenarbeit ist für Schultewolter auch ein Thema unter den Münsterlandkreisen. „Eine Konkurrenz gibt es dort nicht, weil die Themen uns alle beschäftigen.“ Dabei verweist er ebenso auf Breitband, die Facharbeitskräftefrage oder auch das Wasserstoff-Netzwerk. „Alle Wirtschaftsförderungen fragen sich derzeit, wie man sich in puncto Nachhaltigkeit aufstellt.“ Dabei gebe es verschiedene Optionen. So gelte es auf der Fläche möglichst viele Nutzungen unterzubringen, auch sei eine Förderung vom Bauen in die Höhe vorstellbar, um den Flächenverbrauch zu verringern.

„Das ist aber abhängig von den Betrieben.“ Zudem sei es bei den vorhanden Gebäuden nicht immer möglich. „Das wissen auch die Betriebe, dass es in diese Richtung geht“, beschreibt Schultewolter seine Beobachtungen. Vor Ort bedeute dies vor allem eine Anreizsetzung. So könne ökologische Nachhaltigkeit mit Preisnachlässen belohnt werden.

Seine Heimatstadt sieht der Ökonom angesichts der mittlerweile zur Verfügung stehenden Gewerbeflächen gut aufgestellt. Sorgen bereitet ihm ganz persönlich allerdings die Verfügbarkeit von Grundstücken für den privaten Wohnungsbau. Seit seiner Rückkehr nach Gronau wohnt er zur Miete und steht vor den gleichen Herausforderungen wie viele, die in Gronau gerne bauen würden.