Der zentral gelegene Stall auf dem Hof im Besslinghook war vor genau einer Woche in Flammen aufgegangen. Dabei waren 1700 Schweine verendet. Ein Tierschützer fordert jetzt, strengere Gesetze für den Brandschutz in Ställen.

© Stephan Rape

11.000 Tiere: Betrieb erfüllte Anforderungen – mehr Brandschutz gefordert

rnFeuer im Besslinghook

Das Feuer, durch das in Alstätte 1700 Schweine verendet sind, hat eine technische Ursache. So viel scheint festzustehen. Derweil fordert ein Tierschützer einen strengeren Brandschutz für Ställe.

Alstätte

, 03.05.2022, 17:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eine Woche nach dem katastrophalen Großbrand bleibt die Polizei bei ihrer Einschätzung: Der Brand in dem Alstätter Schweinestall, bei dem rund 1700 Schweine verendet sind, hat eine technische Ursache. Zwei zusätzliche Brandsachverständige, die das Gebäude nach dem Brand unter die Lupe genommen haben, seien zu dem gleichen Schluss gekommen wie die Brandermittler der Polizei im Kreis Borken. Das hatte Thorsten Ohm von der Pressestelle der Polizei gegenüber unserer Redaktion erklärt.

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Dr. Manfred Ulrich, Leiter des Kreisveterinäramts im Kreis Borken, teilt die Einschätzung des für den Hof zuständigen Veterinärs Dr. Jörg Tenhündfeld: Die Tiere seien nicht zu retten gewesen. Aber: „Aus unserer Sicht gibt es in dem Betrieb nichts zu bemängeln“, macht er gegenüber unserer Redaktion deutlich. Weder tierschutz- noch tierseuchenrechtlich sei der Betreiber in irgendeiner Art und Weise auffällig gewesen. „Wir überprüfen die Höfe risikoorientiert“, erklärt er. Höfe, bei denen es Auffälligkeiten gebe, würden häufiger kontrolliert, als solche, die alle Vorgaben erfüllen.

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Großfeuer: Schweinestall im Besslinghook brennt komplett aus

150 Feuerwehrleute haben ab Dienstagabend im Besslinghook gegen die Flammen auf einem landwirtschaftlichen Anwesen gekämpft. Für etwa 1500 bis 2000 Schweine kam jede Hilfe zu spät. Sie verendeten in dem brennenden Stall. Die gute Nachricht trotz der Katastrophe: Die benachbarten Ställe konnten geschützt werden. Dort überlebten weitere 3000 bis 4000 Schweine.
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Der Hof im Besslinghook in Alstätte gehört eindeutig zur letzteren Kategorie. „2015 war dort die letzte Prüfung. Sie hat keine Beanstandungen ergeben. Der Betrieb ist gut geführt“, erklärt er. Die nächste Prüfung war für dieses Jahr geplant.

Außergewöhnlich großer Betrieb: 11.000 Tiere auf der Hofstelle

Allerdings handele es sich bei dem Hof schon um eine Ausnahme: wegen der Größe. „Auf der Hofstelle sind insgesamt rund 11.000 Schweine untergebracht“, macht der Kreisveterinär deutlich. Unter unterschiedlichen Firmierungen, wie er weiter betont. Zum Vergleich: Die Landwirtschaftskammer NRW nennt in ihren aktuellsten Zahlen 6.430 Betriebe in ihrem Zuständigkeitsbereich, die Schweine halten. Mit durchschnittlich 1.064 Schweinen je Halter. Bei den 1600 Sauenhaltern seien es 229 Tiere je Halter. Die Zahlen stammen allerdings aus dem Jahr 2020.

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Wie Dr. Jörg Tenhündfeld unserer Redaktion erklärt hatte, handele es sich bei dem landwirtschaftlichen Betrieb um einen Schweinemastbetrieb, der die Tiere von rund 25 Kilogramm auf ihr Schlachtgewicht von um die 120 Kilogramm bringt. Gleichzeitig hatte er auch betont, mit welchen technischen Systemen der Hof ausgestattet sei: Sie reichen von einer eigenen Stromversorgung über redundante Systeme zur Wasser- und Futterversorgung bis hin zu entsprechend Lüftungsanlagen.

Das Feuer hatte sich rasend schnell in dem gesamten Stall ausgebreitet. Das Gebäude entsprach allen Vorschriften des Brand- und Tierschutzes.

Das Feuer hatte sich rasend schnell in dem gesamten Stall ausgebreitet. Das Gebäude entsprach allen Vorschriften des Brand- und Tierschutzes. © Feuerwehr Ahaus

Auc, was den baulichen Brandschutz angeht, hat der Kreis Borken keine Bedenken. Wie Anna-Maria Levers von der Pressestelle des Kreises Borken erklärt, habe das abgebrannte Gebäude allen Anforderungen entsprochen. Bau und Betrieb seien komplett genehmigt gewesen.

Tierschützer fordert schärferen Brandschutz für Ställe

„Das reicht aber nicht“, sagt Herbert Moritz. Dem Natur- und Tierschützer aus Heek sind die großen Ställe und deren Regelungen ein Dorn im Auge. Der Brandschutz sei lange nicht ausreichend. Auch wenn der zuständige Veterinär oder das Kreisveterinäramt das anders sehen würden.

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Ausdrücklich betont er, dass er dem Alstätter Landwirt persönlich keinen Vorwurf mache. „Der macht, was er darf“, sagt er. Das Problem liege auf einer höheren Ebene: in der Landes- und Bundespolitik. „Es müssten ganz einfach strengere Brandschutzvorschriften für solche großen Ställe gelten“, erklärt er. Beispielsweise eine Abtrennung einzelner Buchten durch Brandschutzwände, die über die Dachhaut hinausragen. „Dann könnten die Flammen nicht auf den ganzen Stall übergreifen“, macht Herbert Moritz deutlich.

Entsprechende Gesetzesentwürfe seien aber von Lobbyisten verhindert worden. „Bei den Baukosten so eines Stalls wären es Peanuts, die Gebäude entsprechend auszurüsten“, erklärt er.

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