Hund, Katze und Co. sind in der Pandemie gefragter denn je. Tierheim-Betreiberin Julia Rehermann weist aber darauf hin, dass Haustiere zwar lieb, aber eben auch richtig teuer sein können.
Haustiere sind Gewinner der Corona-Krise, und ihre „Fangemeinde“ wächst ständig. So mancher Promi-Vierbeiner hat sogar einen eigenen Social-Media-Account. In Corona-Zeiten mit den ewigen Lockdown-Auf und -Abs, mit Homeoffice, Homeschooling und Kontaktbeschränkungen ist die Attraktivität der tierischen Begleiter noch mal nach oben geschnellt.
So viele Neu-Tierhalter gab es sonst nicht. Das weiß auch Julia Rehermann von Julias Tierheim in Ahaus, die auch für den Tierschutzverein Nordkreis Borken spricht: „Viele unterschätzen dabei die Kosten, die auf die Besitzer eines Haustieres zukommen.“
Berechnet auf die tierische Lebenszeit kann das sogar ein kleines Vermögen bedeuten. Manchmal kann das sogar den Wert eines Einfamilienhauses oder eines Kleinwagens bedeuten. Schließlich stellen die Ausgaben für die Anschaffung nur den geringsten Anteil an den Lebenshaltungskosten für die Vierbeiner dar.
Beispiel Hund: Wer sich einen Hund zulegt, muss mit Kosten zwischen 300 und über 1000 Euro rechnen. Die günstige Variante ist das Tierheim. „Bei uns liegt die Schutzgebühr zwischen 300 und 450 Euro“, sagt Julia Rehermann. Wer Wert auf Rassehunde oder vielleicht sogar exotische Rassehunde legt, muss oft sogar mehrere Tausend Euro hinblättern.
Grundausstattung
Damit ist es aber längst nicht getan. Als Erstes steht die Grundausstattung auf der Agenda. Schließlich muss der neue Hausgenosse eingekleidet werden, sprich Halsband und Leine müssen fürs Gassigehen erworben werden. An Fressen und Trinken muss auch gedacht und dafür passende Näpfe angeschafft werden. Ein passender Korb als Schlaf- und Ruheplatz, Bürste und Kamm stehen auch auf dem Einkaufszettel. Kosten, die in allen Bereichen von-bis gehen können.
Ein Beispiel: Im Ahauser Tierheim-Laden sind Halsbänder schon für 4, aber auch für 50 Euro zu bekommen. Die Tierheim-Chefin schätzt, dass für die Grundausstattung im Durchschnitt rund 200 Euro anfallen. Allgemein wird diese Position mit 150 bis 300 Euro beziffert. Nach oben ist keine Grenze gesetzt.
Laufende Kosten von Steuern bis Versicherung
Weiter geht‘s mit den jährlich wiederkehrenden Kosten. In Ahaus müssen Hundebesitzer bei der Hundesteuer mit 42 (Einzelhund); 66 (zwei Hunde) oder 72 Euro (drei Hunde und mehr) rechnen. Die Tarife für eine Haftpflichtversicherung liegen zwischen 30 und 80 Euro. Inzwischen gibt es auch immer mehr Anbieter von Tier-Krankenversicherungen, die Tierarztkosten und Operationen teilweise oder komplett abdecken. Monatliche Kosten, je nach Alter, Rasse und Größe des Tieres: 20 bis 70 Euro.
Apropos Tierarztkosten. Regelmäßige Impfungen, Entwurmungen und Schutz gegen Parasiten gehen auch ins Geld. Richtig teuer wird es bei den Senioren auf vier Beinen. Nicht nur durch Besuche bei Tierärzten und/oder Heilpraktikern und Physiotherapeuten. Auch die medikamentöse Unterstützung für das alte Herz, die alten Knochen und Gelenke des Hundes kosten. An Futterkosten rechnet man mit täglichen Ausgaben von rund 0,80 bis 1,50 Euro. Heißt: Wenn die Lebenszeit eines Hundes, abhängig von Größe und Rasse, rund 12 bis 14 Jahre beträgt, kann da alleine für die planbaren Kosten gut und gerne ein fünfstelliger Betrag (geschätzt 30.000 Euro) zusammenkommen.
Nicht planbare Ausgaben
Nicht planbar sind unvorhergesehene Kosten für die Folgen von Unfällen oder Krankheiten. Das allein kann in die Tausende gehen. Die vierjährige Mischlingshündin Annalina in Julias Tierheim ist so ein Fall. Ihr wurde ein Teil eines Hinterbeines amputiert. Jetzt wartet sie auf eine Prothese.
„Das alles muss man wissen, bevor man sich für ein Tier entscheidet“, sagt Julia Rehermann. Auch sie hat es schon erlebt, dass ein Besitzer die OP-Kosten, in dem Fall war es eine Katze, nicht zahlen konnte. „Die 1500 Euro haben wir vom Tierschutzverein übernommen und die Katze nachher vermittelt.“
Auch die artgerechte Haltung von Katzen ist ein lebenslanger Dauerauftrag, für die im Laufe der 15 bis 18 Katzenlebensjahre rund 10.000 Euro einzuplanen sind. Dass die sich allein von Mäusen ernähren können, ist nämlich ein Irrglaube. Neben den Positionen, die ähnlich sind wie die beim Hund, kommt für Katzen in Ahaus und Umgebung eine Besonderheit hinzu.
Seit 2017 gilt im gesamten Kreis Borken eine Registrier- und Kastrationspflicht. „Jede freilaufende Katze muss registriert und gechippt sein“, betont Julia Rehermann. Ein Thema, bei dem noch sehr viel Überzeugungsarbeit nötig sei. Nicht nur wegen der zusätzlichen Kosten für den Chip und die Kastration. Erwachsene Katzen werden vom Tierheim nur kastriert abgegeben, für die ganz jungen wird das im Abgabevertrag vertraglich festgelegt.
Ein Pferd kann es mit einem Haus aufnehmen
Die laufenden Ausgaben für Hund und Katz sind aber noch nichts im Vergleich zu denen für ein Pferd. Hier ist nicht nur die Basisanschaffung (Sattel, Zaumzeug usw.) deutlich teurer, neben den täglichen Futterkosten führen hier auch Stallmiete (300 bis 900 Euro), Hufschmied, Versicherung zu solchen Ausgaben, die über die Jahre in den sechsstelligen Bereich wachsen.
Wer aber glaubt, dass nur die großen und größeren Tiere ins Geld gehen, sollte wissen, dass auch die Unterhaltung von Hamstern, Vögeln, Meerschweinchen und anderen nicht kostenlos ist. Eine Schildkröte verursacht hier sogar die höchsten Kosten. Über 25.000 Euro. Weil sie uralt werden kann (bis zu 95 Jahren). Das alles müsse man bedenken, sagen Tierschützer wie Julia Rehermann: „Dafür sollte man möglichst etwas auf der hohen Kante haben.“ Damit man nicht nachträglich böse Überraschungen erlebt und die anfängliche Begeisterung über das neue Tier schnell wieder verflogen ist.
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
