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Dr. Josef Braun gibt Zahnarztpraxis nach 30 Jahren an die nächste Generation
Familientradition
30 Jahre vergingen schnell: Der Ahauser Zahnarzt Dr. Josef Braun tritt in die zweite Reihe und übergibt seine Praxis. Für die Patienten soll sich nichts ändern, denn alles bleibt in der Familie.
30 Jahre hat Dr. Josef Braun seine Zahnarztpraxis an der Wallstraße geführt. Zum Jahreswechsel hat er einen ersten Schlussstrich gezogen: „Ich bin jetzt Angestellter“, sagt der 65-Jährige fröhlich.
Natürlich an derselben Stelle. Denn die Praxis bleibt in der Familie: Sohn und Schwiegertochter führen sie weiter. Sebastian (32) und Janna Braun (35) haben sie übernommen und führen sie als Gemeinschaftspraxis.
Für Josef Braun, der an der Wallstraße 1992 die bereits 1957 gegründete Praxis übernahm, bedeutet der Schritt vor allem mehr Freiheit. Das kann er nach knapp einem Monat als Angestellter schon sagen: „Ich bin ganz froh, nicht mehr für das operative Geschäft zuständig zu sein.“ So schlafe er schon deutlich ruhiger als in den Jahrzehnten zuvor.
Josef Braun verabschiedet sich in schleichendem Prozess
Er habe sogar überlegt, sich komplett zur Ruhe zu setzen, wolle aber auf jeden Fall doch noch ein paar Jahre arbeiten. Wie lang, mag er jetzt noch nicht abschätzen. „Das wird ein schleichender Prozess“, sagt er. Auch seine Frau Sonja-Ute werde weiter in der Verwaltung der Praxis arbeiten.

Für die Patienten soll sich nach dem Generationswechsel nicht viel ändern, sagen die drei Zahnärzte. Auch wenn so schon genug zu tun ist, hat Sebastian Braun sich für dieses Jahr noch etwas vorgenommen: Er will seine Doktorarbeit verteidigen. © Stephan Rape
Darauf baut auch die nächste Generation: „Es ist gut, jederzeit auf die große Erfahrung und die Unterstützung meines Vaters setzen zu können“, sagt Sebastian Braun.
Dass er die Praxis einmal übernehmen werde, steht für ihn schon lange fest. Schließlich sei er in den Praxisräumen aufgewachsen.
Spätestens mit seinem Eintritt 2017 sei das dann klar gewesen. Es sei die Mischung aus Altbewährtem und Innovation, aus Medizin und Handwerk, die ihn schon früh gepackt habe.
Klarer Entschluss für die Praxis in Ahaus
Seine Frau, die aus Ostfriesland stammt, lernte er am ersten Tag des Zahnmedizinstudiums in Hannover kennen. Sie gehört seit 2019 zum Team. Sie sieht das ähnlich: „Ich habe vorher noch in Hannover gearbeitet“, sagt sie. Dann sei aber der Entschluss für Ahaus und für die Praxis gefallen. Es sei natürlich ein riesiger Vorteil, eine gut laufende, moderne Praxis übernehmen zu können.
Beide wollen die Entwicklung der Praxis fortführen: Für die Patienten solle sich eigentlich nichts ändern. Auch das 15-köpfige Team bleibt komplett bestehen.
Digitalisierung war 1992 noch überhaupt nicht vorstellbar
1992, als Josef Braun die Praxis an der Wallstraße übernahm, stand Innovation noch auf einem ganz anderen Niveau. Er muss lächeln, als er auf Bilder von der ersten Praxiseinrichtung blickt. „Das kann man sich so heute ja gar nicht mehr vorstellen“, sagt er.
„Als ich hier ankam, gab es ein Telefon und Aktenordner. So viel zur damaligen Digitalisierung“, ergänzt er lachend. Die langen Regale mit Unterlagen und Abrechnungen, die umfangreiche Patientenkartei sind längst verschwunden. „Natürlich alles digitalisiert“, sagt Josef Braun.
Doch die Digitalisierung umfasst mehr als die reine Patienten- und Praxisorganisation. Ein Beispiel? Gebissabdrücke: Die werden schon seit einiger Zeit komplett digital erfasst. Kein Patient müsse mehr in die Abdruckmasse beißen.
„Da war schon die Fehleranfälligkeit riesig“, sagt Josef Braun. An deren Stelle ist ein digitales System gerückt, dass die Zähne genau vermisst und daraus ein digitales Modell errechnet.
Auch mit der Zahntechnik funktioniere die Zusammenarbeit daher einfacher. Daten können schnell hin- und hergeschickt werden, sind überall verfügbar. „Nur mit den Krankenkassen läuft noch viel analog. Per Post oder Fax“, sagt Sebastian Braun. Das werde auch wohl noch eine ganze Zeit so bleiben.
Arbeitsalltag verändert sich immer weiter
Und auch der Arbeitsalltag hat sich gewandelt: „Prophylaxe wird immer wichtiger und nimmt immer mehr Raum ein“, sagt Janna Braun.
Und sogar mobil ist die Praxis seit einigen Jahren unterwegs: „Mit einer mobilen Einheit können wir beispielsweise in Pflege- oder Alteneinrichtungen genauso behandeln wie hier in der Praxis“, erklärt Josef Braun.
Mit der Praxis wollen sie so in Zukunft für alle Patienten da sein: „Vom Säugling bis zum Senior“, fasst Sebastian Braun zusammen.
Für die Patienten soll sich also nach dem Generationswechsel nicht viel ändern, sagen die drei Zahnärzte. Auch wenn so schon genug zu tun ist, hat Sebastian Braun sich für dieses Jahr noch etwas vorgenommen: Er will seine Doktorarbeit verteidigen.
Stichwort: Doktorarbeit verteidigen
Die Disputation ist ein wissenschaftliches Streitgespräch, in dem der Doktorand in den meisten Fällen seine Arbeit verteidigt. Die Prüfung kann jedoch auch über das Thema der Dissertation hinausgehen. Diese Verteidigung ist heute die verbreitetste Prüfungsform in Promotionsverfahren.Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
