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Über die Hälfte der Ausbildungsstellen bei Baufirmen bleiben unbesetzt
Auszubildende fehlen
Das Interesse an einer Ausbildung im Baugewerbe nimmt immer weiter ab. Das gilt auch für den Kreis Borken. Ahauser Unternehmen berichten, wie sich die Situation bei ihnen darstellt.
Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres sind viele Baufirmen im Kreis Borken vergeblich auf der Suche nach Azubis. Darauf weist die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) unter Berufung auf aktuelle Zahlen der Arbeitsagentur hin. Danach blieben im Juli 56 Prozent aller Ausbildungsstellen auf dem Bau unbesetzt. Von 188 ausgeschriebenen Plätzen im Kreis waren noch 105 zu vergeben. Bereits im vergangenen Jahr waren zum selben Zeitpunkt 46 Prozent aller Ausbildungsplätze im Bauhauptgewerbe unbesetzt.
Auch bei Ahauser Firmen entstehen so Lücken. „Wir hatten in den letzten zwei Jahren keine einzige Bewerbung, davor waren es immer drei, vier. Das lässt nach“, bestätigt Mike Marpert, bei der Firma Bauunternehmung Elpers für Personalangelegenheiten zuständig. Dabei habe man jetzt zum ersten Mal auch online sowie in einer Zeitschrift Werbung gemacht, ohne Erfolg. „Junge Menschen haben kein Interesse an der Arbeit und vielleicht auch eine falsche Vorstellung, was gefragt ist“, glaubt er.
Kaum Besserung in Sicht
„Wir bilden Maurer aus, das ist nicht der einfachste Handwerksberuf“, erläutert Mike Marpert. Auch die Anforderungen in der Berufsschule seien nicht gering. Bei Elpers würden zwar jedes Jahr einige Ferienjobber arbeiten, daraus ginge aber selten ein Auszubildender hervor. „Es ist keine Besserung in Sicht, einige kleinere Unternehmen werden es vielleicht nicht packen“, glaubt Mike Marpert.
„In der Regel haben wir jedes Jahr einen Lehrling gehabt, aber diesmal hat sich keiner gemeldet“, berichtet Heinz Mönning, Geschäftsführer beim Alstätter Bauunternehmen Mönning. Begabte Handwerker würden bei Mönning nach einem Ferienjob oder Praktikum übernommen, eine schriftliche Bewerbung habe man bislang noch nicht verlangt.
Ein Unternehmen bildet gegen den Trend aus
Einerseits erklärt Heinz Mönning durchaus optimistisch: „Wir wollen jedes Jahr ausbilden und das wird auch weiterlaufen.“ Andererseits weiß er aber auch: „Berufe im Handwerk sind nicht mehr gefragt.“ Das könne mittelfristig schon zu einem Problem werden.
Die Talsohle vorübergehend durchschritten hat dagegen das Wessumer Unternehmen Hilbring und Nienhaus Bau. „Seit drei Jahren haben wir wieder regelmäßig Auszubildende, derzeit vier in drei verschiedenen Lehrjahren. Davor hatten wir zwei, drei Jahre keinen“, berichtet Buchhalterin Ute Fleer.
Hilbring und Nienhaus gelangt vor allem über Praktika an Kandidaten für eine Ausbildung zum Maurer. Ein Auszubildender aus Syrien habe zuvor bei einer Gartenbaufirma gearbeitet und sei dann zu Hilbring und Nienhaus gewechselt.
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