
© Julias Tierheim
Verwahrlostes und schwer verletztes Kaninchen auf Parkplatz ausgesetzt
Julias Tierheim
In Ottenstein fand eine Familie ein schwer verletztes und völlig verwahrlostes Kaninchen. Ob es überlebt, ist noch unklar. Bei Julias Tierheim ist man schockiert – und dem Täter auf der Spur.
Abgeknabberte Ohren, freiliegende Knochen an der Hinterpfote, Bissverletzungen am ganzen Rücken. Julia Rehermann, Leiterin von „Julias Tierheim“ in Wüllen-Sabstätte, hat es häufig mit Tieren zu tun, die eine harte Zeit hinter sich haben. Aber selbst sie sagt am Dienstag im Gespräch mit der Redaktion: „So etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Es mache sie traurig und wütend zugleich, wozu Menschen in der Lage sind.
Was war passiert? Eher zufällig stach am Montagmorgen einer Familie auf einem Parkplatz in Ottenstein ein Karton ins Auge. Sofort fiel auf, dass er sich bewegte. Erster Verdacht: eine streunende Katze. Sie stiegen aus ihrem Auto aus und fanden im Karton einen völlig verwahrlostes Kaninchen. Grau-weißes Fell, männlich, unkastriert. Die Familie beschloss, das Kaninchen zu Julias Tierheim zu bringen.
Erstversorgung in Julias Tierheim
Dort kümmerten sich Julia Rehermann und ihr Team um die Erstversorgung. Mit kleinen Möhren „päppelten“ sie das unterernährte Tier auf. Dann kümmerten sie sich um die Verletzungen. „Der gesamte Rücken ist mit Bisswunden übersät, die Ohren sind halb abgefressen, am hinteren Pfötchen, an dem die Knochen freiliegen, hat es eine alte Verletzung. Die Augen sind trüb, was auf eine Krankheit hindeuten könnte“, berichtet Julia Rehermann.

Am hinteren Pfötchen liegen sogar die Knochen offen. © Julias Tierheim
Am Dienstag steht der abschließende Befund vom Tierarzt noch aus. Doch die Leiterin des Tierheims weiß: „Das Kaninchen ist in einem kritischen Zustand. Am Ende müssen wir entscheiden, ob das Tier noch eine Lebensqualität oder nur noch unendliche Schmerzen hat. Wir hoffen aber alle, dass das Kaninchen es packt.“
Einen Verdacht, wie das Tier in einen solch desolaten Zustand geraten ist, hat sie bereits: „Für mich sieht es nach einem Haltungsfehler aus. Wenn man zum Beispiel zwei Kaninchenböckchen zusammen hält, kann es zu Revierkämpfen kommen. Dann muss man als Halter schnell reagieren und die beiden Tiere trennen.“ Bei Julias Tierheim sei es daher gängige Praxis, dass Kaninchen – zum Beispiel ein männliches gegen ein weibliches – miteinander getauscht werden. „Das hilft meist schon.“
Schwere Vorwürfe gegen ehemaligen Halter
Gegen den ehemaligen Halter des Tieres erhebt sie schwere Vorwürfe: „Das eine sind die Verletzung, das andere die Verwahrlosung. Da hat sich jemand überhaupt nicht um sein Tier gekümmert.“ Daher erwägt sie, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten. Denn das Aussetzen von Tieren ist in Deutschland strafbar. Es gibt sogar eine erste Spur zur Person, der das Kaninchen gehörte. „Auf dem Karton war eine Sendungsnummer, die wir vielleicht zurückverfolgen können.“

In Julias Tierheim wird das Kaninchen aktuell "aufgepäppelt". © Julias Tierheim
Eine Ausnahme sind ausgesetzte Tiere übrigens nicht. „Allein im vergangenen Jahr gab es mehrere Fälle. Einmal wurde sogar ein ganzer Wurf Katzenwelpen unter einem Auto gefunden – ebenfalls in einem Karton“, berichtet Julia Rehermann.
1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
